Es wird spannend bei der Lufthansa. Denn der Vorstand will heute die Pläne zum Personalabbau genauer vorstellen, bevor am Dienstag die Abstimmung der Piloten zu möglichen Streiks endet. Bereits am Freitag war aus Unternehmenskreisen bekanntgeworden, dass der Konzern in den nächsten Jahren ein Fünftel der Jobs in der Verwaltung streichen will.
Um wie viele Arbeitsplätze es genau geht und welche Konzernteile betroffen sind, blieb zunächst offen, dem Vernehmen nach könnten aber rund 3.000 bis 4.000 Jobs in Gefahr sein. Der MDAX-Konzern wollte sich zu den Berichten nicht äußern. Die Airline beschäftigt derzeit knapp 103.000 Mitarbeiter. Zeitgleich endet an diesem Dienstag die Urabstimmung der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC). Sie hat ihre Mitglieder bei der Lufthansa Kerngesellschaft und der Frachttochter Lufthansa Cargo aufgerufen, über einen Arbeitskampf zu entscheiden.
VC-Angaben zufolge sind mindestens 70 Prozent Zustimmung der Abstimmungsberechtigten erforderlich, um Streiks auf den Weg zu bringen. Enthaltungen oder Nicht-Teilnahmen werden als Nein-Stimmen gewertet.
Dass die Gewerkschaft unmittelbar nach Auszählung einen Streiktermin nennen wird, gilt als unwahrscheinlich. Bei früheren Auseinandersetzungen hat die VC nach Ablauf einer Urabstimmung häufig der Gegenseite noch einmal Gelegenheit gegeben, ein neues Angebot vorzulegen.
In der Sache geht es um Betriebsrenten und Übergangsversorgungsansprüche von etwa 4.800 Pilotinnen und Piloten. Die Gewerkschaft verlangt deutlich höhere Beiträge des Arbeitgebers zu den Rentenfonds. In bislang sieben Verhandlungsrunden zu dem Thema konnten sich beide Parteien noch nicht einigen.
Der Chef der Kernmarke Lufthansa Airlines, Jens Ritter, dämpfte während der laufenden Urabstimmung die Erwartungen der Gewerkschaft. "Unsere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit erlaubt schlichtweg keinerlei Mehrbelastungen", sagte Ritter in einem intern von der Lufthansa veröffentlichten Interview. "Wir haben nicht ansatzweise das Geld für eine weitere Verbesserung der ohnehin schon sehr guten betrieblichen Altersvorsorge."
Die Fronten sind verhärtet
Die derzeitige Forderung der VC würde "einen jährlichen Kostenanstieg für die betriebliche Altersversorgung der Lufthansa-Classic-Cockpit-Mitarbeitenden auf 228 Millionen Euro" bedeuten, rechnete Ritter vor. "Das wäre mehr als eine Verdoppelung. Die Erfüllung dieser Forderung wäre nicht nur unverantwortlich für unsere Airline, sondern schlichtweg nicht bezahlbar. Dann bliebe keine Alternative, als weitere Flugzeuge in profitablere Flugbetriebe zu verlagern."
Ritter zeigte sich weiterhin gesprächsbereit und warnte vor einer Eskalation: "Wir müssen weiter gemeinsam nach Wegen suchen, um eine weitere Zuspitzung zu verhindern. In unserer finanziellen Lage würde ein Streik den Lösungsraum nur verkleinern."
Die Flugbegleitergewerkschaft Ufo hat die Gespräche mit der Konzernführung über eine einheitliche Tariflösung für das Kabinenpersonal von Lufthansa, CityLine, City Airlines und Discover Airlines Anfang dieser Woche für gescheitert erklärt. Stattdessen plant die Gewerkschaft nun, ihre Forderungen getrennt für jede einzelne Airline in eigenen Verhandlungen durchzusetzen.
Die Herausforderungen für die Lufthansa sind derzeit groß. Doch langfristig betrachtet verfügen die relativ günstig bewerteten Anteilscheine der Fluggesellschaft weiterhin über reichlich Aufwärtspotenzial. Wer bei der Aktie bereits investiert ist, kann deshalb nach wie vor an Bord bleiben. Der Stoppkurs sollte bei 7,20 Euro belassen werden.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Deutsche Lufthansa.
Enthält Material von dpa-AFX
29.09.2025, 07:28