Deutschlands größter Konzern der Verteidigungsbranche will sich noch breiter aufstellen und setzt mit dem Einstieg in den militärischen Schiffbau seine Expansion fort. Für einen Milliarden-Betrag kauft Rheinmetall die komplette Marinesparte der Bremer Lürssen-Gruppe NVL. Die Rheinmetall-Aktie sollte schon bald die 2.000-Euro-Marke knacken.
Zu Lande, in der Luft, im Weltraum und künftig auch zu Wasser – Rheinmetall will sich in der Verteidigungsindustrie noch breiter aufstellen. Zum Wochenstart war bekannt geworden, dass die Düsseldorfer die Marinesparte mit dem Namen Naval Vessels Lürssen (NVL) von Lürssen übernehmen (DER AKTIONÄR berichtete). Dazu gehören die Hamburger Werften Blohm+Voss und Norderwerft, die Peene-Werft im mecklenburgischen Wolgast sowie die Neue Jadewerft in Wilhelmshaven. Hinzu kommen Standorte in Bulgarien, Kroatien, Ägypten und Brunei.
Der Übernahme müssen noch die Kartellbehörden zustimmen. Rheinmetall und Lürssen hoffen auf einen Abschluss des Deals im ersten Quartal 2026.
Rheinmetall baut bislang keine eigenen Schiffe, macht aber Geschäfte mit der Marine, etwa mit Schiffsgeschützen und mit Lasermodulen. Künftig sollen nun auch Kriegsschiffe aus dem Hause Rheinmetall kommen. Über den Kaufpreis haben beide Seiten zwar Stillschweigen vereinbart. Doch Rheinmetall-Chef Armin Papperger sagte in einem Telefonat mit Investoren, dass NVL mit etwa dem 4,5-fachen seines mittelfristigen Kerngewinnziels (300 Millionen Euro) bewertet werde, was einem Preis von rund 1,35 Milliarden Euro entspricht. Analysten von Jefferies erklärten, dass das "angesichts des starken mittel- bis langfristigen Potenzials" einem erschwinglichen Preis entspreche.
Papperger sagte, der Vorstoß in den Marinesektor sei durch die russische Aggression ausgelöst worden. Die vollständige Invasion der Ukraine durch Moskau habe ja dazu geführt, dass Länder in ganz Europa ihre Verteidigungsausgaben erhöhten.
NVL hat nach Informationen des NDR derzeit Aufträge in Höhe von rund sieben Milliarden Euro in den Büchern. Im vergangenen Jahr hatte NVL einen Umsatz von rund einer Milliarde Euro erzielt. Laut Rheinmetall werde 2025 wohl eine operative Marge von zehn Prozent erreicht, was Konkurrenten wie TKMS und Fincantieri übertreffe. Das Unternehmen beliefert sowohl die deutsche Marine als auch andere Nationen.
Wachstumspotenzial gibt es insbesondere im Bereich autonome Schiffe – also bei schwimmenden Drohnen. Die NVL hält Anteile an der britischen Kraken Technology Group, die auf die Entwicklung unbemannter Seesysteme spezialisiert ist.
Der Rheimetall-Aktie gab die Verkündung des Deals Rückenwind. Bis auf das neue Allzeithoch bei 1.983 Euro zog der DAX-Wert an. Zuletzt korrigierte Rheinmetall im schwächeren Börsenumfeld leicht und rutschte wieder unter 1.900 Euro ab. Doch am Donnerstag gewinnt der Wert im frühen Handel wieder auf 1.922 Euro und gehört damit im DAX zu den besseren Werten. An der DAX-Spitze stehen am Morgen Siemens Energy, Sartorius und Infineon.
Rheinmetall ist mit einem Kursplus von etwa 212 Prozent seit Jahresanfang der beste Wert im DAX. Analysten und auch DER AKTIONÄR sehen weiteres Potenzial. Barclays hatte beispielsweise ein Kursziel von 2.050 Euro ausgegeben, JPMorgan sogar 2.250 Euro. JPM-Analyst David Perry schätzte den NVL-Deal insgesamt positiv ein. Er bringe aber auch Risiken mit sich, da der Bau von Marineschiffen zu den riskanteren Bereichen der Verteidigungsindustrie gehört.
Deutschlands größte Waffenschmiede will sich laut CEO Armin Papperger zum "globalen Rüstungschampion" entwickeln. Das zusätzliche Geschäft mit Kriegsschiffen sollte den Konzern in den kommenden Jahren tatsächlich aufwärts pushen. Allerdings schläft auch die große Konkurrenz in den USA und in China nicht und expandiert ebenfalls. Bis unter die Top-10 im Rüstungsgeschäft ist es noch ein weiter Weg.
DER AKTIONÄR ist jedoch zuversichtlich, dass die Rheinmetall-Aktie in den kommenden Monaten weiterhin zu den Highflyern am deutschen Aktienmarkt gehören wird und hat ein Kursziel von 2.250 Euro ausgegeben.
Kürzlich kaufte Deutschlands führendes Börsenmagazin den Wert auch in sein reales AKTIONÄR-Depot. Die 2.000-Euro-Marke ist nur etwa vier Prozent entfernt und sollte bei entsprechend günstigem Marktumfeld schon in wenigen Tagen geknackt werden.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Aktien der Rheinmetall befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.
18.09.2025, 09:43