Die Chefs der größten US-Banken schlagen Alarm: Die wachsende Bedeutung von Stablecoins im globalen Zahlungsverkehr wird zu einer ernsthaften Bedrohung für das traditionelle Bankgeschäft. Was lange als Nischenphänomen galt, entwickelt sich rasant zu einem milliardenschweren Markt, der die etablierten Finanzriesen zum Handeln zwingt. Doch eine Bank scheint bereits dem Untergang geweiht.
In einer ungewöhnlich offenen Reaktion haben die Führungskräfte von JPMorgan, Bank of America und Citigroup die zunehmende Relevanz von Stablecoins hervorgehoben, wie Bloomberg berichtete. Bei ihren jüngsten Ergebnispräsentationen malten Jamie Dimon, Brian Moynihan und Jane Fraser das Bild einer Branche am Scheideweg.
Stablecoins, digitale Token, die in der Regel eins zu eins an den US-Dollar gekoppelt sind, ermöglichen sofortige Transaktionen rund um die Uhr und gewinnen damit massiv an Attraktivität für Unternehmen und Verbraucher.
Der Markt für diese digitalen Währungen ist bereits beeindruckend: Laut Daten von CoinGecko sind Stablecoins im Wert von rund 265 Milliarden Dollar im Umlauf. Analysten der Citigroup prognostizieren sogar ein explosives Wachstum auf bis zu 3,7 Billionen Dollar bis zum Jahr 2030.
Banken bereiten sich auf den Gegenschlag vor
Die etablierten Geldhäuser wollen ihre Vormachtstellung im Zahlungsverkehr verteidigen. „Sie versuchen, in Zahlungssysteme und Prämienprogramme einzusteigen“, warnte JPMorgan-Chef Jamie Dimon mit Blick auf Fintechs, die in angestammte Bankbereiche vordringen. „Wir müssen uns dessen bewusst sein.“ Die Antwort der Banken könnte in der Einführung eigener, von ihnen ausgegebener Stablecoins oder sogenannter Einlagentoken liegen
Auch Brian Moynihan, CEO der Bank of America, betonte die Notwendigkeit zu handeln, sei es durch eigene Produkte oder strategische Partnerschaften. Andernfalls drohe der Verlust von Kunden an alternative Anbieter. „Wir können Geld effizient transferieren und müssen uns der Angriffe auf das Zahlungssystem bewusst sein. Wir werden es verteidigen“, so Moynihan.
Citigroup und JPMorgan treiben ihre Blockchain-Projekte bereits aktiv voran. Beide Institute arbeiten an Einlagentoken, die innerhalb der bestehenden regulatorischen Rahmenbedingungen ähnliche Funktionen wie Stablecoins bieten können. Citi-CEO Jane Fraser sieht in digitalen Vermögenswerten die „nächste Evolutionsstufe in der umfassenden Digitalisierung von Zahlungen“.
Totalabsturz Western Union: Der langsame Tod eines Giganten
Ein Unternehmen, das den disruptiven Druck schon seit Längerem zu spüren bekommt, ist Western Union. Die Aktie des einstigen Platzhirschs im Geldtransfergeschäft befindet sich seit Jahren im Sinkflug. Auf Sicht von zehn Jahren hat das Papier im Schnitt jedes Jahr 8,4 Prozent an Wert verloren.
Der Grund dafür ist die wachsende Konkurrenz durch agilere und günstigere digitale Anbieter wie PayPal. Diese haben mit ihren einfachen Online-Plattformen und Apps den Markt für Auslandsüberweisungen aufgerollt und Western Union empfindliche Marktanteile abgenommen.
Das Aufkommen von Stablecoins hat diesen Abwärtsdruck nun noch einmal drastisch beschleunigt. Sie bieten nahezu sofortige Transaktionen zu minimalen Kosten und stellen damit das traditionelle, auf Bargeld und ein teures Filialnetz gestützte Geschäftsmodell von Western Union fundamental infrage. Während Konkurrenten wie MoneyGram bereits Partnerschaften im Stablecoin-Bereich eingegangen sind, droht Western Union den Anschluss zu verlieren.
Die Zeit des Ignorierens ist endgültig vorbei. Die klaren Worte der mächtigsten Banker der Welt markieren einen Wendepunkt: Stablecoins sind keine technologische Spielerei mehr, sondern eine fundamentale Herausforderung für die etablierte Finanzarchitektur. Der Kampf um die Zukunft des Zahlungsverkehrs hat mit voller Wucht begonnen.
21.07.2025, 11:12