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Heute, 13:37
Jahrelang predigte Netflix striktes organisches Wachstum, nun zückt der Streaming-Pionier das Scheckbuch für den ultimativen Blockbuster-Deal. Für 72 Milliarden Dollar übernimmt der Marktführer Warner Bros. Discovery und verleibt sich damit Hollywood-Gold wie Harry Potter und die HBO-Bibliothek ein.
Die am heutigen Freitag verkündete Einigung hat es in sich. Warner-Aktionäre erhalten 27,75 Dollar je Aktie, ausgezahlt in Cash und Netflix-Papieren. Der Equity-Wert der Transaktion beläuft sich auf 72 Milliarden Dollar, inklusive Schulden (Enterprise Value) wird das Paket mit rund 82,7 Milliarden Dollar bewertet.
Der Deal kommt jedoch mit einem entscheidenden Twist. Vor dem Closing wird Warner Bros. sein Sorgenkind abspalten: Das lineare Kabelgeschäft. Sender wie CNN, TBS und TNT bleiben außen vor. Netflix pickt sich die Rosinen aus dem Kuchen – das legendäre Filmstudio in Burbank und den Streaming-Dienst HBO Max.
Content-Tresor für den Marktführer
Für Netflix ist der Zukauf ein Befreiungsschlag. Jahrelang musste der Konzern Milliarden in Eigenproduktionen pumpen, um das Fehlen einer historischen Bibliothek zu kompensieren. Mit einem Schlag sichert sich CEO Ted Sarandos nun Zugriff auf das Tafelsilber der Unterhaltungsindustrie: Von Harry Potter über Friends bis hin zu HBO-Klassikern wie The Sopranos und The White Lotus.
Der Grund für den Verkauf liegt in der Bilanz von Warner Bros. Das traditionelle Kabelgeschäft befindet sich im freien Fall. Allein im jüngsten Quartal brach der Umsatz der TV-Sparte um 23 Prozent ein. Während Kunden scharenweise kündigen und Werbekunden abwandern, flüchtet sich Warner unter das Dach des Streaming-Dominators, der das Jahr 2024 mit 39 Milliarden Dollar Umsatz abschloss – fast exakt so viel wie das fast 100 Jahre alte Traditionsstudio.
Kampfzone Hollywood
Der Weg zur Unterschrift war steinig. Warner Bros. hatte sich im Oktober selbst ins Schaufenster gestellt und damit einen Bieterkrieg entfacht. Neben Netflix buhlten auch Comcast und die neu formierte Paramount Skydance Corp. um den Zuschlag. Letztere warf Warner vor, den Prozess unfair zugunsten von Netflix manipuliert zu haben – ein Vorwurf, der noch juristisches Nachspiel haben könnte.
Auch die Wettbewerbshüter dürften die Messer wetzen. Der Republikaner Darrell Issa warnte bereits in einem Schreiben an US-Regulierer vor Nachteilen für die Verbraucher. Netflix hält dagegen: Der wahre Feind sei YouTube. Ob diese Argumentation in Washington und Brüssel verfängt, bleibt abzuwarten. Das Closing wird erst für das dritte Quartal 2026 erwartet – eine lange Zeitspanne voller Unsicherheiten.
Die Reaktion an den Märkten
Die Wall Street reagierte am Freitag verschnupft auf die Mega-Fusion. Die Netflix-Aktie verlor vorbörslich rund drei Prozent. Investoren fürchten offenbar die Integrationslast und den hohen Kaufpreis. Auch Warner Bros. Discovery notierte ein Prozent leichter, während Paramount Skydance um zwei Prozent nachgab.
Das monatelange Tauziehen um eines der traditionsreichsten Studios Hollywoods ist entschieden – und Netflix geht als unangefochtener Sieger vom Platz. Welche Chancen und Risiken für Netflix hinter dem Deal stecken, hat DER AKTIONÄR bereits aufgeschlüsselt.
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