++ Diese 5 bockstarken Aktien sind jetzt ein Kauf ++
Foto: Shutterstock
29.05.2023 David Schenk

Michael Sincere: Ich bin Fan dieser Strategie (Interview, Teil 2)

Michael Sincere bietet in seinem Buch "Keine Angst vor Optionen" einen Leitfaden für erfolgreichen Optionshandel. Darin präsentiert er dem Leser klare Erklärungen, bewährte Strategien und praxisnahe Tipps, um ihn sicher durch den Optionshandel zu führen. Im abschließenden Teil des Interviews erklärt er die Covered-Call-Strategie und geht auf das aktuelle Marktgeschehen ein.


DER AKTIONÄR: Sie betonen, dass es im Optionshandel trotz der zahlreichen Strategien mit eigenen Bezeichnungen letztendlich nur um den Kauf oder Verkauf von Calls oder Puts geht. Was versteht man unter diesen Begriffen?

Michael Sincere: Call-Optionen kauft man, wenn man bullish eingestellt ist, und Put-Optionen sind für diejenigen gedacht, die bearishe Erwartungen haben. Um beim Kauf von Optionen einen Gewinn zu erzielen, muss der Händler richtig einschätzen, in welche Richtung sich der Aktienkurs bewegen und wann diese Kursänderung eintreten wird. Außerdem darf es sich nicht um eine winzige Bewegung handeln, und genau das ist die Herausforderung beim Kauf von Calls oder Puts.


Kann man auch dann Geld verdienen, wenn sich der Markt kaum bewegt, wie derzeit der S&P 500?

Es stimmt, dass es äußerst schwierig ist, die Strategie des Optionskaufs anzuwenden, wenn die Märkte träge und wenig volatil sind, da die Käufer von Optionen darauf angewiesen sind, dass sich die Märkte bewegen. Große Bewegungen in die richtige Richtung führen zu größeren Gewinnen. Unterm Strich müssen Sie sich beim Kauf von Calls und/oder Puts darüber im Klaren sein, dass Optionen wertlos sind und jeden Tag an Wert verlieren, wenn die gewünschte Kursänderung ausbleibt. Andererseits gibt es ausgeklügelte Optionsstrategien wie Spreads, mit denen man auch dann stattliche Gewinne erzielen kann, wenn sich der Markt kaum bewegt. Die Covered-Call-Strategie funktioniert auch bei Flaute am Markt.


Sie schreiben, dass die Covered-Call-Strategie mit dem Kauf eines Hauses und dessen Vermietung vergleichbar ist, doch anstatt eines Hauses vermieten Sie Ihre Aktien. Können Sie den Prozess der Covered-Call-Strategie näher erläutern und wie er mit der Analogie von Hauskauf und Vermietung zusammenhängt?

Wie Sie bereits wissen, bin ich ein Fan der Covered-Call-Strategie. Bei der Covered-Call-Strategie suchen Sie nach Aktien, die sich langfristig nach oben bewegen, aber nicht zu schnell. Nehmen wir an, Sie besitzen eine Aktie, einen Aristokraten, der seit 25 Jahren Dividenden zahlt, und Sie möchten gedeckte Calls auf diese Aktie verkaufen. Ziel ist es, die Aktie zu besitzen, die Dividende zu kassieren und auch die Optionsprämie zu behalten. Das klappt nicht immer wie geplant, aber das ist das Ziel.

Um es genau zu sagen: Wenn Sie gedeckte Calls verkaufen, "vermieten" Sie die Aktie vorübergehend an einen Optionskäufer. Im Gegenzug erhalten Sie Geld (Prämie). Der Optionskäufer hat nun die Kontrolle über Ihre Aktie und kann Sie jederzeit vor Ablauf der Option zwingen, die Aktie zu dem im Optionsvertrag festgelegten Preis zu verkaufen, und wenn er dies tut, können Sie die Aktie am nächsten Tag zurückkaufen und die Prämie kassieren. Oftmals ergreifen die Käufer einer Option keine Maßnahmen und lassen die Option auslaufen und wertlos werden. Das ist ein angemessenes Ende für die Covered-Call-Strategie: Als Optionsverkäufer behalten Sie die Prämie und die Aktie. Wenn Sie sich noch nicht so gut mit Optionen auskennen, mag das verwirrend klingen, aber ich versichere Ihnen, dass es nach ein paar Abschlüssen leichter zu verstehen ist.


"Keine Angst vor Optionen" von Michael Sincere, Börsenbuchverlag, 24,90 € inkl. MwSt.

Im derzeitigen Marktgeschehen sind einige Unsicherheiten und gemischte Signale zu beobachten. Während wir glücklicherweise einen Rückgang der Inflation erleben, besteht auch das Risiko eines Zahlungsausfalls der USA. Wie schätzen Sie die Lage ein?

Ich habe Dutzende von E-Mails von deutschen Anlegern erhalten, die mein Optionsbuch gelesen haben. Nach dem, was sie schrieben, glaube ich, dass die meisten Europäer in die US-Märkte investieren, weil diese volatil und liquide sind. Wenn man in den US-Aktienmarkt investiert, ist daher die oberste Priorität, das Risiko zu kontrollieren. Im Moment würde ich sehr vorsichtig sein. Nicht nur der mögliche Zahlungsausfall ist besorgniserregend. Nachdem der Vorsitzende der Fed, Jerome Powell, die Zinssätze trotz vier Bankenpleiten erneut erhöht hat, bewegt er sich auf dünnem Eis, das heißt, es ist riskant, die Zinssätze in diesem Umfeld weiter zu erhöhen. Es besteht auch die Chance, dass es in diesem Jahr zu einer Pause kommt. 

Wie würden Sie angesichts dieser Situation vorgehen?

Ich würde in weniger riskante Finanzprodukte diversifizieren und mehr Bargeld aufbauen. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um weniger risikoreiche Strategien anzuwenden oder vielleicht das Engagement in Aktien zu reduzieren und die Zeit zu nutzen, um den Aktien- und Optionsmarkt zu studieren. Irgendwann wird sich eine viel bessere Kaufgelegenheit ergeben. Abgesehen davon war ich noch nie gut darin, vorherzusagen, was der Markt als Nächstes tun wird, weshalb ich es vermeide, Vorhersagen zu treffen. Dennoch sind die Risiken hoch, dass es zu Problemen kommen wird, und deshalb halte ich es für sinnvoll, Schritte zum Schutz des eigenen Vermögens zu unternehmen. Letztendlich muss jeder Anleger für sich selbst entscheiden, was er tun will, und trotzdem ruhig schlafen können.

Jetzt sichern