Thyssenkrupp hat am Dienstagmorgen seine Jahreszahlen vorgelegt. Während der Industriekonzern im abgelaufenen Geschäftsjahr einen positiven Free Cashflow vor M&A-Aktivitäten verzeichnete, bereite das Management die Anleger auf einen Rückschlag im kommenden Jahr vor. Für die Aktie geht es daher vorbörslich bergab.
Trotz der weiterhin schwierigen Konjunktur zog der Auftragseingang im abgelaufenen Geschäftsjahr 2024/25 kräftig an und stieg auf 37,7 Milliarden Euro nach 32,8 Milliarden Euro im Vorjahr. Vor allem Marine Systems lieferte ein deutliches Auftragsplus – getrieben durch umfangreiche Auftragserweiterungen über vier U-Boote im deutsch-norwegischen 212CD-Programm sowie zwei zusätzliche U-Boote aus einem bestehenden Singapur-Auftrag (DER AKTIONÄR berichtete).
In Automotive Technology blieb die Kundennachfrage dagegen verhalten, der Auftragseingang lag unter Vorjahr. Auch in Steel Europe und Materials Services war die Auftragslage weiterhin von nachfrage- und preisbedingten Rückgängen geprägt, und Decarbon Technologies blieb insgesamt ebenfalls unter dem Vorjahreswert.
Erlös fällt
Der Konzernumsatz entwickelte sich vor dem Hintergrund der schwächeren Marktdynamik rückläufig und sank auf 32,8 Milliarden Euro nach 35,0 Milliarden Euro. Verantwortlich waren im Wesentlichen geringere Nachfrage sowie niedrigere Preisniveaus bei Materials Services und Steel Europe; auch Automotive Technology und Decarbon Technologies verzeichneten eine rückläufige Nachfrage. Marine Systems konnte den Umsatz hingegen dank Projektfortschritten im Neubaugeschäft sowie im Bereich Marineelektronik und -software steigern.
EBIT zieht an
Operativ legte der Konzern zu: Das bereinigte EBIT kletterte auf 640 Millionen Euro und lag damit 72 Millionen Euro über dem Vorjahreswert von 567 Millionen Euro. Der Anstieg ging vor allem auf das deutlich verbesserte Ergebnis bei Decarbon Technologies zurück, begünstigt durch positive Einmaleffekte – etwa im Chemieanlagenbau – sowie geringere außerordentliche Mehrkosten.
Zurück in den schwarzen Zahlen
Unter dem Strich weist Thyssenkrupp einen Jahresüberschuss von 532 Millionen Euro aus – nach minus 1,45 Milliarden Euro im Vorjahr. Der Turnaround ist allerdings stark von Sondereffekten geprägt: maßgeblich waren eine Zuschreibung auf die verbliebene Beteiligung an TK Elevator in Höhe von 902 Millionen Euro sowie die Veräußerung von thyssenkrupp Electrical Steel India mit rund 320 Millionen Euro. Gegenläufig schlugen Wertminderungen von rund 790 Millionen Euro, Restrukturierungsaufwendungen von rund 220 Millionen Euro sowie ein Steuereffekt im Zusammenhang mit der Abspaltung des Marinegeschäfts von 135 Millionen Euro zu Buche.
Das Nettoergebnis nach Minderheitenanteilen lag bei 465 Millionen Euro nach minus 1,506 Milliarden Euro, das Ergebnis je Aktie verbesserte sich auf 0,75 Euro nach minus 2,42 Euro. Die Bilanz blieb stabil: Das Eigenkapital stieg leicht von 10,4 auf 10,6 Milliarden Euro, die Eigenkapitalquote liegt mit 37 Prozent weiter komfortabel über dem Vorjahreswert von 35 Prozent.
Cashflow zieht deutlich an
Besonders wichtig: Der Free Cashflow vor M&A verbesserte sich um 253 Millionen Euro auf 363 Millionen Euro – getragen von einer besseren Mittelfreisetzung im Netto-Umlaufvermögen sowie einem deutlich höheren Beitrag von Marine Systems im Zusammenhang mit Neubauaufträgen.
So viel Dividende will Thyssenkrupp zahlen
Vor diesem Hintergrund schlägt Thyssenkrupp eine Dividende von 0,15 Euro je Aktie vor – unverändert gegenüber den drei vorangegangenen Geschäftsjahren. Das ist ein Signal der Kontinuität, ersetzt aber nicht die entscheidende Frage, ob der Umbau auch in einem rauen Umfeld finanziell tragfähig bleibt.
Ausblick enttäuscht
Das Haar in der Suppe ist jedoch der Ausblick: Für 2025/26 erwartet Thyssenkrupp einen Verlust und stellt zugleich einen Rückfall beim Cashflow in Aussicht. Der Konzern rechnet mit einem negativen Free Cashflow vor M&A von bis zu 600 Millionen Euro. Anlegern missfällt dies besonders, denn die Kennziffer ist bei Thyssenkrupp traditionell der Gradmesser für finanzielle Stabilität – und sie hatte sich gerade erst spürbar erholt. Als Hauptgrund nennt das Management Restrukturierungsabflüsse von rund 350 Millionen Euro, vor allem bei Automotive Technology und Steel Europe; zudem können Schwankungen bei Anzahlungen in der Marinesparte den Cashflow im Jahresverlauf deutlich beeinflussen.
Vorbörslich fällt die Thyssenkrupp-Aktie um rund fünf Prozent. Anleger greifen nicht in das fallende Messer. Die Aktie ist keine Empfehlung des AKTIONÄR. Wo Anleger jetzt hingegen zuschlagen können, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe. Diese finden Sie hier.
Heute, 08:08