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25.02.2020 Leon Müller

DAX schwach: Erst Rezession, dann Crash?

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DAX

Der DAX verliert am Dienstag weiter an Wert, nachdem er am Montag den schlimmsten Tagesverlust seit Jahren erlitten hat. Die Ausbreitung des Coronavirus treibt Sorgen an, die deutsche Wirtschaft könnte in eine Rezession schlittern. Volkswirte äußern sich verhalten, doch es gibt auch erste positive Stimmen und Anzeichen, die darauf hindeuten, das schlimmste könnte bereits hinter den Anlegern liegen.

Die Aktienmärkte sind der Konjunktur immer einen Schritt voraus. Dieser These zufolge müsste das Schlimmste bereits hinter den Marktteilnehmern liegen. Denn die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus trifft die deutsche Konjunktur zwar mitten in der Flaute. Weil das Wirtschaftswachstum im vierten Quartal 2019 im Vergleich zum Vorquartal stagnierte, geht Europas größte Volkswirtschaft ohne nennenswerten Rückenwind ins laufende Jahr. Und obwohl die Hoffnung auf eine rasche Konjunkturerholung schwindet, nachdem die Coronavirus-Epidemie inzwischen in Europa angekommen ist und sich derzeit vor allem in Italien ausbreitet, ist das Phänomen seit Wochen bekannt. Dennoch hat der Aktienmarkt sich bisher absolut stabil gezeigt – mit Ausnahme des gestrigen Tages.

DAX (WKN: 846900)

"Deutschlands stärkste Trumpfkarte hat sich zum Schwachpunkt entwickelt: Die Offenheit und Abhängigkeit von Exporten und dem globalen Handel", erläuterte Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING Deutschland. Mit einem Konjunkturabsturz rechnen Ökonomen aktuell allerdings nicht. Bereits im vergangenen Jahr bremste der Export belastet von internationalen Handelskonflikten und der Abkühlung der Weltwirtschaft die Konjunkturentwicklung. Zum Ende des Jahres 2019 ging der deutschen Wirtschaft die Puste aus. Im vierten Quartal stagnierte das Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zum Vorquartal. Das Statistische Bundesamt bestätigte am Dienstag vorläufige Angaben.

Schwaches Wachstum wie zuletzt 2013

Gestützt wurde die Konjunktur im Zeitraum Oktober bis Dezember von den boomenden Bauinvestitionen. Der Konsum – zuletzt häufig der Konjunkturmotor – verlor nach einem sehr starken dritten Quartal dagegen deutlich an Dynamik. Die privaten Konsumausgaben stagnierten zum Jahresende, der Staat erhöhte seine Konsumausgaben nur leicht um 0,3 Prozent. Sinkende Exporte dämpften die Entwicklung. Im Gesamtjahr wuchs die deutsche Wirtschaft um 0,6 Prozent. Das war deutlich weniger als jeweils in den beiden Vorjahren. Ähnlich schwach wie 2019 war das Wachstum zuletzt 2013.

Erholung könnte sich verzögern

Die Ausbreitung des Coronavirus könnte Volkswirten zufolge die erhoffte Konjunkturerholung in diesem Jahr verzögern. Einige rechnen mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung im ersten Quartal, andere mit einer erneuten Stagnation im Vergleich zum Vorquartal. Sorgen bereitet vor allem die Entwicklung in China, wo das Virus Sars-CoV-2 zuerst ausgebrochen war. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist ein wichtiger Absatzmarkt für Produkte "Made in Germany". Zugleich werden in dem Land Teile für die Produktion in Deutschland hergestellt.

Lieferengpässe aufgrund von Corona-Epidemie in China

Mehrere Branchen rechnen nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) in den kommenden Wochen mit Engpässen bei Lieferungen aus Fernost, unter anderem Elektro, Automobil, Pharma und Papier. "Aufgrund großer Unsicherheiten auf den Weltmärkten ist die Konjunktur in Deutschland schon schwach ins neue Jahr gestartet", sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang jüngst. "Die Effekte der Epidemie erhöhen den Druck auf unsere Unternehmen zusätzlich."

