Großbritannien und Deutschland haben einen neuen Freundschaftsvertrag unterzeichnet und wollen angesichts vielfältiger Bedrohungen ihre Beziehungen vertiefen. Dabei werden auch mehrere Unternehmen der Rüstungsbranche profitieren, unter anderem Airbus, BAE Systems und Rheinmetall. Bei letzteren kommt noch Abspaltungsfantasie hinzu.
Fünf Jahre nach dem Brexit haben Deutschland und Großbritannien ihre Beziehungen mit einem umfassenden Freundschaftsvertrag auf eine neue Grundlage gestellt. Bundeskanzler Friedrich Merz und der britische Premierminister Keir Starmer unterzeichneten bei einer feierlichen Zeremonie im Victoria und Albert Museum in London das 27 Seiten starke Dokument, das von einem Aktionsplan mit 17 Punkten flankiert wird. Es sei ein "historischer Tag", sagte Merz.
Mit dem Vertrag soll in erster Linie die Zusammenarbeit in der Verteidigungs- und Wirtschaftspolitik vertieft werden. Die beiden Länder unterstreichen die durch ihre NATO-Mitgliedschaft schon bestehende militärische Beistandspflicht im Angriffsfall. Sie ist nicht zuletzt von Bedeutung, weil Großbritannien eine Atommacht ist.
Der Vertrag enthält eine Klausel über gegenseitigen Beistand, die "angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine von großer Bedeutung ist", so ein Beamter. Der Vertrag baut auf einem Verteidigungsabkommen aus dem vergangenen Jahr auf, das die gemeinsame Entwicklung von Langstrecken-Waffen vorsieht, und kommt, nachdem Frankreich und Großbritannien in der vergangenen Woche vereinbart haben, die Zusammenarbeit bei ihren jeweiligen Atomwaffen-Arsenalen zu verstärken.
Innerhalb eines Jahrzehnts soll ein europäisches Waffensystem unter Beteiligung beider Länder entwickelt werden, mit dem Ziele in 2.000 Kilometern Entfernung getroffen werden können. Ein solches System gibt es bisher nicht aus europäischer Produktion. Russland hat aber Mittelstreckenraketen. Die Europäer wollen mit den Waffen ein Gleichgewicht bei Abschreckung und Verteidigungsfähigkeit herstellen.
Auch der Export gemeinsam produzierter Rüstungsgüter soll erleichtert werden. Deutschland stand dabei bisher wegen sehr strikter Regeln oft auf der Bremse. Die Briten erhoffen sich von einem Kurswechsel zusätzliche Ausfuhren in Milliardenhöhe.
Im Rahmen der Ankündigung vom Donnerstag verpflichteten sich Großbritannien und Deutschland, "gemeinsame Export-Kampagnen" durchzuführen, um Aufträge aus anderen Ländern für gemeinsam hergestellte Ausrüstungen wie den Eurofighter Typhoon und das gepanzerte Fahrzeug Boxer zu erhalten.
Dies könnte dazu beitragen, den Absatz anzukurbeln, und stellt eine deutliche Kehrtwende gegenüber den letzten zehn Jahren dar, als Deutschland Saudi-Arabien und der Türkei den Kauf von Typhoons verwehrte.
Die Typhoon-Kampfflugzeuge werden von einem Konsortium europäischer Unternehmen hergestellt, darunter BAE Systems in Großbritannien und Airbus in Deutschland, wobei die verschiedenen Partnerregierungen für die Bestellungen in den einzelnen Ländern zuständig sind. Der Boxer wird von dem deutsch-britischen Joint Venture Rheinmetall BAE Systems Land hergestellt.
Zur weiteren Vertiefung der Beziehungen hat sich das deutsche Rüstungsunternehmen Stark bereit erklärt, eine neue Fabrik in Großbritannien zu errichten, die erste Produktionsstätte außerhalb Deutschlands, in der unbemannte Systeme mit KI-Technologie hergestellt werden sollen.
Sowohl die Aktien von Airbus als auch die von Rheinmetall gehören am Donnerstag neben Siemens und Siemens Energy zu den Tagessiegern im DAX. Airbus-Papiere gewinnen am frühen Nachmittag 1,4 Prozent auf 183,50 Euro, Rheinmetall legen im Xetra-Handel um 1,7 Prozent auf 1.847,50 Euro zu. Auch BAE Systems gewinnen an der Börse London 1,6 Prozent.
Bei Rheinmetall stützt am Donnerstag zudem Abspaltungsfantasie den Aktienkurs. Das Handelsblatt hat berichtet, dass der Rüstungskonzern sein Geschäft für Autozulieferungen loswerden wolle. Dazu spreche das Unternehmen mit dem Finanzinvestor One Equity Partners (OEP) über eine mögliche Übernahme (DER AKTIONÄR berichtete). Die Gespräche befänden sich jedoch noch in einer frühen Phase und könnten noch scheitern. Rheinmetall wolle nur bei einem guten Preis verkaufen. Der Rüstungskonzern wollte zu den Marktgerüchten keine Stellung nehmen. Und OEP hat eine Anfrage zunächst unbeantwortet gelassen.
Sowohl Rheinmetall, als auch BAE Systems und Airbus dürften vom Ausbau der Verteidigungsausgaben in Europa weiter profitieren. Die Aktien sind (und bleiben) allesamt laufende laufende Empfehlung von DER AKTIONÄR.
Wer sein Engagement auf eine noch breitere Basis stellen möchte, greift zu einem Zertifikat auf den European Defence Index. Darin befinden sich außer den drei genannten noch 17 weitere Unternehmen der europäischen Verteidigungsbranche. Alle Werte sowie passende Zertifikate auf den Index finden Anleger hier.
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17.07.2025, 15:10