Nach einer ernüchternden Konjunkturprognose der EZB und einem sich wieder verschärfenden Streit zwischen den USA und China könnte die Katerstimmung zu Beginn der ersten Maiwoche anhalten. Abzuwarten bleibt, ob wichtige Daten aus der Industrie die Kopfschmerzen der Anleger lindern oder verschlimmern werden. Zudem werden gleich neun DAX-Konzerne ihre Quartalszahlen veröffentlichen.
Nach der Aufholjagd die Katerstimmung: Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben am Donnerstag vor dem langen Wochenende die Reißleine gezogen. Nachdem der DAX im frühen Handel die Marke von 11 200 Punkten übersprungen hatte, bereiteten insbesondere warnende Aussagen der EZB der Kauflaune ein Ende. Prognosen der Notenbank gehen für 2020 von einer Schrumpfung der Wirtschaftsleistung in der Eurozone um bis zu zwölf Prozent aus.
Der DAX beendete den letzten Tag der wegen des 1.Mai verkürzten Handelswoche mit minus 2,2 Prozent auf 10.861 Punkte. Das Wochenplus beläuft sich damit immer noch auf rund fünf Prozent. Im gesamten Monat April hat sich der deutsche Leitindex um etwas mehr als 9 Prozent erholt, nachdem er allerdings während des Corona-Crashs auch um bis zu 40 Prozent eingebrochen war.
Konjunkturdaten im Fokus
Bei den in der Woche vom 4. bis 8. Mai zur Veröffentlichung anstehenden Konjunkturdaten dürften vor allem die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Industrie im Blick der Märkte stehen. So werden in Deutschland und in Frankreich Daten zur Industrieproduktion (Do.), zum Auftragseingang (Mit.) und der Einkaufsmanagerindex (Die.) veröffentlicht. Mit dem Sentix-Konjunkturindex (Mo.) wird zudem der erste Frühindikator für den Mai veröffentlicht.
"Die kommende Woche anstehenden Zahlen zur Industrie in Deutschland werden zeigen, wie stark diese unter den Einschränkungen zur Bekämpfung des Coronavirus gelitten hat", hieß es in einem Ausblick der Commerzbank. Nach Berechnungen der Commerzbank dürfte beispielsweise die Autoproduktion im März um mehr als ein Drittel gesunken und im letzten Drittel des Monats praktisch zum Stillstand gekommen sein. Die gesamte Produktion im Verarbeitenden Gewerbe sollte laut Commerzbank im März um zehn Prozent geschrumpft sein.
In den USA stehen kommende Woche nicht besonders viele Konjunkturdaten auf dem Plan. Allerdings wird mit dem US-Arbeitsmarktbericht zum Ende der Woche ein enorm wichtiges Zahlenwerk veröffentlicht.
Gleich 9 DAX-Konzerne mit Quartalszahlen
Gleich eine ganze Reihe von DAX-Konzernen berichtet in der neuen Woche über ihren Quartalsabschluss. Mit Beiersdorf, Infineon und Vonovia sind am Dienstag drei Konzerne aus dem deutschen Leitindex an der Reihe. Am Mittwoch folgen BMW und Fresenius. Am Donnerstag geht es dann mit HeidelbergCement, Linde und Munich Re weiter. Den Abschluss macht Siemens am Freitag.
Hauptversammlung Lufthansa
Zudem dürfte die Online-Hauptversammlung der Lufthansa am Dienstag spannend werden. Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Debatte um die Ausgestaltung staatlicher Hilfen für den schlingernden Luftverkehrskonzern.
In den Verhandlungen mit der Regierung sträubt sich der Konzern gegen einen direkten Staatseinfluss. Vertreter der Bundesregierung sollen im Gegenzug zu milliardenschweren Staatshilfen eine Sperrminorität, zwei Sitze im Aufsichtsrat und einen Zinssatz von 9 Prozent verlangt haben. Die Lufthansa würde eine stille Beteiligung bevorzugen und prüft alternativ eine Insolvenz in Eigenverwaltung nach Vorbild der Condor. (Mit Material von dpa-AFX)