Europas größter Reiseveranstalter TUI hat seine Zahlen für das Ende September abgelaufene Geschäftsjahr vorgestellt. Trotz relativ solider Zahlen für Umsatz und Gewinn rutscht die TUI-Aktie zeitweise deutlich ab. Marktteilnehmer hatten mehr erwartet und auch der Ausblick auf das neue Jahr blieb hinter den Erwartungen zurück.
TUI hat einen konservativeren Ausblick für 2026 als vom Markt erwartet gegeben. CEO Sebastian Ebel verwies auf der Pressekonferenz zu den Geschäftszahlen auf das aktuelle Handelsumfeld und die vorherrschenden wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheiten. Für 2026 rechnet das Unternehmen nun mit einem Umsatzanstieg von zwei bis vier Prozent und einem Anstieg des zugrunde liegenden Betriebsergebnisses um sieben bis zehn Prozent. Das Wachstum von 2025 wird sich demnach nicht wie von den Märkten angenommen fortsetzen.
Immerhin: Die TUI-Aktionäre können künftig wieder mit steigenden Ausschüttungen rechnen (DER AKTIONÄR berichtete). Ab dem laufenden Geschäftsjahr will der Konzern 10 bis 20 Prozent des bereinigten Gewinns je Aktie als Dividende bezahlen. Würde diese Regel schon für das vergangene Geschäftsjahr gelten, gäbe es etwa 13 bis 27 Cent. Dass TUI stattdessen im Februar nur 10 Cent ausschüttet, erklärte Kiep mit dem weiteren Abbau der Schulden aus der Corona-Krise und notwendigen Investitionen.
Im vergangenen Geschäftsjahr sank die Nettoverschuldung von TUI von 1,6 auf 1,3 Milliarden Euro. Dem Konzern war durch die Corona-Pandemie und die weltweiten Reiseverbote im Jahr 2020 wie anderen Reiseunternehmen vorübergehend das gesamte Geschäft weggebrochen. Nur milliardenschwere Staatshilfen und Kapitalerhöhungen retteten TUI vor dem Untergang.
Mittlerweile schaltete der Touri-Konzernn mit der wieder aufflammenden Reiselust nach der Pandemie wieder auf Wachstumskurs. Mit etwa 20 Millionen Gästen im Veranstaltergeschäft hat der Konzern allerdings lediglich das Niveau aus der Zeit vor der Pandemie wieder erreicht. Dabei war der einstige Hauptrivale Thomas Cook/Neckermann schon im Jahr 2019 kollabiert. Im vergangenen Jahr ging schließlich auch der deutsche Wettbewerber FTI pleite, sodass TUI im klassischen Veranstaltergeschäft weniger Konkurrenz hat.
Der hinter den Erwartungen zurückgebliebene Ausblick sorgt an der Börse für Verkäufe. Die TUI-Aktie gibt am Vormittag im Xetra-Handel zeitweilig mehr als fünf Prozent auf 7,97 Euro nach und war damit der schwächste Titel im MDAX. Bis zum Nachmittag kann der Touristik-Wert aber einen Teil der Verluste wieder aufholen.
Vom Zwischentief, das Anfang November knapp unter 7 Euro lag, war der Kurs in der Spitze um mehr als 22 Prozent angezogen bis an die Marke von 8,50 Euro, die am Montag fast erreicht worden war. Seit dem Jahreswechsel steht nun ein Kursverlust von rund drei Prozent zu Buche.
In ersten Analystenstimmen wird keine große, eindeutige Kritik an den vorgelegten Zahlen laut. Experten sind sich allgemein einig, dass nach zuvor schon bekannten Eckdaten vor allem der Ausblick und die Dividende im Fokus der Bilanzpressekonferenz standen.
Die Prognose für das neue Geschäftsjahr sei in etwa wie erwartet ausgefallen, sagte etwa Leo Carrington von der Citigroup. Sein Kursziel für TUI bleibt bei 8,50 Euro, die Einstufung auf "Neutral"´.
Andrew Lobbenberg von der Barclays Bank stellte die Anleger bereits am Morgen darauf ein, dass die Kursfindung von einer Vielzahl von Einflüssen erschwert wird. Die geplante Auszahlung erscheine auf den ersten Blick moderat. Lobbenberg betonte aber, das Verhältnis von Schuldenabbau, Wachstum und Rendite sei ausgewogen. Er hat die Einstufung für TUI mit einem Kursziel von 12,25 Euro auf "Overweight" belassen.
Die Aussagen zu einem "viel besseren" Sommergeschäft ließen allerdings Spielraum zur Interpretation, hieß es vom Bernstein-Fachmann Richard Clarke. Er bleibt mit einem TUI-Kursziel von 7,90 Euro und der Einstufung"Market-Perform" zurückhaltend.
Die Schweizer Großbank UBS hat ihre Einstufung mit einem Kursziel von 9,00 Euro auf "Neutral" belassen. Analyst Cristian Nedelcu lobte zuversichtliche Signale für den Bereich Cruises and Hotels und die Wiedereinführung von Dividendenzahlungen.
Das längerfristig Chartbild bleibt geprägt von der Corona-Pandemie, die den Reisekonzern ab 2021 ins Wanken gebracht und den Kurs auf eine lange Talfahrt geschickt hatte. In dieser Zeit haben auch notwendige Staatshilfen und mehrere Kapitalmaßnahmen Einfluss auf den Reisekonzern genommen. Mittlerweile hat TUI die Wende zum Besseren geschafft. Der Schuldenabbau des Touristik-Riesen bleibt noch im Fokus, während gleichzeitig in neue Hotelanlagen investiert wird.
Ein stabiler Aufwärtstrend ist bei der Aktie weiterhin nicht zu erwarten. DER AKTIONÄR bleibt bei seiner Einschätzung, dass bei TUI lediglich kurzfristige Trading-Chancen bestehen.
Enthält Material von dpa-AFX
Heute, 13:12