Zuletzt musste sich BYD mit deutlich geringeren Wachstumsmultiplen zufrieden geben. Im Juli verkaufte der chinesische Elektroauto-Hersteller nur 344.000 neue Fahrzeuge. Ein Plus von 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für BYD ein Rückschlag, wollte man doch mit aggressiven Preissenkungen die Verkäufe hoch halten. DER AKTIONÄR sprach mit Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut über die aktuellen Schwierigkeiten von BYD.
DER AKTIONÄR: Herr Dudenhöffer, mit welchen Herausforderungen hat BYD derzeit in China zu kämpfen?
FERDINAND DUDENHÖFFER: Trotz aggressiver Preispolitik wird nach meiner Einschätzung das Wachstum langsamer und das ist gefährlich. Die chinesischen Wettbewerber sind stärker geworden. Im oberen Marktsegment mit der neuen Oberklasse-Marke wird es für BYD schwer und teuer. Xiaomi nimmt BYD-Wachstum. SAIC, Chery, Changan, Geely sind stärker geworden und auch VW und Toyota werden mit neuen Modellen BYD einengen. BYD ist zum Gejagten geworden und das ist nicht gut.
Europa ist für BYD wichtig. Nicht nur um die Sichtbarkeit der Marke zu erhöhen, sondern auch, um höhere Margen einzufahren. Wie ist das Marktumfeld für BYD in Europa?
Das Problem ist, dass in Europa BYD mit vollelektrischen und Plug-In Hybriden nur auf 30% des Marktes zugreifen kann. Der BYD-Markt in der EU sind rund 4 Millionen Pkw und keine 11 Millionen. Chery ist der größte Exporteur in China und nicht BYD. Jetzt geht man in alle exotischen Märkte, um ein paar Autos zu verkaufen. Im wichtigsten Markt in Europa – Deutschland – hat man ein sehr verwaschenes Konzept und kleine klare Positionierung. Man kommt mit einem Bauchladen voller Autos und ist unbekannt. Es werden jede Menge taktische Zulassungen gemacht und die Kosten Geld.
Wird BYD die hohe Taktfrequenz, die man in der Vergangenheit an den Tag gelegt hat, halten können?
Ich glaube nicht, dass die Taktzahl bei Produktion und Wertschöpfungskette das Problem sind, sondern das Wachstum im Markt. Man ist außerhalb von China stark limitiert. Man hat kein klares Profil für Kunden, sondern einen „Bauchladen“ voller Autos. Also es fehlen eher die Käufer.
Die BYD-Aktie hat nach dem letzten Schwächeanfall aufgrund der Preissenkungsmaßnahmen wieder nach oben gedreht. Positiv: Das Management von BYD betonte auf der Hauptversammlung vor wenigen Wochen, man sei in eine Phase explosiven Wachstums in Übersee eingetreten. Darüber hinaus wolle man High-End-Modelle auf den internationalen Märkten einführen. Langfristig dürfte BYD dank seiner Größe, den daraus resultierenden Skaleneffekten und der Wertschöpfungskette als Gewinner auf dem Preiskampf in China hervorgehen. Aktuell liegt der Fokus auf den Quartalszahlen, die BYD vorlegen wird.
Die Aktie hat zuletzt mit dem Break der 200-Tage-Linie bei 114,35 Hongkong-Dollar (12,95 Euro) ein neues Kaufsignal geliefert. Jetzt gilt es die 50-Tage-Linie bei 120, 94 Hongkong-Dollar (13,25 Euro) und im Anschluss die 100-Tage-Linie bei 126,24 Hongkong-Dollar (14,00 Euro) zu überwinden. Anleger bleiben investiert, die Story ist nach wie vor intakt, jedoch hat der Konkurrenzkampf im E-Mobility-Segment deutlich zugenommen.
29.08.2025, 14:43