Mercedes-Benz zieht die Reißleine. Der Stuttgarter Autobauer verhandelt mit BNP Paribas über den Verkauf seiner Leasingtochter Athlon. Sinkende Restwerte, hohe Kapitalbindung und enttäuschte Erwartungen zwingen den Konzern zu diesem Schritt. Der Deal passt ins Bild – doch zeigt auch, wie groß der Druck inzwischen ist.
Mit dem geplanten Verkauf von Athlon zieht Mercedes-Benz den Schlussstrich unter ein Geschäftsfeld, das einst als strategische Ergänzung gedacht war, aber nie die erhoffte Rendite brachte. Der Schritt markiert einen Strategiewechsel: weg vom kapitalintensiven Leasing, hin zum Kerngeschäft.
Athlon bietet sogenanntes Full-Service-Leasing für Geschäftskunden an. Das Modell umfasst Finanzierung, Wartung, Reparaturen, Schadenmanagement und Tankkarten. Der Fokus liegt auf großen Fuhrparks mit mehr als 100 Fahrzeugen sowie auf Unternehmen, die ihr Flottenmanagement vollständig auslagern. Mit rund 400.000 Fahrzeugen zählt Athlon zu den kleineren, markenunabhängigen Anbietern in Europa.
Das Problem liegt im Marktumfeld. Das Leasinggeschäft ist kapitalintensiv und reagiert sensibel auf Restwerte. Besonders Elektroautos verlieren derzeit stark an Wert. Nach Daten der Deutschen Automobil Treuhand erreichen drei Jahre alte Stromer nur noch rund 50 Prozent des Listenpreises. Für Leasinganbieter bedeutet das hohe Abschreibungen und Verluste.
Wird Athlon für Mercedes zum Minusgeschäft?
Mercedes hatte Athlon im Jahr 2016 für rund 1,1 Milliarden Euro übernommen. Ziel war es, das eigene Fuhrparkmanagement zu stärken. Heute liegt die Bewertung laut BNP Paribas bei etwa einer Milliarde Euro. Der Wert zeigt, dass die Erwartungen des Managements nicht erfüllt wurden.
Fokus aufs Kerngeschäft
Der Verkauf passt in die neue Strategie. Mercedes will sich stärker auf das Kerngeschäft konzentrieren und die Kosten senken. Bis Ende 2027 sollen rund fünf Milliarden Euro eingespart werden. Der Druck ist hoch: Der Absatz von Elektroautos bleibt hinter den Zielen zurück, der Gewinn brach in den ersten neun Monaten um fast 60 Prozent ein. Preiskämpfe in China, US-Zölle und schwache Nachfrage in Europa belasten zusätzlich.
Der Schritt zeigt: Mercedes räumt auf. Nach dem Rückzug aus dem Carsharing folgt nun der Abschied vom markenunabhängigen Leasing. Der Stellenabbau ist ein weiterer Schritt des Sparprogramms. DER AKTIONÄR hält das für den richtigen Schritt: Der Konzern setzt konsequent aufs Kerngeschäft und Liquidität. Anleger können zugreifen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz.
Heute, 15:25