Sie waren ein weiterer Belastungsfaktor für die ohnehin schon belastete Autoindustrie: Neben Trump-Zöllen, der erstarkenden China-Konkurrenz und schwacher Nachfrage sorgten auch die CO2-Vorgaben der für Unruhe in der Branche. Nun werden diese aber aufgeweicht. Ein Grund zum Durchatmen?
Die EU macht einen Schritt zurück und verschafft der Autoindustrie eine Atempause. Das EU-Parlament hat einer Lockerung der CO2-Vorgaben zugestimmt. Statt die strengen Flottengrenzwerte jährlich zu erfüllen, bekommen Hersteller künftig drei Jahre Zeit, um Emissionen auszugleichen. Überzieht ein Autobauer 2025 die Vorgaben, kann er dies durch überdurchschnittliche CO2-Einsparungen in den beiden Folgejahren kompensieren und so Strafzahlungen vermeiden.
Zustimmung der EU-Staaten gilt als sicher
Formal fehlt noch die Zustimmung der EU-Staaten, doch auch dort ist die Mehrheit bereits gesichert. Damit setzt sich die Kommission mit ihrem schon länger im Raum stehenden Vorschlag durch. Der Verband der Automobilindustrie begrüßt die Entscheidung als „wichtigen Schritt“, fordert aber weitere Maßnahmen. Unter anderem will die Branche Unterstützung beim Strompreis, der Ladeinfrastruktur und der Versorgung mit Halbleitern und Batterien.
Millionen Mehrkosten durch Strafen, Rabatte und CO2-Pools
Hintergrund ist die wachsende Belastung der Branche. Der Absatz von Elektroautos blieb zuletzt hinter den Erwartungen zurück, während die gesetzlichen Vorgaben verschärft wurden. Für zu hohe CO2-Werte drohen empfindliche Strafzahlungen.
Um diese zu umgehen, haben sich die Autobauer teils in sogenannten CO2-Pools mit E-Autobauern zusammengeschlossen und so ihren Flottenausstoß verrechnet. Darüber hinaus waren Rabatte auf E-Autos eine Möglichkeit, um die Nachfrage anzukurbeln. Beide Alternativen hätten Mercedes, Volkswagen und Co bis hin zu dreistelligen Millionenbeträgen gekostet.
Die Entscheidung der EU verschafft den Autobauern Luft zum Atmen. Dennoch müssen verfehlte Ziele in den Folgejahren kompensiert werden. Dementsprechend stehen die Konzerne weiter unter Druck. Unter den europäischen Autobauern befindet sich derzeit nur Luxussportwagenbauer Ferrari auf der Empfehlungsliste des AKTIONÄR. Darüber hinaus bieten sich bei den E-Autobauern BYD und Tesla gute Chancen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz, Volkswagen Vz., Tesla.
09.05.2025, 08:50