Der Rüstungsboom im Zuge der Zeitenwende beschert Rheinmetall volle Auftragsbücher und eine beispiellose Expansion. Nun stellt der Konzern einen wichtigen Standort von Autoteilen auf Militärkomponenten um. Die Belegschaft steht hinter dem Plan, doch der Widerstand formiert sich bereits.
Der Düsseldorfer Rüstungskonzern und DAX-Liebling Rheinmetall macht Nägel mit Köpfen. Die Tochtergesellschaft Pierburg GmbH am Standort Berlin-Wedding wird künftig Teil der boomenden Verteidigungssparte. Wo heute noch Komponenten für die kriselnde Automobilindustrie vom Band laufen, sollen ab Juli 2025 schrittweise Kapazitäten für die mechanische Bearbeitung von Munitionsbestandteilen geschaffen werden.
Ein Paukenschlag für die Hauptstadt, der die neue strategische Ausrichtung des Konzerns untermauert. Perspektivisch soll das Werk unter dem Namen Rheinmetall Waffen Munitions GmbH firmieren. Das Unternehmen betonte, dass die Produktion keine explosiven Stoffe umfassen werde.
Transformation mit Vollgas: Belegschaft zieht mit
Der Umbau erfolgt mit Rückendeckung der Belegschaft. Der Betriebsrat bezeichnete den Schritt als „alternativlosen Transformationsprozess“, wie die IG Metall Berlin berichtet. Bernd Benninghaus, der Betriebsratsvorsitzende, hob die Vorteile klar hervor: neue Maschinen, wichtige Qualifizierungen für die Mitarbeiter und vor allem langfristige Planungssicherheit. Das bisherige Geschäftsmodell sei angesichts der Flaute in der Autobranche nicht mehr tragfähig gewesen.
Die Fakten stützen diese Einschätzung: Die rund 350 Arbeitsplätze am Standort sollen vollständig erhalten bleiben. Ein klares Signal für Stabilität und eine reibungslose Umsetzung, die für den Konzern Gold wert ist. Während es vereinzelte kritische Stimmen gibt, sieht die große Mehrheit der Mitarbeiter die Neuausrichtung positiv – sie sichert die Zukunft des Werks.
Proteste als Störfeuer?
Doch wo Rheinmetall expandiert, ist der Protest nicht weit. Unter dem Motto „Kein Rheinmetall im Wedding“ demonstrierten am 10. Mai rund 1.500 Menschen vor dem Werkstor. Organisiert von linken Gruppen, wird die „Militarisierung“ der Industrie kritisiert und an die historische Vergangenheit des Standorts als Rüstungsbetrieb im Ersten und Zweiten Weltkrieg erinnert.
Die Linke fordert vom Bezirk ein klares Veto. Doch die Politik hat hier kaum Einflussmöglichkeiten. Das Bezirksamt Mitte verweist korrekt darauf, dass es sich um ein privates Unternehmen handle und Sicherheitsfragen auf Landes- und Bundesebene geklärt werden. Diese Proteste sind für Rheinmetall zwar ein mediales Störfeuer, dürften den strategischen Kurs des Konzerns aber kaum beeinflussen.
Für die Rheinmetall-Aktie geht es am Freitag um gut drei Prozent nach unten. Dabei handelt es sich jedoch mehr um Gewinnmitnahmen nach dem starken Vortag als Auswirkungen der Proteste. Klar ist: Ohne eine starke Rüstungsbranche ist die Sicherheit Deutschlands nicht mehr gewährleistet. Daher ist die Produktionsstandort in Berlin die richtige Entscheidung. Die Rheinmetall-Aktie bliebt aussichtsreich.
27.06.2025, 15:05