Der Sportwagenbauer Porsche AG muss wegen der US-Zölle erneut seine Gewinnaussichten zusammenstutzen. So geht Vorstandschef Oliver Blume für dieses Jahr noch von 5 bis 7 Prozent operativer Umsatzrendite aus, wie der Dax-Konzern am Mittwoch mitteilte. Die Stuttgarter hatten bereits zuvor ihren Ausblick gedämpft, bei den zuletzt in Aussicht gestellten 6,5 bis 8,5 Prozent Marge waren allerdings nur die Zollauswirkungen in den Monaten April und Mai einkalkuliert. Die Aktie zog nach Handelsbeginn dennoch an.
Der Mittelpunkt der neuen Ergebnisprognose liege etwas besser als vom Markt bisher eingeschätzt, schrieb Analyst Stephen Reitman vom Analysehaus Bernstein Research. Bei der Entwicklung des freien Finanzmittelflusses habe Porsche in den vergangenen Monaten zudem besser abgeschnitten als befürchtet. Demnach fällt die Reaktion an der Börse auch positiv aus. Die Aktie legt kurz nach Handelsbeginn den Vorwärtsgang ein.
Nach dem Zollkompromiss zwischen der EU und den USA kommt es nun zu dauerhaft erhöhten Einfuhrzöllen in die Vereinigten Staaten. Porsche hat dort keine eigene Produktion und hält das auch angesichts der eigenen Größe in den USA nicht für rentabel. Porsche will die Belastungen unter anderem mit Preiserhöhungen abfedern.
Der Gewinn des Sport- und Geländewagenbauers Porsche ist im ersten Halbjahr abgestürzt. Das Konzernergebnis von Januar bis Juni lag bei 718 Millionen Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Das ist ein Minus von gut 71 Prozent. Im Vorjahreszeitraum lag der Überschuss noch bei knapp 2,2 Milliarden Euro. Die Situation hat sich damit weiter zugespitzt: Im ersten Quartal meldeten die Stuttgarter noch einen Nachsteuergewinn von rund 518 Millionen Euro - im Zeitraum von April bis Juni kamen nur 200 Millionen hinzu.
Die Daten zum operativen Geschäft im ersten Halbjahr waren bereits seit der Zahlenvorlage des Mutterkonzerns Volkswagen vergangene Woche bekannt. In den ersten sechs Monaten ging der Umsatz bei Porsche um fast sieben Prozent auf rund 18,2 Milliarden Euro zurück. Das Ergebnis im Tagesgeschäft fiel auch wegen Sonderkosten für den Konzernumbau infolge des zuletzt schlechten Laufs um zwei Drittel auf gut eine Milliarde Euro.
Besonders dramatisch sah es im zweiten Quartal aus: Im Autogeschäft - also ohne Finanzdienstleistungen gerechnet - verbuchten die Schwaben einen operativen Gewinneinbruch von knapp 91 Prozent. Porsche-Chef Oliver Blume teilte mit: "Wir haben es weltweit weiterhin mit erheblichen Herausforderungen zu tun. Es ist kein Unwetter, das vorüberzieht." Die Welt verändere sich massiv - und anders als noch vor einigen Jahren erwartet. Erst von 2026 an erwartet Blume wieder ein "positives wirtschaftliches Momentum".
Probleme: China, USA und E-Mobilität
Porsche tut sich vor allem in China schwer. Zuletzt hatte das Management ein Absatzminus vermeldet - insbesondere in der Volksrepublik brachen die Verkäufe ein. Auch hohe Umbaukosten und die US-Einfuhrzölle belasten das Geschäft. Mit dem schleppenden Wandel zur E-Mobilität sind außerdem erhebliche Investitionen verbunden.
Sparkurs
Daher ist Sparen angesagt: Die Strukturen sollen schrumpfen, bis 2029 will die Porsche-Führung rund 1.900 Stellen in der Region Stuttgart streichen. Und ein weiteres Sparprogramm ist schon in Arbeit. Blume hatte die Belegschaft in der vergangenen Woche in einem Brief auf weitere Einschnitte vorbereitet. Der Unternehmenschef ist auch Vorstandsvorsitzender des Mutterkonzerns Volkswagen.
Die Zahlen waren etwas besser als von Analysten im Vorfeld befürchtet. Hinzu kommt: Das Zollabkommen zwischen der Europäischen Union (EU) und den USA ließ die Fans von Automobil-Aktien zu Wochenbeginn aufatmen. Die USA und die EU haben sich auf einen Basiszollsatz in Höhe von 15 Prozent auf die meisten EU-Importe in die USA geeinigt. Gemessen an der Drohung von US-Präsident Donald Trump, ab 1. August Zölle in Höhe von 30 Prozent erheben zu wollen, sicherlich ein gutes Ergebnis.
Damit kann Porsche nun planen.
Die Charttechnik jedenfalls sendet ebenfalls positive Signale. Es scheint, als hätte die Aktie ihr Tief gesehen. Die lange Bodenbildung in der Range zwischen 40 und 45 Euro scheint abgeschlossen. Vor wenigen Tagen hat das Porsche-Papier sowohl die 50-Tage- als auch die 100-Tage-Linie hinter sich gelassen. Allerdings muss der Absatzrückgang in China gestoppt werden. Dabei muss Porsche die Taktfrequenz beim Roll-out neuer, innovativer Elektromodelle hochhalten und vor allem im Bereich Software und Infotainment deutlich nachbessern. Die Aktie bleibt im AKTIONÄR-Musterdepot, steht aber nach wie vor unter Beobachtung.
Enthält Material von dpa-AFX
30.07.2025, 10:20