Tesla hat die Erwartungen deutlich verfehlt. Der Elektroauto-Pionier lag beim Umsatz für das erste Quartal wie auch mit dem Gewinn je Aktie deutlich unter den Erwartungen der Analysten. Und dennoch legt die Aktie am Mittwoch zu.
Der Umsatz des Elektroauto-Herstellers lag im ersten Quartal bei 19,3 Milliarden Dollar. Der bereinigte Gewinn je Aktie erreichte 0,27 Dollar. Damit lag Tesla weit unter den Erwartungen der Analysten. Diese hatten im Vorfeld der Zahlen mit einem Umsatz von 21,4 Milliarden Dollar und einem Gewinn je Aktie von 0,44 Dollar gerechnet.

RBC bleibt optimistisch - UBS-Kursziel: 190 US-Dollar
Die kanadische Bank RBC hat das Kursziel für Tesla in einer ersten Reaktion von 314 auf 307 US-Dollar gesenkt, aber die Einstufung auf "Outperform" belassen. Für Freude, aber auch einige Schmerzen habe der Quartalsbericht gesorgt, schrieb Analyst Tom Narayan in einem am Mittwoch vorliegenden Kommentar. Er kappte seine Auslieferungsschätzungen und in der Folge auch sein Kursziel. Für wichtig hält der Experte, dass sich der Start günstigerer Modelle entgegen den jüngsten Presseberichten doch nicht über Juni hinaus verzögern dürfte.
Die Schweizer Großbank UBS hat die Einstufung für Tesla im Gegensatz zur RBC mit einem Kursziel von 190 US-Dollar auf "Sell" belassen. Das Ergebnis je Aktie habe die Markterwartungen verfehlt und im Rahmen seiner tieferen Schätzungen gelegen, schrieb Analyst Joseph Spak am Dienstagabend nach dem Quartalsbericht. Der Ausblick sei an die unsichere Lage angepasst worden.

Teslas Baustellen: Neue Modelle, Robotaxis
Fakt ist: Tesla sieht sich derzeit mit einigen Problemen konfrontiert: Tesla hat durchaus Mühe, mit der kostengünstigeren Konkurrenz in China Schritt zu halten. BYD, Xpeng, Xiaomi und Co machen ordentlich Druck auf Tesla. Die Modelle sind innovativ und vollgepackt mit Software und Infotainment.
Darüber hinaus ist Tesla vom Vorreiter zum Nachzügler in Sachen Robotaxis geworden. In den USA wird der Markt derzeit von Alphabets Waymo dominiert. Auch Zoox von Amazon will in den Markt für Robotaxis. Tesla hat versprochen, sein erstes fahrerloses Ride-Hailing-Angebot im Juni in Austin, Texas, zu starten.

Branchenexperten und Konkurrenten allerdings äußern seit Jahren große Zweifel an Musks Versprechen selbstfahrender Autos. Einer der Gründe: Musk beharrt darauf, das Vorhaben nur mit Kameras und KI-Software erreichen zu können, ohne die teureren Laser-Radare, auf die Rivalen wie die Google-Schwesterfirma Waymo setzen. Musks Ansatz ist deutlich günstiger, Kritiker warnen jedoch, dass Kameras allein nicht ausreichend Sicherheit böten.

Andere Hersteller lehnen es kategorisch ab, autonome Autos nur mit Kameras auf die Straße zu schicken. So hakte BMW-Entwicklungsvorstand Frank Weber dies jüngst ab: "Für uns ist das völlig klar, dass das nicht geht." Eine Kamera würde etwa eine Palette nicht erkennen, die vor dem Auto auf der Fahrbahn liege, argumentierte er am Rande der Technik-Messe CES im Januar.
Tesla versicherte den Anlegern am Dienstag, dass es weiterhin auf dem richtigen Weg sei, einen „Pilotstart“ in Austin durchzuführen und noch in diesem Jahr mit dem Bau seiner humanoiden Roboter auf einer Pilotproduktionslinie in Fremont, Kalifornien, zu beginnen.

Musk: „freier Handel und niedrigere Zölle“
Während der anschließenden Telefonkonferenz betonte Musk, dass Tesla das „am wenigsten von Zöllen betroffene Autounternehmen“ sei, er persönlich aber „vorhersehbare Zollstrukturen“ sowie „freien Handel und niedrigere Zölle“ bevorzuge.
Mehr Zeit für Tesla
Positiv kam am Markt auch an, dass Elon Musk in Zukunft wieder mehr zeit für Tesla aufwenden will. Ab Mai werde er "erheblich" weniger Zeit als Kostensenker von Präsident Donald Trump im Regierungsapparat verbringen, sagte der Tesla-Chef.

Ganz aus der Umlaufbahn des US-Präsidenten will Musk aber nicht verschwinden. Er wolle sich weiterhin an einem bis zwei Tagen pro Woche mit Regierungsaufgaben beschäftigen - jedenfalls so lange Trump das möchte.
Der Markt hatte im Vorfeld mit schwachen Zahlen bei Umsatz und Gewinn je Aktie gerechnet. Positiv ist die Tatsache, dass Elon Musk wieder mehr Zeit für Tesla investieren will. Sein politisches Engagement hatte zuletzt der Marke ein schlechtes Image verpasst. Positiv ist auch die Tatsache, dass neue Modelle im zweiten Halbjahr 2025 in Produktion gehen sollen.
Der wahre Wert von Tesla liegt in den Bereichen Robotik und KI sowie Robotaxis. Elon Musk muss deshalb bei den entscheidenden Themen FSD und Robotaxi schnellstmöglich liefern. Die Aktie hat wie viele andere Tech-Werte zuletzt deutlich an Boden eingebüßt. Die Unterstützung bei 209 Dollar hat allerdings gehalten. Nachbörslich legte das Papier in den USA deutlich zu. Die Aktie hat Comeback-Potenzial.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Tesla.