Erste Zeichen der Entspannung

Doch es gibt auch erste Zeichen der Entspannung. Nach einem Produktionsstopp in China wegen des neuen Coronavirus hat Volkswagen die meisten Werke wieder in Betrieb genommen. Volkswagen teilte am Montag mit, dass mittlerweile in allen Werken des Gemeinschaftsunternehmens mit dem chinesischen Staatsbetrieb First Automotive Works (FAW) wieder produziert wird. Auch die meisten Fabriken mit SAIC aus Shanghai sowie sämtliche Zulieferer von Komponenten hätten die Produktion wieder aufgenommen.

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Wachstumsprognosen nach unten angepasst

Dennoch sieht es zunächst etwas düster aus: Der Internationale Währungsfonds (IWF) senkte bereits seine Konjunkturprognose für China und die Weltwirtschaft. Die globale Wirtschaft werde voraussichtlich um 0,1 Prozentpunkte weniger wachsen als bisher angenommen. IWF-Chefin Kristalina Georgiewa räumte ein, es gebe noch große Unsicherheiten. "Viele Szenarien können sich abspielen, je nachdem, wie schnell das Virus eingedämmt wird und wie schnell sich die chinesischen und anderen betroffenen Volkswirtschaften wieder normalisieren."

Das denken führende Volkswirte

Nach Einschätzung von Commerzbank -Chefvolkswirt Jörg Krämer dürfte das Virus die Industrierezession in Deutschland um ein paar Monate verlängern. Das erste Quartal werde in China schlecht ausfallen. "Es ist gut möglich, dass dies das deutsche Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal wegen sinkender Exporte und fehlender Zulieferungen schrumpfen lässt." KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib rechnet damit, dass sich die wirtschaftliche Stagnation in Deutschland zunächst fortsetzt. Sollte die Corona-Epidemie länger andauern und auch andere Weltregionen stärker in Mitleidenschaft ziehen, würden allerdings gravierende Auswirkungen unter anderem auf den Außenhandel wahrscheinlicher. "Die Situation in Italien macht mir deshalb Sorgen."

Billiges Geld treibt die Konjunktur

Die öffentlichen Kassen sind trotz der Konjunkturschwäche gut gefüllt. Dank der weiterhin guten Lage auf dem Arbeitsmarkt sprudelten Sozialabgaben und Steuern im vergangenen Jahr kräftig und spülten Milliarden in die öffentlichen Kassen. Zugleich sorgte die vor allem in Deutschland umstrittene ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) für Entlastung. Wegen der niedrigen Zinsen kann sich der Staat günstiger verschulden. Auf insgesamt 49,8 Milliarden Euro (Vorjahr: 62,4 Mrd.) bezifferte das Statistische Bundesamt den Überschuss von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialkassen im vergangenen Jahr. Alle staatlichen Ebenen trugen zu dem Plus bei. Den höchsten Überschuss hatte den Angaben zufolge der Bund mit 20,1 Milliarden Euro. Der Überschuss machte insgesamt 1,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus, nach 1,9 Prozent im Vorjahr. Ein Defizit hatte Europas größte Volkswirtschaft zuletzt 2011 verbucht. Deutschland ist mit dem Überschuss weit entfernt von der Defizit-Grenze des Maastricht-Vertrages, in dem sich die Europäer ein Haushaltsdefizit von 3,0 Prozent der Wirtschaftsleistung erlauben.

An der Börse gibt es eine alte Weisheit: Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Die Ausbreitung des Coronavirus insbesondere in Südkorea, Italien und dem Iran treibt Anlegern die Sorgenfalten derzeit auf die Stirn. Aber: Auch Handelskonflikt, Brexit und die Iran-Krise belasteten in den vorherigen Monaten und Jahren die Entwicklung an den Aktienmärkten zwischenzeitlich – dennoch befindet sich der DAX weiterhin in einer intakten Hausse. DER AKTIONÄR analysiert in der aktuellen Ausgabe die Situation an den Märkten und bei prominenten Einzelwerten. Die neue Ausgabe erscheint Mittwochabend (26. Februar 2020) als E-Paper und ist ab Freitag am Kiosk erhältlich.

Mit Material von dpa-AFX

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