Die beiden AKTIONÄR-Tipps Lufthansa und Fraport streben aufwärts. Am Montag erreichte die Airline-Aktie das höchste Niveau seit März 2025, der Flughafenbetreiber sogar seit Februar 2022. Hoffnung macht den beiden MDAX-Konzernen, dass die Bundesregierung endlich die zu hohe Luftverkehrsteuer auf ihre Agenda nimmt.
Der größte deutsche Flughafenbetreiber hat die Bundesregierung kürzlich an den Koalitionsvertrag erinnert. "Wenn die Bundesregierung die im Koalitionsvertrag beschlossenen Entlastungen der Branche zeitnah umsetzt, wären zusätzliche Wachstumsimpulse möglich", sagte Fraport-Chef Schulte. Diese und weitere Maßnahmen seien nötig, damit die deutsche Luftverkehrsindustrie nicht noch weiter ins Hintertreffen gerate.
Am Montag dann ein Signal: Die Bundesregierung will die 2024 eingeführte Erhöhung der Luftverkehrsteuer, die in Deutschland höher als anderswo ist, im kommenden Jahr zurücknehmen. Tourismus-Koordinator Christoph Ploß und das CDU-geführte Verkehrsministerium unterstützen die Rücknahme, um Flugverbindungen und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Luftfahrtindustrie zu sichern.
Fluggesellschaften und Flugpassagiere in Deutschland können dann mit spürbaren Entlastungen rechnen. Doch das SPD-geführte Bundesfinanzministerium dämpft die Erwartungen. Eine Sprecherin von Minister Lars Klingbeil sagte in Berlin, alle Maßnahmen im Koalitionsvertrag stünden unter Finanzierungsvorbehalt. Man müsse schauen, ob Mittel zur Senkung der Luftverkehrsteuer möglich seien. Der Entwurf des Haushalts 2026 solle Ende Juli vom Kabinett beschlossen werden. Dann solle es auch Klarheit zur Ticketsteuer geben, machte die Sprecherin deutlich.
Beim Flughafenverband ADV hieß es, die angekündigte Zurücknahme der Erhöhung der Luftverkehrsteuer aus dem Jahr 2024 wäre ein erster und dringlicher Schritt in die richtige Richtung. "In Deutschland muss sich die Erkenntnis durchsetzen, dass jede Maßnahme zur Stärkung des Luftverkehrs ein Beitrag für mehr Wohlstand und Wachstum insgesamt ist", sagte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel.
Ähnlich äußerte sich der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Joachim Lang. Er hält eine Entlastung bei den staatlichen Standortkosten in Höhe von rund zwei Milliarden Euro jährlich für nötig, damit die Luftverkehrsanbindung des Wirtschaftsstandortes Deutschland wiederhergestellt werde.
Im Mai 2024 wurde die Luftverkehrsteuer deutlich erhöht. Die Ampel-Koalition hatte die 'Ticketsteuer' im Mai 2024 von 12,48 auf 15,53 Euro auf Kurzstrecken, von 31,61 auf 38,72 Euro auf mittleren Strecken und von 56,91 auf 70,83 Euro auf Langstrecken angehoben. Das sollte für 580 Millionen Euro Mehreinnahmen im Bundeshaushalt sorgen, brockte deutschen Airlines aber einen zusätzlichen Wettbewerbsnachteil ein. Airlines wie Ryanair hatten deshalb jedoch viele Flüge von deutschen Flughäfen zuletzt gestrichen.
Die Ankündigung, dass die Sätze wieder auf das Niveau vor der letzten Erhöhung fallen sollen, sorgte am Montag direkt für spürbaren Auftrieb bei den Aktien von Lufthansa und Fraport. Die Lufthansa-Aktie verbesserte sich auf 7,60 Euro. So hoch stand der Wert zuletzt am 20.März. Das Fraport-Papier stieg im MDAX bis auf 67,10 Euro und damit auf den Stand unmittelbar vor Russlands Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022.
Laut eines im März vorgestellten Gutachtens im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums bremsen im europäischen Vergleich deutlich höhere Standortkosten wie die Ticketsteuer den deutschen Luftverkehr. Zwischen 2019 und 2024 sind die Standortkosten hierzulande deutlich stärker gestiegen als im europäischen Durchschnitt. Nach den Einbrüchen in der Corona-Pandemie habe sich der Passagierverkehr in Deutschland eher langsamer erholt.
Die Regierungskoalition will im nächsten Haushalt Spielräume für die versprochene Wiederabsenkung der Ticketsteuer und Gebührenentlastungen prüfen. Diese Senkung ist wichtig für eine Verbesserung der deutschen Wettbewerbsposition. Deutschlands Nachbarn locken mit günstigeren Konditionen.
Die Aktien von Lufthansa und Fraport – beides laufende Empfehlungen von DER AKTIONÄR – setzen ihren noch etwas zurückhaltenden Aufschwung fort. Beide Aktien bleiben auch vor dem Hintergrund eines global anziehenden Flugverkehrs haltenswert.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Deutsche Lufthansa NA.
Enthält Material von dpa-AFX
22.07.2025, 10:05