Im vergangenen Monat hatte Airbus keine neue Orders gemeldet. Dafür geht es jetzt rund: Am ersten Tag der weltgrößten Luft- und Raumfahrtmesse in Le Bourget bei Paris Air Show verkündeten die Europäer mehrere Großaufträge. Beim ohnehin angeschlagenen Konkurrenten Boeing aus den USA herrschte hingegen Stille.
Airbus meldete am Montag gleich drei größere Bestellungen, davon zwei aus Saudi-Arabien. So orderte die neue staatliche Fluggesellschaft Riyadh Air 25 Exemplare vom Typ A350-1000. Seit dem Aus für den doppelstöckigen Airbus A380 ist das das aktuell größtes Passagier-Modell des Flugzeugbauers. Riyadh Air könne den Auftrag noch auf 50 Maschinen des Typs erhöhen, teilte Airbus auf der Paris Air Show weiter mit.
Der saudi-arabische Flugzeugfinanzierer AviLease bestellte 10 Exemplare des neuen A350-Frachters und 30 Schmalrumpf-Jets aus der Modellfamilie A320neo. Hinter der Leasinggesellschaft steht – wie bei Riyadh Air – der saudi-arabische Staatsfonds. Allein die beiden saudischen Orders haben einen Listenwert von rund acht Milliarden Dollar.
Zudem hat Airbus die polnische Fluggesellschaft Lot als neue Kundin gewonnen. Die Airline bestellte 40 Exemplare des kleinsten Airbus-Jets A220. Lot entschied sich dabei für je 20 Exemplare in der Kurzversion A220-100 und in der längeren Variante A220-300. Bisher betreibt das Unternehmen Flugzeuge von Boeing, Embraer und Bombardier. Embraers aktuelle E2-Jets konkurrieren mit dem Airbus A220, die Brasilianer hatten sich ebenfalls um den Lot-Auftrag bemüht.
Außerdem zurrte die japanische Gesellschaft All Nippon Airways (ANA) eine bereits angekündigte Bestellung über 27 Airbus-Schmalrumpfjets in der Langversion A321neo fest, davon drei in der Langstrecken-Variante A321XLR.
Die Airbus-Aktie legte als einer der stärksten Werte im DAX zeitweilig gut ein Prozent auf 163,10 Euro zu, verkleinerte zuletzt aber die Pluszeichen.
Airbus' Rivale Boeing muss sich unterdessen mit einem weiteren Unglück mit einer seiner Maschinen auseinandersetzen: Nach den Abstürzen zweier Mittelstreckenjets vom Typ 737 Max in den Jahren 2018 und 2019 sowie einem Beinahe-Unglück Anfang 2024 war in Indien am vergangenen Donnerstag ein Boeing-Großraumjet vom Typ 787 'Dreamliner' abgestürzt. Der Hersteller aus den USA hatte für Montag weder Pressekonferenzen noch sonstige Ankündigungen auf seinem Terminplan. Die Konzernspitze um Boeing-Chef Kelly Ortberg bleibt der Messe fern.
In den kommenden Jahren werden jedoch noch viel mehr neue Flugzeuge benötigt. Boeing rechnet bis zum Jahr 2044 mit einem Bedarf von insgesamt 43.600 neuen Maschinen. Airbus nennt für 2044 mit 43.400 Maschinen zwar eine etwas geringere Zahl, geht im Vergleich zu seiner vorherigen Prognose aber von einem weiteren Wachstum aus. Zudem rechnet Airbus nur Jets mit mehr als 100 Sitzplätzen ein, Boeing berücksichtigt hingegen auch kleinere Regionalflugzeuge.
Beide Hersteller erwarten, dass Fluggesellschaften in aller Welt gut die Hälfte der neuen Maschinen zum Ausbau ihrer Flotten einsetzen. Knapp die Hälfte der Jets dürfte ältere und damit spritdurstigere Modelle ersetzen, die ausgemustert werden. Nach Boeings Einschätzung wird die globale Flugzeugflotte bis zum Jahr 2044 auf 49.640 Passagier- und Frachtjets wachsen. Airbus geht von einer Verdopplung auf ebenfalls mehr als 49.000 Maschinen aus.
Die Auftragsbücher der beiden führenden Verkehrsflugzeugbauer Airbus und Boeing bleiben in den kommenden Jahren gut gefüllt. DER AKTIONÄR favorisiert dabei die Airbus-Aktie und hat ein Kursziel von 185 Euro ausgegeben. Neue Allzeithöhen bleiben auf jeden Fall in Reichweite.
Enthält Material von dpa-AFX