Boeing hat vor US-Börsenstart am Mittwoch seine Geschäftszahlen für das erste Quartal vorgelegt. Obwohl erneut ein Verlust ausgewiesen wurde, konnten die Erwartungen der Analysten deutlich übertroffen werden. Dies verdankte der Luft- und Raumfahrt-Konzern vor allem den gestiegenen Flugzeug-Auslieferungen. Zugleich verbrannte Boeing weniger Geld. Die Aktie zieht an.
Der kriselnde Flugzeugbauer Boeing ist nach sechs Verlustjahren in Folge erneut mit einem Minus ins Jahr gestartet, das allerdings kleiner als befürchtet ausgefallen ist. Unter dem Strich stand für das erste Quartal ein Fehlbetrag von 31 Millionen US-Dollar nach einem Verlust von 355 Millionen Dollar ein Jahr zuvor. Der bereinigte Verlust pro Aktie betrug minus 0,49 Dollar pro Aktie. Analysten hatten einen deutlich größeren EPS von minus 1,27 Dollar erwartet. Auch die Umsätze im Q1 lagen mit 19,5 Milliarden Dollar leicht über den Erwartungen (19,43 Milliarden Dollar). Die Sales lagen somit 18 Prozent über denen des Vorjahresquartals.
Die besser als erwartet ausgefallenen Zahlen verdankt der Hersteller von Boeing-Jets vor allem deutlich gestiegenen Flugzeug-Auslieferungen, nachdem er seine Produktion nach einem Beinahe-Unglück einer Boeing 737 Max ein Jahr zuvor deutlich hatte drosseln müssen.
Zugleich verbrannte der Konzern weniger Geld als Anfang 2024 und weniger als von Experten geschätzt. Mit minus 2,3 Milliarden Dollar lag der bereinigte Barmittelfluss zwar unter den Analystenprognosen von 3,4 Milliarden Dollar, jedoch immer noch tief im roten Bereich.
Vor allem der verlangsamte Barmittel-Abfluss sorgt vor US-Börsenstart für gute Laune bei den Börsianern. Die Boeing-Aktie gewinnt vorbörslich zeitweise mehr als fünf Prozent auf über 171 Dollar. Am Dienstag war die Aktie mit einem Plus von zwei Prozent bei 162,52 Dollar aus dem Handel gegangen. Nun könnte die Überwindung einer wichtigen Widerstandszone anstehen.

Boeing-Chef Kelly Ortberg verweist darauf, dass der Konzern anfällig bleibt für die Auswirkungen der von Donald Trump verhängten Zölle. Diese haben zu einem Stopp der Flugzeuglieferungen nach China geführt, dem nach den USA zweitgrößten Luftfahrtmarkt der Welt. Der Vorstandsvorsitzende warnt, dass auch die Zulieferer Gefahr laufen, in die Handelskonflikte verwickelt zu werden, was die Kosten in die Höhe treiben und zu Verzögerungen bei der Flugzeugproduktion führen könnte.
"Während wir die Entwicklungen im Welthandel genau beobachten, gibt uns unser starker Start ins Jahr in Verbindung mit der Nachfrage nach Flugzeugen und unserem Auftragsbestand von einer halben Billion Dollar für unsere Produkte und Dienstleistungen die Flexibilität, die wir brauchen, um in diesem Umfeld zurechtzukommen", schrieb Ortberg in einer Mitteilung an die Mitarbeiter. Er betonte, dass die Ergebnisse "nur die zum 31. März in Kraft getretenen Zölle" widerspiegeln.
Ortberg sagte noch, dass es Boeing auch gelungen sei, die so genannte traveled work (Wanderarbeit) zu reduzieren. Dieser Begriff aus der Industrie beschreibt die Produktion in Fabriken, die nicht in der richtigen Reihenfolge arbeiten.
Das Unternehmen treibt auch die Zertifizierung seiner neuen Modelle 737-7, 737-10 und 777-9 voran, obwohl der CEO keinen endgültigen Zeitplan für die Inbetriebnahme dieser Flugzeugmodelle nannte. Insgesamt baue Boeing Flugzeuge von wieder höherer Qualität und liefere sie mit "größerer Vorhersehbarkeit" aus, so der CEO. Ortberg bekräftigte, dass Boeing in der Lage sei, die Produktion des Langstrecken-Jets 787 Dreamliner in diesem Jahr auf sieben Flugzeuge pro Monat zu erhöhen – wenn die Fabrik stabil bleibe.
Am Dienstag hatte Boeing den Verkauf seiner Flugnavigations-Einheit und anderer digitaler Vermögenswerte an die Software-Investmentfirma Thoma Bravo für 10,6 Milliarenden Dollar in bar angekündigt. Das markierte Ortbergs erste größere Portfoliobereinigung, die dem Unternehmen eine solide Finanzspritze verschafft.
Die überraschend guten Zahlen zeigen, dass Boeing auf einem guten Weg ist, das "Tal der Tränen" zu verlassen. Die Damokles-Schwerter Strafzölle, Handelskrieg und unterbrochene Lieferketten schwebt jedoch weiterhin über dem Konzern. Konkurrent Airbus scheint da etwas stabiler aufgestellt. DER AKTIONÄR bevorzugt daher Airbus-Aktien gegenüber Boeing. Nach dem jüngsten Dividendenabschlag hat der DAX-Wert ein attraktives Einstiegsniveau erreicht.
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