Die Aktie der Porsche AG steht am Montag wegen einer erneuten Gewinnwarnung unter Druck. Das Management hat unter anderem entschieden, dass Verbrenner länger im Programm bleiben sollen. In diesem Jahr fallen dadurch für Umplanungen erhebliche weitere Sonderlasten in Höhe von rund 1,8 Milliarden Euro an.
Laut einem Händler war die Entscheidung unausweichlich. Eine realistischere Zielsetzung sei zwar grundsätzlich gut, hieß es von der UBS. Deren Experte Patrick Hummel geht allerdings von weiterer Kursschwäche aus, da die Papiere der Porsche AG immer noch deutlich höher als Mercedes und BMW und wie ein Luxuswarenkonzern bewertet seien.
Hinzu kommt noch bei der Porsche AG, dass die Aktie nach ihrer schwachen Kursentwicklung ab sofort nicht mehr im Dax enthalten ist. Neben der UBS hat sich auch das Analysehaus Jefferies zu Wort gemeldet. Analyst Philippe Houchois hat das Kursziel von 47 auf 40 Euro gesenkt. Houchois passte seine Schätzungen für den Sportwagenbauer am Sonntag an die Prognosesenkungen vom Freitagabend an. Der Turnaround der Zuffenhausener werde eine langwierige Geschichte, so der Experte.
Deutsche Bank Research nahm das Kursziel für die Porsche AG von 55 auf 50 Euro zurück. Die kanadische Bank RBC dagegen hat die Einstufung nach der gekappten Prognose angesichts neuer milliardenschwerer Belastungen auf "Sector Perform" mit einem Kursziel von 43 Euro belassen. Der Schritt unterstreiche den erheblichen kurzfristigen Druck, dem sich der Sportwagenbauer ausgesetzt sehe, schrieb Tom Narayan in einer Studie. Verzögerungen bei der E-Mobilität-Plattform und eine Hinwendung zu Hybrid- und Verbrennungsantrieben signalisierten Herausforderungen für die Elektrifizierungsstrategie des Unternehmens. Die aktualisierte Prognose für 2025 zeige eine deutliche Verschlechterung der Profitabilität.
Mit den neuesten Änderungen zeigt sich erneut, dass die Wende zum E-Auto bei den Zuffenhausenern nicht aufgeht. Keine andere Marke im VW-Konzern hatte sich ein ehrgeizigeres E-Ziel gesetzt. Doch davon ist nicht mehr viel übrig. Auch Pläne für eine eigene Batteriefertigung hat Porsche zuletzt aufgegeben.
Die operative Rendite im Gesamtjahr dürfte bei Porsche nur noch leicht positiv sein oder bis zu 2 Prozent betragen. Zuletzt hatte Porsche- und VW-Chef Oliver Blume noch 5 bis 7 Prozent vom Umsatz als operativen Gewinn einbehalten wollen. "Aktuell erleben wir massive Umwälzungen im Umfeld der Automobilindustrie, deshalb stellen wir Porsche umfassend neu auf", sagte Blume in einer Telefonkonferenz. Mit dem Schritt gehe man auf neue Marktrealitäten und Kundenbedürfnisse ein. Neben neuen Verbrenner-Modellen sollen demzufolge auch für bestehende Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor wie den Panamera und den Cayenne entsprechende Nachfolger entwickelt werden.
Den neuen großen Elektro-SUV, der vor allem auf den US-Markt abzielte, wird es hingegen zunächst nur als Verbrenner und Plug-in-Hybrid geben. Auch die Markteinführung bestimmter vollelektrischer Fahrzeuge soll aufgrund des verzögerten Hochlaufs der E-Mobilität zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Mit einer Mischung verschiedener Antriebe wolle man die gesamte Bandbreite an Kundenwünschen erfüllen, teilte Blume weiter mit. Vor wenigen Tagen klang das noch anders. Auf der IAA Mobility verbreitete Porsche Manager Oliver Blume noch Optimismus. "Die Welt hat sich in kürzester Zeit komplett verändert", so Blume. Umsatzrenditen von 20 Prozent, wie sie Porsche noch in jüngster Vergangenheit angestrebt hatte, seien unter diesen Bedingungen schlicht ausgeschlossen. Aber, so Blume weiter: "Wenn sich Rahmenbedingungen in Zukunft mal wieder ändern, ist das durchaus möglich. Wir sehen bei Porsche ein gutes Potenzial, da wieder in den zweistelligen Bereich auch reinzufahren", sagte Blume im Rahmen der IAA Mobility in München. „Porsche ist in einer sehr schwierigen Lage. Das US-Geschäft kann man nach dem Zoll-Deal wieder stabilisieren, aber die Gewinne werden in USA kleiner sein. Das große Problem ist China und da hat Zuffenhausen bis heute keine Antwort“, sagt Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research gegenüber DER AKTIONÄR.
Mit der erneuten Gewinnwarnung verspielt das Management zunehmend an Vertrauen bei den Investoren. Es bleibt die Frage, wie lange Oliver Blume noch sowohl CEO bei der Porsche AG, als auch bei der Volkswagen AG bleiben wird. Blume sollte sich im Zukunft auf Volkswagen konzentrieren. Ein klares Statement hierzu ist dringend notwendig.
Was Porsche betrifft, so ist zwingend notwendig, den Absatzrückgang im wichtigsten Markt China zu stoppen. Bislang sind allerdings keine klaren positiven Signale erkennbar. Die innovativen Konkurrenten wie BYD, Xpeng, Nio, Xiaomi punkten mit deutlich besserer Software und Infotainment bei deutlich niedrigeren Preisen.
Aus charttechnischer Sicht ist das Break der 50-Tage-Linie bei 42,58 Euro wieder in weite Ferne gerückt. Support bietet jetzt die Range zwischen 40,30 Euro und 39,60 Euro. Hier hat das Papier zuletzt einen Boden ausgebildet. Die Aktie bleibt vorerst weiter im AKTIONÄR-Musterdepot.
Enthält Material von dpa-AFX
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Porsche AG und Volkswagen Vz.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Aktien der Porsche AG befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.
22.09.2025, 09:15