Die Fluggesellschaft lädt zum Wochenstart erstmals seit der Corona-Krise Investoren zu einem Kapitalmarkttag ein. Neben den mittelfristigen Finanzzielen kündigte die Lufthansa direkt auch den Abbau von 4.000 Stellen bis 2030 an. Der Job-Abbau in der Verwaltung sorgt an der Börse für freundliche Mienen.
Vor Börsenstart am Montag gab der Lufthansa-Konzern bekannt, bis zum Jahr 2030 in der Verwaltung 4.000 Stellen einzusparen. Die Prozesse sollen digitalisiert, automatisiert und gebündelt werden, teilt das Unternehmen zum Kapitalmarkttag in München mit. Es konkretisierte damit die Gerüchte aus der Vorwoche.
Für lukrativere Geschäfte sollen zudem die verschiedenen Fluggesellschaften des Konzerns enger zusammengefasst und zentral gesteuert werden. Neben der kriselnden Kernmarke Lufthansa betreibt das Unternehmen unter anderem auch die Airlines Swiss, Austrian, Brussels Airlines sowie derzeit noch als Minderheiteneigner der italienischen ITA. Die Direktfluggesellschaft Eurowings werde ebenso gestärkt wie die Logistik und das Wartungsgeschäft, das sich im Wachstumsfeld Verteidigung etablieren soll.
Ziel aller Maßnahmen sei es, das Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen und nachhaltig attraktive Renditen für die Aktionäre zu erzielen. Die Aktionäre könnten weiterhin mit einer Dividende in Höhe von 20 bis 40 Prozent des Konzerngewinns rechnen.
Höhere EBIT-Marge angekündigt
Zudem wurden die mittelfristigen Finanzziele hochgesetzt. Europas größtes Luftverkehrs-Unternehmen mit zuletzt rund 103.000 Beschäftigten will künftig einen operativen Gewinn (bereinigtes EBIT) von acht bis zehn Prozent des Umsatzes erreichen. Bislang galt die Zielmarke von acht Prozent.
Für das laufende Jahr hat sich das Management optimistisch gezeigt. Der operative Gewinn vor Sonderposten soll den Vorjahreswert von 1,6 Milliarden Euro wie geplant deutlich übertreffen. Als bereinigte Kapitalrendite (Adjusted Return on Capital Employed) werden 15 bis 20 Prozent angestrebt, der Free Cash Flow werde über 2,5 Milliarden Euro erreichen.
An der Börse kommen die Ankündigungen im frühen Handel gut an. Vor Xetra-Start steigt die Lufthansa-Aktie bis auf 7,88 Euro – zum Xetra-Schluss am Freitag ist das ein Aufschlag von 1,7 Prozent. Damit notiert der MDAX-Wert wieder über seiner 50-Tage-Linie, was weitere Kurssteigerungen nach sich ziehen könnte.
Piloten-Streik droht
Zunächst muss sich das Lufthansa-Management aber auch noch mit einem drohenden Streik der Piloten beschäftigen. Am morgigen Dienstag (30. 9.) endet die Urabstimmung der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC). Sie hat ihre Mitglieder bei der Lufthansa Kerngesellschaft und der Frachttochter Lufthansa Cargo aufgerufen, über einen Arbeitskampf zu entscheiden. Streitpunkt sind die Betriebsrenten (DER AKTIONÄR berichtete). Lufthansa hatte die Forderungen als unbezahlbar abgelehnt.
Vor allem die Kernmarke Lufthansa Airlines schwächelt derzeit noch. Mit den angekündigten Stellenstreichungen in der Verwaltung und der Zentrierung der Konzern-Steuerung will die Lufthansa Group insgesamt deutlich profitabler werden.
Die Lufthansa-Aktie hat sich wieder über den GD50 geschwungen, allerdings noch nicht nachhaltig. Gelingt das in den kommenden Tagen, sollte auch das bisherige Jahreshoch bei 8,34 Euro wieder in Reichweite rücken. Insgesamt brauchen Anleger jedoch Geduld, bis sich die Maßnahmen der Umstrukturierung nachhaltig auch auf den Lufthansa-Kurs auswirken.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Deutsche Lufthansa.
Enthält Material von dpa-AFX
29.09.2025, 09:00