Weltweit ist BYD längst der Platzhirsch, in der deutschen Zulassungsstatistik bislang eher ein Rundungsfehler. Das soll sich ändern. Die Chinesen haben genug von der Außenseiterrolle im Heimatland des Verbrenners und erhöhen den Druck massiv. Die Waffe der Wahl: pure Ladeleistung.
Die Ansage von Deutschland-Chef Lars Bialkowski ist eine technische Kampfansage an Wolfsburg und Stuttgart. Ab 2026 will der Konzern das „Megawatt Flash Charging“ einführen, so Bialkowski in einem Interview mit Autohaus.de. Die Eckdaten lassen aufhorchen: Mit einer Ladeleistung von bis zu 1.000 Kilowatt (1 Megawatt) sollen Fahrzeuge binnen fünf Minuten Energie für 400 Kilometer Reichweite ziehen.
Das würde den Tankstopp faktisch egalisieren. Den Anfang macht dabei nicht die Kernmarke, sondern die Premium-Tochter Denza, deren Marktstart für das kommende Frühjahr terminiert ist.
Infrastruktur als Hebel
Doch ein schnelles Auto nützt nichts an einer langsamen Säule. BYD wartet daher nicht auf den staatlichen Ausbau. Schon im kommenden Jahr planen die Chinesen, europaweit bis zu 300 dieser Megawatt-Flash-Charger zu installieren. Während deutsche Hersteller oft über fehlende Infrastruktur klagen, baut BYD sie kurzerhand selbst.
Expansion in der Fläche
Technologie ist das eine, Vertrieb das andere. Hier setzt Bialkowski auf den klassischen deutschen Weg: physische Präsenz. Das Ziel ist ambitioniert. Von aktuell rund 120 Stützpunkten soll das Netz bis Ende 2026 auf 300 Standorte anwachsen.
Der Grund: Der konservative deutsche Autokäufer verlangt Service vor Ort. Flankiert wird diese Strategie durch die Lokalisierung der Produktion. Das Werk in Ungarn soll die Lieferketten verkürzen und BYD immun gegen potenzielle Zollschranken machen.
Die Hybrid-Hintertür
Interessant ist der pragmatische Schwenk im Portfolio. Während der reine E-Markt schwächelt, hält BYD die Hybrid-Tür weit offen. Modelle mit kombinierten Reichweiten von bis zu 1.000 Kilometern zielen auf jene Kunden, die den vollen elektrischen Sprung noch scheuen.
BYD spielt die Karte der technologischen Überlegenheit aggressiv aus. Die Ankündigung, mit 1.000 Kilowatt zu laden, lässt die 270 bis 320 Kilowatt der aktuellen Premium-Konkurrenz alt aussehen. Ob das deutsche Stromnetz und die Realität an der Ladesäule mitspielen, bleibt abzuwarten.
28.11.2025, 15:25