Paukenschlag in den USA: Amazon zahlt mehrere Milliarden Dollar, um einen Prozess mit der Handelsaufsicht FTC beizulegen. Vorwurf: Der Konzern habe Millionen Kunden in Prime gelockt – und den Ausstieg absichtlich schwer gemacht. Das Verfahren hätte Amazon noch teurer zu stehen kommen können. Nun gibt es einen Vergleich.
Amazon zahlt 2,5 Milliarden Dollar – und zieht damit einen Schlussstrich. Die Aktie reagiert zunächst kaum. Die Einigung sieht vor: 1 Milliarde Dollar Strafe, 1,5 Milliarden Dollar Rückerstattungen an Kunden. Laut FTC könnten Verbraucher bis zu 51 Dollar pro Kopf bekommen. „Das ist eine der größten Einigungen in unserer Geschichte“, teilte die Behörde mit.
Amazon weist jedes Fehlverhalten zurück, stimmte dem Vergleich aber zu. Der Prozess in Seattle ist damit beendet, nur wenige Tage nach Beginn der Juryverhandlung.
Ein Goldesel
Prime ist Amazons Goldesel. Fast 200 Millionen Amerikaner nutzen den Service für 139 Dollar im Jahr oder 15 Dollar pro Monat. Im Gegenzug gibt es Gratisversand, Streaming und weitere Vorteile. Prime-Kunden kaufen nachweislich häufiger und mehr. Allein im zweiten Quartal steuerte das Abo-Segment weltweit 12,2 Milliarden Dollar Umsatz bei (plus 11 Prozent).
Die FTC wirft Amazon vor, die Architektur absichtlich so gestaltet zu haben, dass Kunden am Kündigen gehindert werden. Ein klarer Verstoß gegen ein Verbraucherschutzgesetz aus dem Jahr 2010. Künftig muss Amazon sein Vorgehen ändern.
Zoox sorgt für Hoffnung
Bereits gestern wurde bekannt, dass Amazons Robotaxi-Tochter Zoox den nächsten großen Schritt plant. Das Unternehmen beantragte bei der US-Verkehrsbehörde NHTSA eine Ausnahmegenehmigung, um bis zu 2.500 autonome Fahrzeuge ohne Lenkrad und Pedale auf die Straße zu bringen. Bisher waren nur Forschungs- und Demofahrzeuge erlaubt. In Kalifornien hat Zoox dafür bereits eine Produktionsstätte eröffnet – mit Kapazitäten von bis zu 10.000 Robotaxis jährlich. Sollte Washington grünes Licht geben, könnte Amazon beim Thema autonomes Fahren plötzlich zum Großangriff blasen.
Für Amazon ist die Einigung teuer, aber verkraftbar. Kritischer ist das Image. Das Selbstbild als kundenfreundlichster Händler bekommt Kratzer. Im Gesamtkontext überwiegt aber das Aufwärtspotenzial – auch dank Zukunftswetten wie Zoox. Die Aktie testet heute die 100-Tage-Linie bei 219 Dollar. DER AKTIONÄR bleibt dem Giganten, der im Depot mehr als 100 Prozent im Plus liegt, treu.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Aktien der Amazon befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Amazon.
25.09.2025, 18:49