Mit JPMorgan und Wells Fargo haben am Dienstag zwei Branchengrößen starke Quartalszahlen vorgelegt – zumindest vordergründig. Doch bei genauerem Hinsehen offenbart jedes US-Geldhaus eine Schwäche, die Anleger nachdenklich stimmt. Folge: Beide US-Banken-Titel geben vorbörslich entsprechend nach.
JPMorgan hat im zweiten Quartal abgeliefert – zumindest oberflächlich. Der bereinigte Umsatz lag mit 45,7 Milliarden Dollar klar über den Erwartungen von 44,1 Milliarden. Auch der Gewinn pro Aktie überraschte positiv: Mit 5,24 Dollar übertraf die Bank die Prognose von 4,47 Dollar deutlich. Dass der Gewinn im Jahresvergleich um 14 Prozent zurückging, fällt angesichts der soliden operativen Basis kaum ins Gewicht.
Besonders stark präsentierte sich das Investmentbanking – ein Bereich, der zuletzt oft schwächelte. Auch die Risikovorsorge blieb mit 2,85 Milliarden Dollar unter den Erwartungen, was auf eine stabile Kreditqualität hindeutet.
Doch die Euphorie wurde rasch gedämpft. Der leicht angehobene Ausblick für den Zinsüberschuss wurde überschattet von einer unschönen Kostenüberraschung. JPMorgan prognostiziert höhere bereinigte Aufwendungen – ein Detail, das dem Markt missfiel. Die Aktie rutscht vorbörslich um 0,6 Prozent ab.
CEO Jamie Dimon betonte die Widerstandskraft der US-Wirtschaft und bekräftigte seine Expansionspläne, insbesondere in Deutschland. Gleichzeitig kündigte die Bank neue Gebühren für Fintechs an – ein strategischer Schritt mit disruptivem Potenzial.
Wells Fargo: Gute Schlagzeilen, aber schrumpfende Zinsmargen
Auch Wells Fargo konnte mit seinen Zahlen zunächst punkten. Der Gewinn (EPS) stieg um fast zwölf Prozent auf 5,49 Milliarden Dollar, das EPS lag mit 1,60 Dollar klar über der Analystenschätzung von 1,41 Dollar. Beim Umsatz gelang nach drei schwachen Quartalen die Wende – ein Anstieg um 0,6 Prozent auf 20,82 Milliarden Dollar. Auch diese Kennziffer konnte die Prognosen, die bei 20,75 Milliarden Dollar im Schnitt , gelegen hatten, schlagen.
Doch wie bei JPMorgan liegt der Teufel im Detail. Der Nettozinsertrag schrumpfte um 1,8 Prozent auf 11,71 Milliarden Dollar und blieb damit unter den Erwartungen. Es ist das siebte Quartal in Folge mit rückläufigen Zinserträgen – ein deutliches Warnsignal.
Noch schwerer wiegt die sinkende Nettozinsmarge: Sie fiel von 2,75 auf 2,68 Prozent. Damit wird klar: Der Rückenwind aus der Zinsanhebung ist endgültig verpufft. Für eine Bank mit starkem Privatkundenfokus wie Wells Fargo keine gute Nachricht. Der US-Titel verliert vorbörslich rund drei Prozent.
Trotz solider Kennziffern und einer insgesamt ordentlichen Bilanzqualität bleiben bei beiden US-Banken operative Schwächen erkennbar. JPMorgan kann zwar mit seinem starken Investmentbanking punkten, kämpft aber mit steigenden Kosten, Wells Fargo indes mit schrumpfender Zinsmarge. Beide Geldhäuser können somit nicht restlos überzeugen, aber für seine laufende Empfehlung Wells Fargo bleibt DER AKTIONÄR optimistisch. JPM behält indes seinen Platz auf der Watchlist.