Während Jamie Dimon den Bitcoin jahrelang öffentlich geißelte, wittert seine Bank nun ein großes Geschäft. Der US-Bankriese JPMorgan bereitet den Launch eines gehebelten Bitcoin-Finanzprodukts vor. Doch der Vorstoß trifft auf heftigen Widerstand: Die Krypto-Community wittert einen gezielten Angriff auf Corporate-Bitcoin-Halter wie Strategy. Der Vorwurf: Die Bank will die Konkurrenz aus dem Markt drängen und selbst abkassieren.
Laut einem Antrag bei der US-Börsenaufsicht SEC plant JPMorgan die Emission von „Bitcoin-Backed Notes“. Das Produkt ist aggressiv strukturiert: Es bildet die Wertentwicklung des Bitcoin nicht nur ab, sondern hebelt sie mit dem Faktor 1,5. Anleger partizipieren also überproportional an Gewinnen – tragen aber auch das 1,5-fache Verlustrisiko. Der Startschuss für das Papier ist für Dezember 2025 geplant, die Laufzeit soll bis Ende 2028 reichen.
Kopie statt Innovation?
Für Marktbeobachter und Anhänger von Michael Saylors Strategie ist das Timing kein Zufall. Der Tenor auf der Plattform X: JPMorgan kopiert das Geschäftsmodell von Krypto-Treasury-Firmen, versucht diese aber gleichzeitig zu marginalisieren. „Saylor hat die Tür zum 300-Billionen-Dollar-Anleihemarkt geöffnet. Jetzt stürmt JPMorgan hindurch, um zu konkurrieren“, kommentiert ein Bitcoiner.
Der bekannte Bitcoin-Advokat Simon Dixon geht in seiner Analyse noch einen Schritt weiter. Er warnt, das JPMorgan-Produkt sei so konzipiert, dass es gezielt „Margin Calls bei Bitcoin-besicherten Krediten auslösen“ könne. Das Ziel: In Abwärtsphasen künstlichen Verkaufsdruck bei Unternehmen zu erzeugen, die Bitcoin in ihrer Bilanz halten.
Die MSCI-Falle
Brisanz erhält der Vorgang durch einen parallelen Vorstoß des Indexanbieters MSCI. Dieser plant eine drastische Regeländerung: Ab Januar sollen Unternehmen, deren Vermögenswerte zu 50 Prozent oder mehr aus Kryptowährungen bestehen, aus den gängigen Aktienindizes fliegen.
Der Effekt wäre verheerend. Den betroffenen Firmen würde der Zufluss passiven Kapitals – etwa durch Indexfonds und ETFs – entzogen. Um wieder indexfähig zu werden, müssten sie Bitcoin massiv abstoßen, was die Kurse drücken würde. Dass ausgerechnet JPMorgan diesen MSCI-Vorschlag in einer Research-Note im November offensiv verbreitete, werten Kritiker als taktisches Foulspiel.
Die Fronten sind verhärtet. Während loyale MicroStrategy-Aktionäre bereits zum Boykott und zur Konto-Kündigung bei JPMorgan aufrufen, zeigt der Vorgang vor allem eines: Die Institutionalisierung des Bitcoin tritt in ihre nächste, aggressive Phase ein. Die großen Wall-Street-Häuser sind nicht mehr gewillt, das Feld Pionieren wie Michael Saylor zu überlassen. Mit dem MSCI-Hebel und eigenen Produkten versucht JPMorgan nun, die Deutungshoheit – und die Margen – an sich zu reißen. Für Anleger bedeutet das: Die Volatilität dürfte steigen, der Kampf um die Bitcoin-Milliarden wird jetzt mit harten Bandagen geführt.
DER AKTIONÄR rät bereits seit Längerem, dass Anleger, die Bitcoin-Exposure wollen, lieber direkt auf die Kryptowährungen setzen sollten. Genau aus solchen Problemen wie den nun eingetretenen. Denn bei der Strategy-Aktie hat man nicht nur das Risiko des Bitcoin-Kurses, sondern auch unternehmerische Risiken.
28.11.2025, 09:00