Zum letzten Mal als CEO wird sich Rolf Buch am kommenden Mittwoch auf einer Hauptversammlung an die Aktionäre der Vonovia wenden. Der scheidende Vorstandsvorsitzende zieht laut dem bereits vorliegenden Redemanuskript Bilanz einer Ära – und blickt mit Optimismus in die Zukunft des Wohnungskonzerns. Jetzt beginne eine neue Wachstumsphase.
„Vonovia war über eine Dekade nicht nur mein berufliches Zuhause. Sie ist mein Baby“, erklärte Buch in seiner HV-Rede. Seit dem Börsengang 2013 entwickelte sich der Konzern vom Krisenfall zur europäischen Nummer 1. Übernahmen von Gagfah, Deutsche Wohnen, BUWOG oder Victoria Park machten das Unternehmen zum Schwergewicht der Branche mit heute mehr als 600.000 Wohnungen.
Die Integration dieser Zukäufe, der Aufbau einer skalierbaren Plattform und der Fokus auf Kundenzufriedenheit prägten Buchs Zeit an der Spitze. Die konsequente Reaktion auf die Zinswende 2022 mit Desinvestitionen und Kapitaldisziplin habe das Unternehmen stabilisiert. „Wir haben rund elf Milliarden Euro an Liquidität generiert“, betonte er. Heute sei Vonovia solide finanziert – und für die Zukunft gut gerüstet.
Der Blick nach vorn ist klar strukturiert: Mit dem Neustart der Neubautätigkeit, einer offensiven Modernisierungsstrategie und neuen Geschäftsfeldern will Vonovia wieder wachsen.
Erstens: Das operative Geschäft rund um wohnungsnahe Dienstleistungen, Projektentwicklung und Einzelverkauf soll bis 2028 rund ein Viertel zum EBITDA beitragen. Der Neubau wurde wieder aufgenommen, 70.000 neue Wohneinheiten sind möglich. Baukosten sollen durch serielle Fertigung um 30 Prozent sinken.
Zweitens: Investitionen in energetische Sanierungen und eigene Stromproduktion werden verdoppelt. Standardisierte Lösungen wie die „Cube“-Wärmepumpe und der Ausbau von Photovoltaik-Anlagen sollen den CO₂-Fußabdruck massiv senken. Bereits heute gehören nur noch drei Prozent des Bestands zu den schlechtesten Energieklassen.
Drittens: Mit der Öffnung der eigenen Plattform für Dritte, dem Angebot von Energiedienstleistungen und dem Ankauf sanierungsbedürftiger Objekte will Vonovia externe Erlösquellen erschließen.
Für 2024 meldet Buch Kennzahlen am oberen Ende der Prognose. Das Adjusted EBITDA lag bei rund 2,6 Milliarden Euro. Verkäufe erfolgten über Buchwert, die Verschuldung ist wieder im Zielkorridor. Und: „Das erste Quartal 2025 hat gezeigt, dass unsere Wachstumsinitiative gut anläuft“, so Buch.
Zudem setzt der Konzern auf politischen Rückenwind. Der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung mache Hoffnung, vor allem beim Bau, der Genehmigungspraxis und der Förderung klimafreundlicher Investitionen.
Vonovia blickt nach Jahren des Umbruchs wieder nach vorne. Rolf Buch hinterlässt seinem Nachfolger Luka Mucic ein gefestigtes Fundament. Die Richtung ist klar. Vonovia steht am Anfang einer neuen, langen Wachstumsphase. Das dürfte sich auch für die Anleger auszahlen. Die Aktie bleibt ein Kauf.