Die vergangene Handelswoche hat Licht ins Dunkel gebracht: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzinssatz um 50 Basispunkte angehoben und der Energiekonzern Uniper wird wieder mit Gas aus Russland beliefert. Damit ist das schlimmste Szenario vorerst ausgeblieben, doch am Horizont zeichnen sich bereits weitere Belastungsfaktoren für den deutschen Aktienmarkt ab. Der Wochenausblick.
Während die EZB die Zinsen in der Eurozone erstmals seit 2011 wieder angehoben hat, dürfte auch die US-Notenbank FED in der kommenden Handelswoche die Zinsschraube weiter anziehen. Wie DER AKTIONÄR berichtete, galt eine Anhebung des Leitzinses seitens der EZB um 25 Basispunkte zunächst als ausgemachte Sache, doch wegen der hohen Inflation hatten zuletzt einige Experten einen Anstieg um einen halben Prozentpunkt für möglich gehalten. Letztlich wurde Leitzins um 50 Basispunkte erhöht.
Noch kräftiger könnten die Zinsen in den USA steigen. Laut dem FedWatch Tool ist ein Anstieg um 75 Basispunkte auf 2,25 bis 2,5 Prozent zu 80 Prozent wahrscheinlich. Sollte die FED eine Anhebung in dieser Größenordnung ankündigen, dürfte der FED-Zinsentscheid am Mittwoch laut dem Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners zum "Non-Event" werden.
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An den Rohstoffmärkten könnte sich die Lage in der kommenden Woche hingegen etwas entspannen: "Mit der Wiederaufnahme der Gaslieferungen ist einige Nervosität aus dem Markt gewichen", sagte Altmann und erhofft sich zumindest von dieser Seite "etwas mehr Ruhe". Allerdings dürfte die Berichtserstattung um Uniper und Gazprom dennoch nicht vorschnell abreißen, da Uniper angekündigt hat, Schadenersatz von Gazprom einzuklagen.
Die Regierungskrise in Italien könnte die Kursentwicklungen derweil belasten. Nach dem Rücktritt von Regierungschef Mario Draghi und der angekündigten Neuwahl sind Italiens Parteien sofort in den Wahlkampfmodus übergegangen. Die Neuwahl war am Donnerstag für den 25. September angekündigt worden. Nach aktuellen Umfragen könnte Italien ein Rechtsruck drohen. Die drittgrößte Volkswirtschaft in Europa könnte anschließend von einer nicht gerade EU-freundlichen Regierung gelenkt werden.
Für den DAX geht es damit in der neuen Woche um nichts weniger, als um die Verteidigung der zurückeroberten 13.000-Punkte-Marke. Am Freitag war der deutsche Leitindex mit einem Mini-Plus von 0,05 Prozent auf 13.253 Zähler aus dem Handel gegangen. Besondere Aufmerksamkeit dürften dabei gleich zu Wochenbeginn das Ifo-Geschäftsklima sowie das GfK-Konsumklima am Mittwoch erhalten. Wegen des Ukraine-Krieges sowie der steigenden Zinsen und anhaltend hohen Inflation wird bei beiden Konjunkturindikatoren ein Rückgang erwartet. Zudem hat die WHO den Affenpocken-Ausbruch als "internationale Notlage" eingestuft. Diese Aktie steht daher im Fokus.
Außerdem nimmt die Berichtssaison in der kommenden Woche weiter Fahrt auf. In der kommenden Woche legen unter anderem die US-Technologieriesen Alphabet, Amazon, Apple, Meta und Microsoft sowie der Chipproduzent Intel ihre Quartalsberichte vor. Im DAX präsentieren außerdem die Luftfahrtkonzerne Airbus und MTU sowie die Autobauer Mercedes-Benz und Volkswagen ihre Zahlen vor . Der Chemiekonzern BASF, der Sportartikelhersteller Puma, HeidelbergCement, die Deutsche Börse und der Industriegase-Gigant Linde reihen sich ebenfalls ein.
Folgende Artikel zählten in der vergangenen Woche zu den meistgelesenen auf www.deraktionaer.de:
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Mit Material von dpa-AFX.
24.07.2022, 08:00