Es klingt paradox: Tesla hebt die Preise für die luxuriöseste Version seines Cybertruck an, obwohl der Absatz deutlich hinter den Erwartungen bleibt. Das "Cyberbeast" (Foto) kostet nun 114.990 US-Dollar –15.000 Dollar mehr als zuvor. Hinter der seltsamen Logik steckt sehr wohl Kalkül. Die Tesla-Aktie legte jedenfalls am Freitag wieder deutlich zu.
Tesla verlangt für seine luxuriöse Variante "Cyberbeast" des Cybertruck nun 114.990 US-Dollar statt zuvor 99.990 Dollar. Dabei bleibt der Absatz des ungewöhnlichen Trucks deutlich hinter den Erwartungen zurück. Tesla veröffentlicht zwar keine offiziellen Zahlen zu den Cybertruck-Auslieferungen. Doch der Rückruf im März, der etwa 46.000 Fahrzeuge betraf (gebaut zwischen November 2023 und Februar 2025), deutete darauf hin, dass die kumulierten Verkaufszahlen deutlich unter den jährlichen Produktionskapazitäten liegen.
Tesla-Chef Elon Musk hatte vor einigen Jahren erklärt, dass Tesla die Kapazität habe, jährlich mehr als 125.000 Cybertrucks zu produzieren, mit einem Potenzial von etwa 250.000 im Jahr 2025. Davon ist man weit entfernt.
Der aktuelle Preis des Cybertruck liegt auch deutlich über der ursprünglichen Ankündigung von Musk aus dem Jahr 2019, der für das Cybertruck-Basismodell einen Einstiegspreis von rund 40.000 US-Dollar in Aussicht gestellt hatte. Bei der Markteinführung im Herbst 2023 setzte Tesla den Basispreis bereits auf 60.990 US-Dollar fest – mehr als 50 Prozent über dem ursprünglichen Ziel.
Immerhin: Die teuerste Version wird nun standardmäßig mit einem neuen "Luxe Package" angeboten. Dieses enthält die überwachte Funktion für vollautonomes Fahren sowie kostenlosen Zugang zum Supercharger-Netzwerk. Die Preise für andere Cybertruck-Modelle blieben unverändert.
Sichere Software-Einnahmen
Durch die Bündelung hochpreisiger Funktionen wie einem überwachten Full Self-Driving (FSD), lebenslanges kostenloses Supercharging und das optionale 20.000-Dollar-Paket "Foundation Series" setzt Tesla darauf, dass die Verbraucher bereit sind, einen Aufpreis für den Zugang zu seinem Software-Ökosystem und dem Prestige der Marke zu zahlen.
Diese Strategie steigert nicht nur die Bruttomargen, sondern sichert auch die Einnahmen aus Software, die mittlerweile über 20 Prozent des Gesamtgewinns von Tesla ausmachen. Die Einbeziehung von kostenlosem Supercharging auf Lebenszeit erhöht den wahrgenommenen Wert weiter, indem sie einen wichtigen Schmerzpunkt für Käufer von Elektrofahrzeugen beseitigt und gleichzeitig die Dominanz von Tesla im Bereich der Infrastruktur stärkt.
Nachteil: Die langfristige Nachfrage könnte sinken, es könnten weiterreichende Auswirkungen auf den EV-Markt erfolgen und die Risiken einer Wertminderung könnten steigen. Teslas Cybertruck erlebt im Gebrauchtwagenmarkt bereits einen dramatischen Wertverlust von über 30 Prozent, schrieb WinFuture in der vergangenen Woche. Der futuristische Pickup kämpft insgesamt mit sinkenden Verkaufszahlen und einem beschädigten Markenimage.
Auf dem europäischen Markt wird der Cybertruck nicht angeboten, es gibt auch keine offiziellen Preise. Eine mögliche Zulassung in Europa ist weiterhin offen. Internationale Händler boten im vergangenen Jahr importierte Modelle zu teils stark erhöhten Preisen an, die bis zu 234.900 Euro inklusive Mehrwertsteuer betrugen.
Tesla-Aktie legt zu
Ungeachtet der neuen Preisstrategie schoss die Tesla-Aktie am Freitag um 6,2 Prozent auf 340 Dollar nach oben und gehörte damit zu den Tagessiegern in Nasdaq 100 und S&P 100. Fed-Chef Jerome Powell hatte in Jackson Hole gesprochen und dabei Hinweise gegeben, die auf eine mögliche Zinssenkung hindeuteten (DER AKTIONÄR berichtete).
Die Nachricht beflügelte risikoreichere, schwankungsreiche Anlagen und löste eine breite Marktrally aus, wobei vor allem große Technologie-Unternehmen deutliche Gewinne verzeichneten.
Die Preiserhöhung der "Cyberbeast"-Version des Cybertruck ist ein weiteres Zeichen dafür, wie Tesla die Zukunft des Elektroauto- und Automobilgeschäfts einschätzt. Künftig dürften Robotik und autonome Fahrzeuge eine größere Rolle für Tesla spielen. Und das wird dauern.
Erst wenn die Robotaxis fehlerfrei laufen und dem Unternehmen Gewinne bescheren, dürfte Tesla nachhaltig interessant werden. Die Aktie bleibt volatil und nur für mutige Trader geeignet. DER AKTIONÄR rät weiterhin, bei der Tesla-Aktie an der Seitenlinie zu bleiben.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Tesla.
23.08.2025, 13:15