BYD erhöht mit seinen günstigen Stromern auch in Europa zunehmend den Druck auf die etablierten Autobauer. Letztere reagieren auf die Konkurrenz aus China: Ford und Renault etwa schmieden eine neue Allianz. Der Schritt zeigt vor allem eines: Die Branche kämpft um Tempo und Kosten, um mit den Newcomern Schritt zu halten.
In den ersten zehn Monaten des Jahres kam BYD bei New Energy Vehicles (NEVs, dazu zählen E-Autos und Plug-in Hybride) in Europa auf einen Marktanteil von 4,5 Prozent. Im Vorjahr waren es lediglich 1,5 Prozent. Das starke Wachstum verdeutlicht: BYDs Modelle treffen auf einen Markt, in dem viele Hersteller zu spät kamen und zu teuer sind.
Die Folge ist wachsender Druck auf die Kostenstrukturen bei Massenherstellern wie Volkswagen, Stellantis oder Renault. Letzterer reagiert nun und hat mit dem US-Autobauer Ford einen neuen Verbündeten gefunden. Gemeinsam entwickeln die Partner ab 2028 zwei günstige Stromer. Der Deal markiert eine neue Stufe der Konsolidierung.
Fords Europa-Geschäft verliert seit Jahren Marktanteile – seit 2015 sank er von 7,2 voraussichtlich rund drei Prozent im laufenden Jahr. Das Werk in Köln betreibt ab 2026 nur noch eine Linie. Das Unternehmen nutzt bereits eine Plattform von Volkswagen und senkt so die Fixkosten.
Renault greift auf sein Entwicklungszentrum in Shanghai zurück, um den elektrischen Twingo unter die Marke von 20.000 Euro zu drücken. Der Preispunkt zeigt, wie eng die Kalkulation geworden ist, seit BYD, Geely und Co die europäischen Märkte mit subventionierten Modellen angreift.
Parallel korrigieren die Hersteller ihre Modellstrategien. Die Nachfrage nach Elektroautos verläuft schleppender als geplant. Die EU denkt über eine Lockerung des Verbrenneraus ab 2035 nach – dementsprechend entfällt der politische Druck, allerdings könnten die Chinesen ihren Vorsprung ausbauen. Daher zählt aktuell vor allem Geschwindigkeit. Volkswagen bereitet mit dem ID.Polo einen Kleinwagen vor, der unter 25.000 Euro starten soll. Günstige Einstiegsmodelle gelten als Schlüssel, um gegen BYD und Co Schritt zu halten.
Die Allianz von Ford und Renault zeigt, wie angespannt die Lage der Autobranche ist. Aus Sicht der Kosten und der Geschwindigkeit ist sie der richtige Schritt. Dennoch: Die Aktien der beiden Hersteller sind aktuell keine laufenden Empfehlungen. Auch wenn sich die Stimmung in der Branche zuletzt etwas aufhellte, sollten Anleger gezielt Titel auswählen. DER AKTIONÄR setzt hier auf BMW und Mercedes-Benz.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz.
Heute, 13:54