Die Spannungen zwischen Washington und Moskau erreichen eine neue Eskalationsstufe. Nun wird der Konflikt auch auf dem Krypto-Parkett ausgetragen. Ein Top-Berater von Wladimir Putin erhebt schwere Vorwürfe: Die USA sollen gezielt Stablecoins einsetzen, um ihre gigantischen Schulden in Höhe von 37 Billionen Dollar zu entwerten.
Die Worte von Anton Kobyakow, einem einflussreichen Berater des russischen Präsidenten, haben es in sich. Auf dem Östlichen Wirtschaftsforum in Wladiwostok erklärte er unmissverständlich: „Die USA versuchen jetzt, die Regeln des Gold- und Kryptowährungsmarktes neu zu schreiben.“ Der Grund sei die schwindende Vertrauenswürdigkeit des Dollars, die dringend adressiert werden müsse.
Kobyakow zieht historische Parallelen: Wie schon in den 1930er und 1970er Jahren plane Washington, seine Finanzprobleme auf Kosten der ganzen Welt zu lösen. Dieses Mal laute die Strategie, „alle in die ‚Krypto-Wolke‘ zu drängen“. Der Kern des Plans: Die gewaltige US-Staatsverschuldung soll in an den Dollar gekoppelte Stablecoins überführt und anschließend massiv entwertet werden. Dies würde den USA einen finanziellen Neustart ermöglichen – quasi ein „Reset“ des Systems.
Washingtons offizielle Strategie
Während die Vorwürfe aus Moskau wie eine Verschwörungstheorie klingen mögen, gibt es aus den USA durchaus Signale, die eine strategische Nutzung von Stablecoins untermauern. Offiziell verfolgt man damit jedoch ein anderes Ziel. US-Finanzminister Scott Bessent betonte bereits im März, man werde Stablecoins nutzen, um die Dominanz des US-Dollars als Weltleitwährung zu sichern.
Auch der ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, sieht in den digitalen Währungen einen klaren Vorteil. Seiner Ansicht nach schaffen durch den Dollar gedeckte Stablecoins eine neue Nachfrage nach US-Staatsanleihen und verringern so das Risiko einer gescheiterten Schuldenauktion. „Sie sind ein Weg, um mit China mitzuhalten“, so Ryan. Mit der Unterzeichnung des „GENIUS Act“ durch Präsident Donald Trump wurden bereits gesetzliche Grundlagen für die Regulierung und Etablierung von Stablecoins geschaffen.
Moskau rüstet ebenfalls auf
Russland will dem Treiben jedoch nicht tatenlos zusehen. Berichten staatlicher Medien zufolge arbeitet das Land an einem eigenen, durch den Rubel gedeckten Stablecoin namens „A7A5“, der auf der Tron-Blockchain lanciert werden soll. Dieser Schritt wird als klare Strategie gewertet, die Abhängigkeit von US-Dollar-Stablecoins wie Tether (USDT) zu reduzieren, über den Russland in der Vergangenheit Ölgeschäfte mit China und Indien abgewickelt hat.
Die Realität
Eine „Abwertung der US-Schulden“ via Stablecoins ist faktisch nicht möglich, da eine Schuldenausgabe oder -zahlung in Stablecoins einer Zahlung in US-Dollar entspricht. Stablecoins sind nämlich 1:1 an den Wert des US-Dollars gebunden, entweder durch hinterlegte Dollar-Reserven oder US-Staatsanleihen.
Nur eine Entkopplung der Stablecoins vom Dollar oder eine gezielte Entwertung des Dollars selbst hätte Auswirkungen auf die reale Wertschöpfung und könnte eine echte Schuldenentwertung oder -inflation forcieren.
Die Vorwürfe aus dem Kreml mögen scharf formuliert sein, doch wirklich viel dran ist an ihnen nicht. Anleger bleiben derweil weiterhin bei Bitcoin an Bord.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin.
09.09.2025, 08:45