Am vergangenen Freitag unterzeichnete Präsident Donald Trump den sogenannten „GENIUS Act“ und setzte ihn damit in Kraft. Diese Gesetzgebung schafft einen regulierten Rahmen für Stablecoin-Emittenten wie Ripple. Während das Unternehmen selbst die Sektkorken knallen lassen dürfte, erwarten Experten nur minimale Auswirkungen auf den Kurs des XRP-Tokens. Doch sie könnten sich irren.
„Ripple ist einzigartig positioniert, um von dieser neuen Gesetzgebung zu profitieren“, erklärte Austin King, Mitbegründer von Omni Network, gegenüber dem Branchenportal Decrypt. Seiner Meinung nach verschafft das Gesetz Stablecoins wie Circle's USDC und Ripples RLUSD „einen Wettbewerbsvorteil bei der institutionellen Adaption, wo die wahren Gewinner gekürt werden“.
Während Konkurrenten wie Circle (USDC) und Tether (USDT) zweifellos um ihre Marktanteile kämpfen werden, könnte Ripples etablierte Position im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr dem hauseigenen Stablecoin RLUSD entscheidenden Rückenwind verleihen.
Yuri Brisov, Partner bei Digital & Analogue Partners, geht sogar noch einen Schritt weiter: „Die Existenz von RLUSD würde es Ripple ermöglichen, ein nativer, in den USA ansässiger Liquiditätsanbieter zu werden, der direkt mit USDC und PayPal USD konkurriert.“ Dies, so der Experte, erlaube es Ripple, „sich als zentraler Infrastrukturanbieter im US-Finanzsystem neu aufzustellen.“
Enttäuschung für XRP-Anleger – oder?
Doch die Euphorie hat einen entscheidenden Dämpfer: Ein Erfolg im Stablecoin-Sektor dürfte sich kaum in nennenswerten Kursgewinnen für den XRP-Token niederschlagen, so Brisov. Zwar wird bei jeder Transaktion mit dem neuen Stablecoin RLUSD eine winzige Menge an XRP zur Deckung der Netzwerkgebühren „verbrannt“ (also aus dem Verkehr gezogen), doch diese Menge ist verschwindend gering.
Ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht das Problem: Seit seiner Einführung wurden auf dem XRP Ledger kumulativ gerade einmal 14 Millionen Token verbrannt – bei einer Gesamtmenge von 59,1 Milliarden XRP im Umlauf ist das nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.
Schon in der Vergangenheit hatte Ripple-CTO David Schwartz die Erwartungen gedämpft: „Ich glaube immer noch nicht, dass das Verbrennen von XRP das Angebot in absehbarer Zeit signifikant reduzieren wird.“
Während das Verbrennen der Token im Zuge von Transaktionen mit dem Stablecoin RLUSD kaum Auswirkungen auf den Kurs haben wird, sollte der psychologische Faktor nicht unterschätzt werden. Wenn sich der Stablecoin größerer Beliebtheit erfreut, ist der XRP-Coin für interessierte Anleger das einzige Vehikel, mit dem sie zumindest teilweise an diesem Erfolg mitverdienen können. Dies dürfte dann wiederum dem XRP-Kurs Rückenwind verschaffen.