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Wall Street: Hoffnung auf Deeskalation im Zollstreit beflügelt die Märkte

Wall Street: Hoffnung auf Deeskalation im Zollstreit beflügelt die Märkte
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S&P 500 -%
Lukas Meyer 11.04.2025, 21:15 Lukas Meyer

Die US-Börsen haben am Freitag eine der volatilsten Handelswochen der vergangenen Jahre mit kräftigen Gewinnen abgeschlossen. Angetrieben von Hoffnungen auf ein Einlenken Chinas im sich zuspitzenden Zollkonflikt und einer kurzfristigen Zollpause aus dem Weißen Haus, stiegen Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq zum Handelsschluss um jeweils knapp zwei Prozent. Damit stehen für alle drei Indizes deutliche Wochengewinne zu Buche – beim Nasdaq summiert sich das Plus auf mehr als sieben Prozent.

Infront DowJones (WKN: 969420)

Doch die positiven Zahlen zum Wochenausklang täuschen nicht über die Turbulenzen hinweg, die Anleger in den letzten Tagen durchleben mussten. Noch am Donnerstag war Panik an den Märkten ausgebrochen, nachdem Peking angekündigt hatte, seine Gegenzölle auf US-Waren auf 125 Prozent zu erhöhen. Vorausgegangen war eine aggressive Eskalation Washingtons: Die US-Regierung hatte zuvor Sonderzölle von 145 Prozent auf nahezu sämtliche chinesischen Importe verhängt – der Auftakt zu einem handfesten Handelskrieg.

Inmitten dieser Eskalation ließ das Weiße Haus am Freitag plötzlich verlauten, man sei optimistisch, dass China eine Einigung anstrebe. Diese Signale reichten aus, um die Kurse im späten Handel noch einmal kräftig nach oben zu ziehen. Gleichzeitig kursierten Berichte über neue Gespräche zwischen den USA und mehreren Handelspartnern, unter anderem der EU und Südkorea. Ob es sich dabei um substanzielle Fortschritte oder reine Beruhigungspillen handelt, bleibt offen – die Volatilität dürfte Anleger in den kommenden Wochen begleiten.

Während der Dow am Mittwoch – nach Trumps angekündigter 90-tägiger Zollpause – den drittgrößten Tagesgewinn seit dem Zweiten Weltkrieg verzeichnete (plus 9,52 Prozent), folgte am Donnerstag die Kehrtwende: Der Index stürzte um mehr als 1.000 Punkte ab. Der Nasdaq verlor zeitweise über vier Prozent. Erst zum Wochenschluss beruhigte sich die Lage, der VIX – das Angstbarometer – sank wieder unter die Marke von 45 Punkten, nachdem er in der Spitze über 50 notierte.

Apple konnte sich am Freitag um vier Prozent erholen, nachdem die Aktie im Wochenverlauf bereits mehr als 20 Prozent verloren hatte. Auch AMD legte stark zu (plus fünf Prozent). Der Grund: Anders als etwa Intel oder Texas Instruments produziert AMD seine Chips vollständig über externe Partner wie TSMC in Taiwan – und ist damit nicht direkt von chinesischen Strafzöllen betroffen. Dagegen verloren Halbleiterwerte mit US-Fertigungsstandorten zwischen 1,5 und 4,7 Prozent.

Im Bankensektor sorgte der Auftakt der Berichtssaison für durchmischte Reaktionen. JPMorgan überraschte mit starken Quartalszahlen und legte 4,4 Prozent zu, warnte aber gleichzeitig vor den konjunkturellen Risiken durch die eskalierende Handelspolitik. Morgan Stanley konnte ebenfalls solide Ergebnisse liefern, erhöhte jedoch ebenfalls die Risikovorsorge. Wells Fargo enttäuschte mit einem rückläufigen Ergebnis – auch hier schlug sich die Konsumzurückhaltung der US-Verbraucher nieder.

Neben Aktien standen auch Bitcoin und Gold im Fokus. Der Bitcoin überwand erneut die Marke von 82.500 US-Dollar – offenbar als Reaktion auf die Unsicherheiten in den klassischen Märkten. Auch Gold setzte seine Rallye fort und markierte ein neues Allzeithoch bei über 3.200 Dollar. Goldminenaktien wie Newmont (plus 8,3 Prozent) und Barrick Gold (plus 6,2 Prozent) zählten zu den größten Gewinnern der Woche.

Makroseitig sorgten die jüngsten US-Inflationsdaten für zusätzliche Unruhe. Die Erzeugerpreise stiegen im März nur um 2,7 Prozent – weniger als erwartet. Gleichzeitig kletterte die von der Universität Michigan erhobene Inflationserwartung der Konsumenten auf den höchsten Stand seit 1981. Das birgt zusätzliche Herausforderungen für die US-Notenbank Fed, die sich in einer geldpolitischen Zwickmühle zwischen Inflation und Wachstumssorgen wiederfindet.

Was bleibt, ist ein Markt, der zwischen Hoffnung und Verzweiflung oszilliert. Die zeitweise spektakulären Kursgewinne sind fragil, solange der Handelskonflikt nicht beigelegt ist. Trump hatte zuletzt betont, dass er im Zweifel auch ohne Einigung mit China leben könne – „America first“ bleibe das Ziel. Gleichzeitig nimmt die politische Unsicherheit zu – insbesondere da sich auch Elon Musk medial in die Debatte einmischt und öffentlich gegen Trumps Zollberater Navarro schoss.

Die Wall Street hat eine der ereignisreichsten Wochen der jüngeren Vergangenheit hinter sich. Zwischen Handelskrieg, Rebound, Ausverkauf und Hoffnungsrally bleibt die Orientierung schwer. Die nächsten Tage werden zeigen, ob die Erholungsbewegung Bestand hat – oder ob der nächste Schlagabtausch im globalen Zollpoker erneut für Kursbeben sorgt.

Enthält Material von dpa-AFX

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