Der Halbleiterhersteller Infineon rüstet sich mit einem Zukauf für künftige Anforderungen an das Chipgeschäft. Vom US-LED-Spezialisten Cree will Infineon für 850 Millionen US-Dollar die Sparte für Verbindungshalbleiter namens Wolfspeed kaufen. Der Deal kommt an der Börse gut an.
Wolfspeed steht seit einiger Zeit zum Verkauf und erzielte mit 550 Mitarbeitern zuletzt einen Jahresumsatz von 173 Millionen Dollar. Der Kaufpreis und die Bewertung des Unternehmens sei angesichts dessen recht "sportlich", sagte Finanzvorstand Dominik Asam in einer Telefonkonferenz. Doch Infineon verspricht sich viel vom Zukauf: Bis 2020 soll das Geschäft jährlich rund 20 Prozent wachsen und sich damit verdoppeln, sagte Vorstandschef Reinhard Ploss. Und dann soll sich der Kauf erst richtig auszahlen.
Infineon will seine Position für Wachstumsmärkte wie Elektromobilität, erneuerbare Energien und kommende Mobilfunkstandards stärken. Bis Ende des Jahres soll der Deal in trockenen Tüchern sein, einige Behörden müssen noch zustimmen.
Denn Wolfspeed ist Spezialist für Chips auf Basis der Grundstoffe Siliziumkarbid und Galliumnitrid. Gegenüber heutigen meist auf Siliziumbasis gefertigten Halbleitern bieten diese eine höhere Effizienz über weniger Energieverlust und höhere Schaltfrequenzen. Damit gelten die neueren Technologien als geeignet für Anwendungen rund um Elektromobilität und Mobilfunk. Die zukünftige Ladetechnik von E-Autos und der kommende Mobilfunkstandard 5G für die Vernetzung von Milliarden Geräten sind Beispiele.
Ploss und Asam verwiesen darauf, dass das Geschäft bereits heute "hochprofitabel" sei und sich sofort positiv bei operativer Marge und Ergebnis je Aktie bemerkbar machen soll. Die Bruttogewinnspanne, also auf Basis der Fertigungskosten ohne Vertrieb, Verwaltung und Marketing, betrage 55 Prozent. Auch wenn die Zahlen unter anderem wegen unterschiedlicher Rechnungslegung nicht direkt vergleichbar sind: Bei Infineon selbst lag die Bruttomarge im letzten vollen Geschäftsjahr bei knapp 36 Prozent.
Die Integrationskosten seien überschaubar, sagte Asam. Denn mit Wolfspeed übernehme man ein Geschäft so, wie man es letztlich in den eigenen Konzern einbauen wolle - ohne große Verwaltung und dementsprechenden Umbauaufwand. Der Finanzchef will die Übernahme größtenteils kreditfinanziert stemmen, aus der eigenen Kasse kommen rund 130 Millionen Dollar des Kaufpreises.
An der Börse kam die Ankündigung gut an. Die Aktie legte im freundlichen Marktumfeld wieder kräftig zu. Erste Analysten haben ihre Kaufempfehlungen bereits bestätigt, weitere dürften folgen.
DER AKTIONÄR hat die positive operative Entwicklung von Infineon bereits mehrfach hervorgehoben. Dabei wurde vor allem der wichtigste Wachstumstreiber, die nach wie vor starke Nachfrage der Autobauer, in den Fokus gestellt. Halbleiter werden inzwischen überall in der Autobranche benötigt, egal ob im Bereich alternative Antriebe, autonomes Fahren oder Digitalisierung.
Auf dem Weg zum Jahreshoch im Bereich um 14,00 Euro wartet noch der letzte horizontale Widerstand bei 13,85 Euro. Anleger können auf eine Fortsetzung des Aufwärtstrends spekulieren Ein enger Stopp bei 11,40 Euro sichert ab.
(Mit Material von dpa-AFX)