Der Flugzeugbauer Boeing gewinnt in seiner Dauerkrise wieder etwas Boden unter den Füßen. Auch weil die Flugzeugproduktion anzog, verbrannte der Konzern im ersten Quartal weniger Geld als gedacht. Zudem zeigte sich Boeing-Chef Kelly Ortberg am Mittwoch zuversichtlich, die Produktion des Mittelstreckenjets 737 Max im Jahresverlauf wieder auf das Niveau von Ende 2024 hochzufahren. Doch dem Hersteller droht nach sechs Verlustjahren in Folge schon das nächste Desaster. Grund ist die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump.
An der Börse sorgten die Zahlen aus der Quartalsbilanz für Erleichterung: Die Boeing-Aktie gewinnt deutlich an Fahrt mit einem Plus von rund 8 Prozent.Damit gehört das Papier zu den stärksten Gewinnern im Leitindex Dow Jones Industrial.
"Unser Unternehmen bewegt sich in die richtige Richtung", sagte Firmenchef Ortberg. Boeing fokussierte sich auf Sicherheit und Qualität, und es gebe erste positive Ergebnisse. Man sei entschlossen, die notwendigen grundlegenden Veränderungen vorzunehmen, um die Leistung des Unternehmens wiederherzustellen und das derzeitige Umfeld zu meistern.

Die Analysten zeigten sich erleichtert über die guten News von Boeing. Die Schweizer Großbank UBS jedenfalls blickt optimistisch in die Zukunft. Der Cashflow habe die Erwartungen übertroffen und die Produktion des Modells Max steige weiter, schrieb Analyst Gavin Parsons in einer Studie. Zudem erwarte der Flugzeugbauer bis Jahresende weiterhin eine höhere Produktion der Modelle 737 und 787. Weitere Details erwartet Parsons unter anderem noch zur Cashflow-Dynamik, zum Zollrisiko in der Kosten- und Lieferkette, aber auch zur Kundenbelieferung. Das Kursziel lautet 190 Dollar.
Eine Schippe drauf legte die RBC. Die Kennziffern des Luftfahrtkonzerns seien insgesamt besser als befürchtet ausgefallen, schrieb Analyst Ken Herbert in einer Studie. Vor allem der Free Cashflow und die Rüstungssparte hätten überzeugt. Sein Kursziel lautet 200 Dollar.
Die überraschend guten Zahlen zeigen, dass Boeing auf einem guten Weg ist, das "Tal der Tränen" zu verlassen. Die Damokles-Schwerter Strafzölle, Handelskrieg und unterbrochene Lieferketten schwebt jedoch weiterhin über dem Konzern. Konkurrent Airbus scheint da etwas stabiler aufgestellt. DER AKTIONÄR bevorzugt daher Airbus-Aktien gegenüber Boeing. Nach dem jüngsten Dividendenabschlag hat der DAX-Wert ein attraktives Einstiegsniveau erreicht.

Enthält Material von dpa-AFX