Die Aktie von Wacker Chemie hat im noch jungen Börsenjahr 2025 bisher recht schwach abgeschnitten. Der Kurs leidet schon länger unter dem schwachen Chemie-Branchenumfeld sowie dem Druck auf dem Polysilizium-Geschäft. Und die heute vorgelegten Zahlen für das abgelaufene Jahr dürften nicht dazu beitragen, rasch eine Wende bei der Kursentwicklung zu bewirken.
So litt das Geschäft mit Polysilizium für Solaranlagen unter einem Nachfragerückgang und Überkapazitäten in China. Hinzu kamen Diskussionen um Anti-Dumping-Zölle der USA gegen Solarprodukt-Importe aus einigen südostasiatischen Ländern, was für Verunsicherung an den Märkten führte. Dem stand zwar eine weiterhin gute Nachfrage nach höchstreinem Polysilizium für Elektronik- und Computerchips gegenüber - ein Geschäft, das weiter ausgebaut werden soll. Per Ende 2024 hatte Wacker die Auslastungsrate der Polysilizium-Sparte dennoch auf nur noch 50 Prozent reduziert. Letztendlich brach das operative Ergebnis (Ebitda) des Bereichs 2024 um fast 40 Prozent ein.
Unter Druck stand auch die Polymer-Sparte, die zwar den Absatz steigerte, im schwachen Marktumfeld aber niedrigere Verkaufspreise zu spüren bekam. So leidet dieser Bereich besonders unter einer schwachen Bauwirtschaft. Die Polymere des Konzerns sind nämlich die Basis für Klebstoffe, werden aber auch in Bodenbelägen, Farben und Beton beigemischt, um Eigenschaften zu verändern.
Einen deutlichen Gewinnanstieg verzeichnete hingegen die Silikon-Sparte, die im Jahresverlauf schon von einer guten Nachfrage im Bereich Industrielacke bei Beschichtungen und aus der Textilindustrie profitiert. Vor allem ein höherer Anteil von profitableren Spezialprodukten zahlte sich hier 2024 aus. Und auch der kleinste Geschäftsbereich Biosolutions legte im vergangenen Jahr zu. "Hier war die Eröffnung unseres neuen mRNA-Kompetenzzentrums in Halle Mitte des Jahres ein wichtiger Meilenstein, mit dem wir die Weichen für weiteres Wachstum gestellt haben", erklärte Wacker-Chemie-Chef Christian Hartel.
Alles in allem sank der Konzernumsatz 2024 um 11 Prozent auf gut 5,7 Milliarden Euro. Als Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) blieben davon mit 770 Millionen Euro 7 Prozent weniger hängen als im vorangegangenen Jahr. Das Ergebnis unter dem Strich fiel indes um ein Fünftel auf 265 Millionen Euro. Detaillierte Resultate und den Ausblick für das laufende Jahr wird es dann im März geben.
Während der Umsatz etwas unter der durchschnittlichen Analystenschätzung lag, übertrafen operativer Gewinn und Überschuss diese. Analyst Chris Counihan vom Investmenthaus Jefferies wies allerdings darauf hin, dass im operativen Ergebnis ein Betrag von 30 Millionen Euro im Zusammenhang mit dem US-Inflation Reduction Act (IRA) enthalten sei. Diesen herausgerechnet, liege das operative Ergebnis eher leicht unter den Erwartungen. Mit dem von der alten Biden-Regierung verabschiedeten IRA fördern die USA massiv die heimische Produktion auch im Solarbereich, was Investitionsanreize für Unternehmen schafft.
Es bleibt weiterhin dabei: Angesichts des anhaltend schwachen Charts drängt sich ein Kauf aktuell nicht auf. Stattdessen sollte nach wie vor von der Seitenlinie aus abgewartet werden, bis endlich eine nachhaltige Bodenbildung gelingt.
Enthält Material von dpa-AFX