Ein starker Auftritt von der amerikanischen Fluggesellschaft Delta Air Lines beflügelt auch die Fantasie der Lufthansa-Anleger. Die Hoffnung: mehr Stabilität, bessere Planbarkeit – und endlich wieder verlässliches Wachstum im Passagiergeschäft. Die Aktie springt am vorletzten Handelstag der Woche an.
Lange war es ein wenig still geworden um die großen US-Airlines – nun sorgt Delta Air Lines für ein bemerkenswertes Comeback. Die US-Gesellschaft hat mit ihren Quartalszahlen nicht nur die Erwartungen übertroffen, sondern auch wieder Vertrauen in die gesamte Branche geschürt. Der bereinigte Gewinn je Aktie lag im zweiten Quartal bei 2,10 Dollar – mehr als die erwarteten 2,05 Dollar. Auch beim Umsatz lieferte Delta mit 15,51 Milliarden Dollar leicht über Konsens (15,48 Milliarden Dollar) ab. Anleger goutieren das mit zweistelligen Kursaufschlägen (Delta Air Lines Aktie vorbörslich plus 13 Prozent) – und auch diesseits des Atlantiks reagiert der Markt: Die Lufthansa-Aktie dreht ins Plus und erreicht ein neues Hoch seit März.
Die Marktreaktion ist kein Zufall. Delta steht mit seinen Zahlen exemplarisch für eine vorsichtige Rückkehr der Visibilität im Airline-Geschäft. Zwar musste CEO Ed Bastian die Jahresprognose senken – unter anderem wegen gedämpfter Nachfrage und strukturellem Überangebot –, doch zugleich überraschte er mit soliden Sommeraussichten, einer stabilisierten Buchungslage und wachsender Nachfrage im margenstarken Premiumsegment.
Insbesondere Letzteres dürfte auch Lufthansa-Anleger aufhorchen lassen. Denn auch Europas größte Airline setzt immer stärker auf hochmargige Angebote und gut zahlende Geschäftsreisende. Der Umbau in Richtung Qualität – Lounges, Sitze, digitale Services – ist in vollem Gange. Was bei Delta bereits zählbar ist, könnte bei der Lufthansa schon bald Wirkung zeigen.
Premium zahlt sich aus – auch in Frankfurt
Bei Delta stieg der Umsatz mit höherpreisigen Sitzen wie First Class und durch die American-Express-Kooperation deutlich an. Das zeigt: Wer als Airline konsequent auf Premiumkunden setzt, kann sich dem Preisverfall im Volumensegment zumindest teilweise entziehen. Das Signal an die Lufthansa: Der eingeschlagene Kurs ist richtig – auch wenn die geopolitischen Risiken, steigende Kosten und volatile Nachfrage weiterhin auf die Branche drücken.
Hinzu kommt: Geschäftsreisen stabilisieren sich, auch wenn das Vorkrisenniveau noch in weiter Ferne liegt. Doch es gibt Bewegung – und die Märkte belohnen derzeit jede Spur von Berechenbarkeit. Die Lufthansa selbst hatte zuletzt mit Streiks, strukturellen Umbauten und einem wenig überzeugenden ersten Quartal zu kämpfen. Ein Befreiungsschlag steht noch aus – vielleicht liefert der nächste Quartalsbericht genau das.
Die Lufthansa profitiert vom Rückenwind aus den USA – doch der Weg bleibt steinig. Hohe Kosten, sinkende Nachfrage und mehr Konkurrenz setzen das Geschäft unter Druck. Der strategische Umbau hin zu hochwertigeren Reiseangeboten eröffnet Perspektiven, braucht aber Zeit. Für investierte Anleger gilt: an Bord bleiben, aber Geduld mitbringen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Lufthansa.
Enthält Material von dpa-AFX