Einer der längsten Übernahmeprozesse in der deutschen Börsengeschichte könnte bald beendet werden: So hat die EU-Kommission der staatlichen Ölgesellschaft Adnoc nun grünes Licht für die milliardenschwere Übernahme des deutschen Spezialchemiekonzerns Covestro gegeben – allerdings nur unter bestimmten Bedingungen.
Nach einer ausführlichen Prüfung ausländischer Subventionen kam Brüssel zu dem Ergebnis, dass der rund 11,7 Milliarden Euro schwere Deal nur dann mit den Wettbewerbsregeln vereinbar ist, wenn Adnoc mehrere Auflagen akzeptiert.
Ein zentraler Punkt ist die Änderung der Adnoc-Satzung: Das Unternehmen verpflichtet sich, seine Statuten so anzupassen, dass sie dem Insolvenzrecht der Vereinigten Arabischen Emirate entsprechen. Damit soll verhindert werden, dass Adnoc von einer unbegrenzten staatlichen Garantie profitiert. Zusätzlich muss der künftige Eigentümer bestimmte Nachhaltigkeitspatente von Covestro für ausgewählte Wettbewerber zugänglich machen.
EU-Wettbewerbskommissarin Teresa Ribera betonte, dass der zugesicherte Patentzugang „anderen Unternehmen ermöglicht, eigene Innovationen zu entwickeln und Forschung in einem für Europas Zukunft zentralen Technologiefeld voranzubringen“.
Anfang des Jahres sackte der Covestro-Kurs kurzzeitig etwas ab. Denn die EU-Behörden hatten eine vertiefte Untersuchung eingeleitet – gestützt auf ein relativ neues Regelwerk, das darauf abzielt, marktverzerrende Subventionen aus Drittstaaten aufzudecken und zu verhindern. Die nun vereinbarten Auflagen sollen genau solche Wettbewerbsverzerrungen im europäischen Binnenmarkt ausschließen.
Die Covestro-Aktie kann im Zuge der positiven Meldung der EU-Kommission wieder etwas Boden gut machen. Mittlerweile notieren die Anteilscheine des ehemaligen DAX-Konzerns nur noch knapp unter dem Übernahmeangebot von 62 Euro. Ein Kauf lohnt sich dementsprechend nicht mehr. Wer die Covestro-Papiere bereits im Depot hatte, dürfte diese vermutlich ohnehin schon an Adnoc angedient haben und wartet nun nur noch auf den Geldregen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.
14.11.2025, 14:25