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06.04.2020 Andreas Deutsch

Birgit Schrowange: "Lieber Aktien als Klopapier"

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TV-Moderatorin Birgit Schrowange ist glühender Fan von Aktien. Die Coronakrise sieht sie als Kaufchance.

Birgit Schrowange (61) steht seit 1981 vor der Kamera. Sie hat unzählige Sendungen moderiert, unter anderem „Extra“ oder „Life! – Die Lust zu leben“ (RTL). Für ihr Engagement gegen Kinderarmut erhielt sie die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundes­repu­blik Deutschland.

DER AKTIONÄR: Frau Schrowange, schon die Klopapierreserven aufgefüllt?

Birgit Schrowange: Ich bin doch nicht bekloppt. Wir sind schon ein komisches Volk. Ich habe gelesen, dass die Franzosen Käse- und Rotweinvorräte anlegen, um beschwingt durch die Quaran­täne zu kommen. Die Deutschen horten lieber Klopapier.  

Sie sind schon über 30 Jahre an der Börse dabei, haben einige Crashs erlebt. Ist das, was wir derzeit erleben, mit irgendetwas vergleichbar? 

Es ist sehr, sehr heftig. Die Situation macht einem große Angst. Die Börse spiegelt wider, was die Leute derzeit empfinden: Panik und große Unsicherheit. Bei vielen Menschen herrscht Weltuntergangsstimmung. Und in dieser bedrohlichen Lage gibt es etliche Leute, die sich unvernünftig verhalten. Jugendliche treffen sich in Massen und feiern Coronapartys oder erschrecken auf der Straße ältere Menschen, indem sie rufen: „Platz da, ich bin ein Corona-Zombie“. Das ist für mich unbegreiflich, wie man so dumm und egoistisch sein kann. Vielleicht geht es denen zu gut. 

Das kann man von den Anlegern nicht mehr sagen. 

Wenn ich mein Depot ansehe, denke ich: Oh mein Gott! Und dabei hatte ich letztens noch überlegt, Gewinne mitzunehmen. Aber so ist es nun mal. Irgendwann geht es wieder aufwärts an der Börse. Das war bis jetzt immer so und es wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch dieses Mal so sein. 

Hatten Sie Stoppkurse gesetzt? 

Nein, mache ich nicht mehr. Ich war mal in Sartorius investiert und bin ausgestoppt worden. Danach ist der Kurse gestiegen und gestiegen. Das hat mich sehr geärgert. 

DER AKTIONÄR sieht den Crash bei vielen Werten als Kaufchance. Sie auch? 

Ich habe gleich bei ein paar Aktien zugegriffen. Zum Beispiel bei der Allianz oder bei Volkswagen. Bei diesen Unternehmen wird es weitergehen, die werden die Coronakrise überstehen. Das gilt auch für die Deutsche Post, deswegen habe ich hier auch investiert. Genauso Adidas. Die Aktie wollte ich immer haben, sie war mir aber zu teuer. Jetzt ist sie schön günstig. Dann habe ich noch Wirecard gekauft. 

In „Birgit ungeschminkt“ schreibt Birgit Schrowange über das Älterwerden, über Fitness, Krisen und die Wichtigkeit finanzieller Vorsorge. Das Buch erscheint in diesen Tagen.

Warum das?

Die hat DER AKTIONÄR, den ich übrigens regelmäßig lese, empfohlen. Eure Analyse klang für mich plausibel. 

Wollen Sie weiter zuschlagen? 

Wenn es noch mal runtergeht, kaufe ich weiter. Das Tief erwischt man eh nicht, da muss man sich nichts vormachen. Lieber ein paarmal zugreifen. Wichtig ist in solchen Phasen, die Ruhe zu bewahren. Warren Buffett hat es treffend auf den Punkt gebracht: Man soll verkaufen, wenn die anderen gierig werden, und kaufen, wenn alle Angst haben. Aktuell haben ja wohl fast alle Angst.  

In der „Harald Schmidt Show“ haben Sie vor ein paar Jahren gesagt, Sie seien eine „alte Zockerin“. Sind Sie das heute auch noch? 

Nein. Man wird ja nicht jünger und irgendwann soll man ja vorsichtiger werden und vorwiegend weniger riskante Werte ins Depot kaufen. Daran halte ich mich auch. 

Schmidt ist auch Aktionär. Dem Spiegel sagte er, der Crash könne seine Lust am Spekulieren nicht trüben. 

Harald ist ja auch eine coole Socke. Wir haben uns schon oft über die Börse unterhalten. Über Corona bislang aber noch nicht. Vielleicht holen wir es bald nach. 

In diesen Tagen erscheint ihr neues Buch „Birgit ungeschminkt – Vom Leben gelernt“. Darin geben Sie auch Anlagetipps für Frauen. Glauben Sie wirklich, dass Sie bei den aktienmuffeligen Deutschen auf offene Ohren stoßen werden? 

Jetzt im Crash sagen bestimmt viele: Geh weg mit Aktien, du siehst ja, was passieren kann. Aber ich sage: Langfristig geht es immer nach oben, egal was passiert. Ich habe nach der Geburt meines Sohnes vor 20 Jahren für ihn in einen Fonds investiert, den Uni Global. Der hat seitdem jährlich knapp acht Prozent plus gemacht. Und das trotz der ganzen Krisen und Kriege während dieser Zeit. Ich sage immer: Das größte Risiko im Leben ist, kein Risiko einzugehen. 

Was empfehlen Sie denn Ihren Lesern konkret? 

Es müssen ja keine Einzelaktien sein. Man kann ja auch einen ganz einfach konstruierten ETF nehmen. Hauptsache, man investiert überhaupt und lässt sein Geld nicht auf dem Konto oder dem Sparbuch versauern. Bald drohen für alle Sparer Minuszinsen, wenn das so weitergeht. 

Frauen sollten keine Angst vor der Börse haben. Es gibt etliche Frauen, die viel besser anlegen als Männer. Zum Beispiel Beate Sander, die ich sehr bewundere. Genauso sollte man es machen: Aktien kaufen. Und nicht Klopapier horten.

Dieser Artikel ist in DER AKTIONÄR Nr. 15/2020 erschienen, welches Sie hier als PDF gesamt herunterladen können.

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