Die Fachleute von Focus Money erklären, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) erlaubt es, negativ über ein Unternehmen zu schreiben und gleichzeitig die Aktien dieser angegriffenen Firma leer zu verkaufen, also auszuleihen und zu veräußern, mit dem Ziel, sie günstiger wieder zu erwerben. Das gilt, wenn der Schreiber seine Shortposition, also seinen Interessenkonflikt, an prominenter Stelle ganz klar macht und solange die Angaben zu dem angegriffenen Konzern richtig und eindeutig sind.
Solche Shortseller, wie jüngst Zatarra Research im Fall der Wirecard AG, suchen sich Unternehmen, die stark wachsen, viele Firmen gekauft haben und deren Aktienkurs stark gestiegen ist. Entsprechend dürften viele Anleger hohe Buchgewinne haben. Bei negativen Studien, so zweifelhaft sie auch sein mögen, steigen viele Investoren aus oder verkaufen Stoppkurs bedingt. Im Fall von Wirecard haften noch immer die nie bewiesenen Anschuldigungen der Bilanzmanipulation aus dem Jahr 2008 an dem Unternehmen. Unternehmenskommunikation, insbesondere das Führen von Zwiegesprächen mit den Investoren, wird immer mehr zu einem strategischen Wert. Dabei zählt Offenheit, denn beispielsweise Fragen zur Bilanz gibt es immer. Das macht viele Unternehmen, insbesondere viele deutsche Nebenwerte, so anfällig für Attacken – auch wegen ihres Erfolgs.
Wirecard ist sehr erfolgreich. Im ersten Quartal des laufenden Jahres stieg der Umsatz um 32 Prozent. Das operative Ergebnis legte im Jahresvergleich um ebenfalls 32 Prozent auf 62 Millionen Euro. Der Vorstand gibt als Ziel für das Gesamtjahr ein operatives Ergebnis von 290 bis 310 Millionen Euro an. Der Kursrückgang nach dem jüngsten Angriff hat vor allem eins bewirkt: die Möglichkeit, die Aktie eines gut laufenden Unternehmens günstig zu kaufen. Der Stoppkurs sollte allerdings eng gesetzt werden, falls es weitere oder neue Angriffe gibt. Im Übrigen sind die Analysten weiter zuversichtlich. Das Kursziel für die mit einem KGV von 22 für dieses Jahr bewertete Aktie beträgt 50,80 Euro und der Stop-Loss sollte bei 33,38 Euro gesetzt werden.