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06.08.2019 Leon Müller

DAX mit viertem Verlusttag in Serie: Experte warnt vor "dramatischen Folgen" ohne Gewinner

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DAX

Der Deutsche Aktienindex hat am Dienstag mit Verlusten geschlossen und damit die Verlustserie um einen weiteren Tag - den inzwischen vierten - verlängert. Kenner der deutschen Industrie warnen nun vor den "dramatischen Folgen" eines Währungskrieges und mahnen, ein solcher kenne am Ende "keine Gewinner". Ein Appell, der in den Ohren der Anleger laut schrillt angesichts der bald vierstelligen Verluste im Auswahlindex.

Die deutsche, traditionell stark exportorientierte Industrie, gerät unter Druck - und mit ihr der DAX. In ihm sind die größten 30 deutschen Unternehmen vertreten, darunter Schwergewichte wie BASF, Bayer oder Volkswagen. 

Jetzt weckt die jüngste Eskalation im Handelskonflikt neue Sorgen um die exportorientierte deutsche Wirtschaft. Der Präsident des Außenhandelsverbandes BGA, Holger Bingmann, mahnte am Dienstag zur Besonnenheit: "Wir sollten jetzt auf keinen Fall leichtfertig einen Währungskrieg herbeireden". Käme es beabsichtigt oder auch unabsichtlich dazu, "wären die Folgen dramatisch, denn dann gibt es keine Gewinner, nirgends", sagte Bingmann der Deutschen Presse-Agentur. Angesichts seiner starken internationalen Verflechtung wäre Deutschland sicher ganz besonders betroffen.  

 

Deutsche Exporte würden sich wegen eines stärkeren Euros außerhalb des gemeinsamen Währungsraumes verteuern. Das kann die Nachfrage nach Produkten "Made in Germany" dämpfen. "Noch gravierender wäre aber wohl die sinkende Nachfrage, wenn die Weltwirtschaft in eine Rezession schlitterte", sagte Bingmann. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) warnte: "Eine weitere Eskalation schadet nur, schon jetzt belasten die Handelskonflikte die Weltwirtschaft." 

 

Der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, sagte: "In Zeiten, in denen sich die deutsche Wirtschaft in einer milden Rezession befindet, ist die Eskalation im globalen Handelskonflikt das letzte, was wir brauchen."  

China dementiert

China wies am Dienstag den Vorwurf der USA zurück, die Volksrepublik manipuliere ihre Währung mit dem Ziel eigener Vorteile im Welthandel. Die jüngste scharfe Abwertung des Yuan sei vielmehr durch den Markt bewirkt worden, heißt es in einer Erklärung der chinesischen Notenbank. China werde seine Währung nicht aus wettbewerblichen Gründen abwerten oder sie als Instrument im Handelskonflikt mit den USA einsetzen.   

  

Die Volksrepublik hatte am Montag den Yuan abgewertet und erklärt, chinesische Unternehmen würden keine Agrargüter mehr aus den USA importieren. Beides wurde als Reaktion auf die vergangene Woche von US-Präsident Trump verhängten Strafzölle angesehen. Am Dienstag legte die chinesische Zentralbank den Mittelkurs Yuan etwas höher fest.  

"Die Tür steht offen"

Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow betonte, die USA seien weiter offen für Gespräche. "Die Tür für zusätzliche Verhandlungen ist offen", sagte Kudlow am Dienstag in Washington. Eine chinesische Delegation soll im September in die USA reisen. Trump wolle gerne einen "Deal" machen. "Aber es muss ein Deal in unserem Interesse als auch in ihrem Interesse sein."    

   

Ökonomen sehen die jüngste Auseinandersetzung mit Sorge. "Dies könnte der Anfang eines unumkehrbaren Handelskonflikts zwischen den beiden Ländern sein", sagte Fratzscher. China habe immer schon seine Währung manipuliert. "Diese Manipulation aber nun durch den Handelskonflikt zu rechtfertigen, muss zwingendermaßen zu einer Eskalation mit den USA führen."    

   

Nach Einschätzung von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer könnte China die Abwertung der eigenen Währung als Waffe im Handelskrieg einsetzen. Allerdings werde Peking diese eher phasenweise und selektiv verwenden, "weil eine massive, langanhaltende Abwertung des Yuan die Chinesen dazu veranlassen könnte, Kapital ins Ausland zu verschieben", sagte Krämer.    

Zölle bleiben "Hauptwaffe"

"Die Hauptwaffe im Handelskrieg bleiben damit Zölle." Krämer erwartet in diesem Punkt keine nachhaltige Einigung zwischen Washington und Peking. Denn es gehe nicht nur um den Handel. "Vielmehr wollen die USA den politischen und militärischen Aufstieg Chinas bremsen. Die aufstrebende Weltmacht China will das aber nicht hinnehmen."    
    
Der Yuan war am Montag auf den tiefsten Stand zum US-Dollar seit mehr als elf Jahren gefallen. Ein Dollar hatte erstmals seit 2008 wieder mehr als sieben Yuan gekostet. Diese Marke galt unter Experten lange Zeit als "rote Linie", die die chinesische Notenbank nicht überschreiten werde. Ein niedrigerer Wechselkurs zum Dollar verbilligt den Preis chinesischer Produkte im Ausland.     
    
Der Yuan schwankt nicht gänzlich frei, sondern wird durch die chinesische Notenbank beeinflusst. Trump hatte die Abwertung des Yuan als "Währungsmanipulation" kritisiert.     
    
Ifo-Chef Clemens Fuest geht davon aus, dass der Konflikt zwischen China und den USA eher mit handels- als währungspolitischen Instrumenten geführt wird. "Die aktuelle Yuan-Abwertung ist eher eine Folge dieses Handelskonflikts als der Beginn eines Währungskrieges", sagte der Ökonom. China habe in letzter Zeit eher versucht, die eigene Währung zu stützen, vor allem durch Verkäufe von Devisen. "Insofern kann man derzeit nicht davon sprechen, dass China seine Währung künstlich abwertet, um seine Exporte zu steigern."     
    
Nach Einschätzung von Klaus-Jürgen Gern vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) passt die Abwertung des Yuan "in das Bild einer Verschärfung des Konflikts zwischen den USA und China". Es handele sich allerdings um keine dramatische Abwertung. "Es ist eher die Symbolik, die wichtig ist", sagte der Experte.     
    
Einen "Währungskrieg im klassischen Sinn" erwartet Gern nicht, "weil sich die Wechselkurse großer Währungen wie Euro und Dollar am Markt bilden". Die US-Notenbank könnte auf eine Abwertung des Yuan aber mit einer Zinssenkung reagieren, um den Dollar zu schwächen. "Andere Notenbanken dürften ihre Geldpolitik dann ebenfalls lockern, um eine Aufwertung der nationalen Währungen zu verhindern."

Der VDAX - besser bekannt als Angstbarometer - ist auf den höchsten Stand seit dem Jahreswechsel geschnellt.

Der Handelskonflikt zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und China bleibt das bestimmende Thema an den Märkten. Er überschattet einzelne Entwicklungen und sorgt so regelmäßig für erhebliche Verunsicherung unter den Akteuren an den Finanzplätzen. Während der DAX den vierten Tag in Folge gefallen ist, hat der VDAX (siehe Chart) den höchsten Stand seit dem Jahreswechsel erreicht. Er gilt als Angstindikator und gibt die Schwankungsbreite des Marktes an. 

Mit Material von dpa-AFX

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