Ein Tag für die Geschichtsbücher: Die Wall Street feiert eine der stärksten Rallys aller Zeiten. Ein überraschender Tariff-Stopp von Donald Trump löst Panikkäufe aus – Dow, Nasdaq und S&P 500 explodieren. Für Anleger, die seinem Buy-Call am Morgen folgten, regnet es satte Gewinne. Doch bleibt die Euphorie?
Die US-Börsen haben am Mittwoch ein historisches Comeback hingelegt. Nach Tagen massiver Verluste katapultierte eine überraschende Kehrtwende in der Zollpolitik von Präsident Donald Trump die wichtigsten Indizes auf neue Höhen. Der Dow Jones Industrial schoss um 2.962 Punkte oder 7,87 Prozent auf 40.608 Zähler nach oben – der größte Punktgewinn seit März 2020. Der S&P 500 kletterte 9,52 Prozent auf 5.457 Punkte, die drittgrößte Tagesrally seit dem Zweiten Weltkrieg. Der Nasdaq legte 12,16 Prozent zu – sein zweitbester Börsentag überhaupt, nur übertroffen vom 3. Januar 2001.
Auslöser war ein Post von Trump auf Truth Social um 13:18 Uhr ET, in dem er eine 90-tägige Zollpause ankündigte – mit sofortiger Senkung des Basiszolls auf zehn Prozent. Lediglich China bleibt von der Ausnahme ausgenommen, dort steigen die Tarife sogar auf 125 Prozent. Der Markt reagierte sofort: Binnen Minuten explodierte der Dow um über 2.000 Punkte.
Zuvor hatte Trump um 9:37 Uhr geschrieben: „THIS IS A GREAT TIME TO BUY!!! DJT“. Wer seinem Aufruf folgte, konnte enorme Tagesgewinne einstreichen: Tesla legte zwischenzeitlich 18 Prozent zu, Nvidia sprang fast 19 Prozent, Apple 15 Prozent. Selbst Trumps eigene Medienfirma DJT stieg intraday um über 22 Prozent.
„Das war der Wendepunkt, auf den viele gewartet haben“, kommentiert Gina Bolvin, Präsidentin der Bolvin Wealth Management Group. Die sofortige Reaktion zeige, wie sehr die Märkte auf ein Signal der Entspannung gehofft hatten. Hintergrund der Rally war die extreme Marktspannung der vergangenen Tage: Der S&P 500 hatte innerhalb von vier Handelstagen 12 Prozent eingebüßt, der Dow über 4.500 Punkte verloren, der Nasdaq war um 13 Prozent eingebrochen.
Dennoch: Ganz aus dem Schneider sind Anleger nicht. „Die Verhandlungen stehen erst am Anfang“, warnt Dave Sekera, Chefstratege bei Morningstar. Trump zufolge hätten bereits über 75 Länder Kontakt zu US-Vertretern aufgenommen – die Neuverhandlung des globalen Handelsregimes dürfte unruhig verlaufen.
Auffällig: Das Handelsvolumen erreichte mit 30 Milliarden gehandelten Aktien ein Allzeithoch. Institutionelle Anleger wie Retail-Investoren stürzten sich gleichermaßen auf die Rebound-Chance.
Ein beispielloser Reversal-Tag mit politischem Beigeschmack: Die Wall Street erlebt eine der größten Tagesrallys seit dem Zweiten Weltkrieg – ausgelöst durch eine abrupte Wende in der Zollpolitik. Die Erleichterung ist greifbar, der Beigeschmack marktpolitischer Inszenierung ebenso. Ob diese Erholung Substanz hat, wird sich zeigen – vermutlich früher, als vielen lieb ist: beim nächsten Social-Media-Post aus Mar-a-Lago.