Am Sonntag erfolgte der Startschuss für Teslas Robotaxi-Dienst. Seitdem spulen zwischen zehn und 20 Fahrzeuge des Elektroauto-Pioniers in Austin Meile für Meile ab. In der Robotaxi-Flotte sehen viele Analysten einen Gamechanger für Elon Musk und sein Team. Die Aktie machte am Montag einen Sprung um 8,2 Prozent nach oben. Das war der größte Anstieg innerhalb eines Tages für die Aktie seit dem 25. April.

Am 22. Juni erfolge der Rollout von mehreren Robotaxis unter dem Tesla-Label in Austin (Model Y Juniper). In den ersten Wochen will Tesla den Dienst mit maximal zehn bis maximal 20 Autos testen. Dabei ist das Angebot in Austin zunächst auf einen Teil der Innenstadt begrenzt. Einladungen, den Dienst zu nutzen und zu promoten, gingen in erster Linie an eine ausgewählte Gruppe von Tesla-Online-Influencern. Die Robotaxis haben einen Sicherheitsingenieur auf dem Beifahrersitz, der bei Problemen sofort eingreifen könnte. Den meisten der Tesla-Robotaxis folgt ein Begleitfahrzeug. „Dies unterscheidet sich jedoch nicht von der Art und Weise, wie andere autonome Ride-Hailing-Dienste begannen. Wir glauben, dass es für Tesla klug ist, den Betrieb auf diese Weise aufzunehmen, bevor es skaliert“, so UBS-Analyst Joseph Spak in seinem Tesla-Update am Montag.

Analyst Dan Ives von Wedbush sieht in der Robotaxi-Technologie von Tesla für die Aktie einen, wenn nicht den entscheidenden Katalysator für die nächsten Jahre. Ives hat die Robotaxis von Tesla bereits getestet. „Als wir das Auto verließen, konnten wir nur sagen: Das ist die Zukunft. Wir haben zwei etwa 15-minütige Fahrten durch Austin unternommen“, schrieb Ives in seiner neuesten Studie. Sein Kursziel für die Aktie hat Ives erst vor kurzem auf 500 Dollar angehoben.
Tesla-Chef Elon Musk will die Robotaxi-Flotte innerhalb weniger Monate auf tausend Fahrzeuge hochfahren. 2026 soll ein speziell für diesen Dienst angefertigtes, sogenanntes Cybercab ohne Pedale und Lenkrad gebaut werden.

“Der Marktanteil von Tesla hängt von der Verbesserung seiner Software ab", so Analyst Mandeep Singh von Bloomberg Intelligence. Citizens-Analyst Andrew Boone gibt bei der ganzen Eurphorie jedoch zu bedenken, das Waymos Vorsprung nach wie vor erheblich sei. "Waymo hat weiterhin einen First-Mover-Vorteil”, so Boone.

Welche Technik funktioniert?
Tesla-Chef Elon Musk setzt beim autonomen Fahren nur auf Kameras. Im Vergleich zur Konkurrenz, die zusätzlich teurere Lidar und Radar-Systeme verbaut. Funktioniert Teslas Ansatz, hätte der Elektroauto-Pionier einen enormen Kostenvorteil. Doch Experten befürchten Abschläge bei der Sicherheit, denn die auch unter dem Namen Lidar bekannten Laser-Radare tasten die Umgebung der Fahrzeuge ab, wie es Kameras nicht schaffen. Beim autonomen Fahren liegt aktuell mit deutlichem Abstand die Google-Tochter Waymo vorn. Waymo macht in vier US-Städten mit über 1500 Robotaxis über 250.000 Fahrten pro Woche.
Anleger stellen bei Tesla immer wieder die Robotaxi-Fantasie sowie den Rollout neuer Modelle in den Mittelpunkt. Vieles hängt in den nächsten Wochen an einem guten Newsflow für die Tesla-Robotaxi-Flotte. Tesla muss zeigen, dass man sich auf Augenhöhe mit Waymo oder Zoox befindet. Wenn die Wette aufgeht, hat Tesla durch den Robotaxis-Dienst großes Potenzial. Denn Tesla verfügt über einen Großteil der Wertschöpfungskette. Die Bewertungsmultiplen von Tesla sind nach wie vor extrem sportlich. Durch den Sprung am Montag hat sich das Chartbild jedoch wieder deutlich aufgehellt.