Er ist eine technische Neuheit und fast schon ein weiteres „Meisterwerk deutscher Ingenieurskunst“. Der jüngst von Porsche entwickelte und patentierte W18-Motor. Doch bereits hier kommen Fragen auf: Befindet sich der Sportwagenbauer nicht in der teuren Transformation zur E-Mobilität? Wie bleibt Geld, das „Auslaufmodell“ Verbrenner in Zeiten von Stellenabbau und wegbrechender Gewinne zu finanzieren? Ein Kommentar.
Mit dem W18-Motor zeigt Porsche, dass Ingenieurskunst in Zuffenhausen noch lebt. Drei Zylinderbänke á sechs Zylinder, bis zu drei Turbolader, ein hochkompaktes Layout – ein Aggregat, das auf dem Papier alles bietet, was die Herzen traditioneller Motorenfans höher schlagen lässt. Der Motor soll Reibung minimieren, Ansaugluft kühlen und Leistung maximieren – kurz: ein technisches Kunstwerk, ein starkes Signal. Aber eben ausgerechnet in einer Zeit, in der der Rest der Branche den Verbrenner längst zu Grabe getragen hat.
Und genau hier liegt das Problem. Porsche steckt mitten in der teuersten Transformation seiner Geschichte. Der operative Gewinn brach im ersten Halbjahr 2025 um ganze 67 Prozent auf 1,01 Milliarden Euro ein, die Umsatzrendite sank auf magere 5,5 Prozent. Der Netto-Gewinn schrumpfte auf 718 Millionen Euro – ein Absturz, den Noch-CEO Oliver Blume selbst als „Tiefpunkt“ bezeichnete. Hinzu kommen inzwischen schon drei Gewinnwarnungen im laufenden Jahr – zuletzt im September. Gleichzeitig fliehen Investoren: Seit dem Börsengang hat die Aktie mehr als 60 Prozent verloren, der DAX-Abstieg im September war der Tiefpunkt eines Vertrauensverlusts.
Und nun ein neues Patent für einen 18-Zylinder? Während die E-Offensive stockt, Milliarden in Batterien und Software versickern und China – einst wichtigster Markt, inzwischen stark auf E-Mobilität fokussiert – um mehr als 40 Prozent einbricht? Porsche senkte bereits zum dritten Mal die Prognose, der Cashflow liegt unter zehn Prozent, bis zu 8.000 Stellen stehen im Rahmen des jüngst verschärften Sparprogramms auf der Kippe. Da drängt sich die Frage auf: Ist der W18-Motor ein Bekenntnis zur Tradition, hat er einen tatsächlichen Nutzen oder ist er nur ein teures Symbol für Realitätsverweigerung in Zeiten knapper Mittel?
Der riesige W18 hat sicherlich seinen Nutzen, könnte dank der drei Zylinderbänke auch auf neun, 12 oder 15 Zylinder herunterskaliert werden, indem Porsche die Zylinderanzahl pro Bank variiert. Eventuell ist er auch ein Projekt für mit E-Fuels betriebene Supersportler – schließlich vertritt Porsche diesen Kraftstoff vehement. Doch aktuell belasten andere Probleme. Aufschluss werden die Q3-Zahlen geben, die Porsche am Freitag nach Börsenschluss präsentiert. Nachdem die Aktie in den vergangenen Tagen rund 15 Prozent gewonnen hat, sollte der Autobauer, die niedrigen Erwartungen unbedingt erfüllen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Porsche AG.
24.10.2025, 12:10