Der Rüstungskonzern Rheinmetall plant offenbar den nächsten großen Coup. Wie Bild aus Branchenkreisen erfahren hat, steht der DAX-Champion kurz davor, sich die Militärsparte des renommierten Schiffbauers Lürssen einzuverleiben. Ein strategischer Geniestreich, der den Panzer- und Munitionsspezialisten über Nacht zu einem Schwergewicht im Marinesektor machen würde.
Bislang war Rheinmetall vor allem für seine Panzer, wie den Erfolgs-Panzer „Leopard“, und seine Munitionsproduktion bekannt. Doch CEO Armin Papperger denkt größer. Mit der Übernahme der Werftensparte Naval Vessels Lürssen (NVL) würde sich der Konzern ein komplett neues, lukratives Geschäftsfeld erschließen. Während sich die Familie Lürssen künftig auf das margenstarke Geschäft mit Megajachten konzentrieren will, greift Rheinmetall nach den Militärwerften in Hamburg, Wilhelmshaven und Wolgast.
Die NVL ist kein kleiner Fisch: Mit rund einer Milliarde Euro Jahresumsatz ist die Werft neben Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) einer der führenden deutschen Hersteller von Marineeinheiten. Aktuell ist das Unternehmen maßgeblich am Bau der neuen Fregatten-Generation F126 für die Bundeswehr beteiligt – ein milliardenschweres Prestigeprojekt, auch wenn es zuletzt wegen technischer Herausforderungen zu Verzögerungen kam.
Nationaler Champion in Sicht
Der Deal hätte weitreichende Konsequenzen für die gesamte deutsche Rüstungslandschaft. Seit Jahren wird über eine Konsolidierung im deutschen Marineschiffbau diskutiert, wo mit TKMS, NVL und German Naval Yards gleich drei große Werften um die knappen Aufträge konkurrieren. Ein Zusammenschluss unter dem Dach eines Riesen wie Rheinmetall wäre auch im Sinne der Bundesregierung, die einen starken, zentralen Ansprechpartner in der Industrie bevorzugt.
Rheinmetall-Chef Papperger wittert hier eine goldene Gelegenheit. Angesichts der angespannten Sicherheitslage, insbesondere in der Ostsee, rechnet er mit einer massiv steigenden Nachfrage nach modernen Marineschiffen. Die „Zeitenwende“ spielt dem Düsseldorfer Konzern voll in die Karten.
Noch ist nichts in trockenen Tüchern
Offiziell hüllen sich die beteiligten Unternehmen noch in Schweigen. Doch hinter den Kulissen laufen die Drähte heiß. Dem Vernehmen nach soll sich der Aufsichtsrat von Rheinmetall in den kommenden Wochen mit dem Vorhaben befassen. Ganz sicher ist der Deal aber noch nicht: Eine mit der Sache vertraute Person betonte, dass auch die Mitglieder der Lürssen-Familie dem Verkauf noch zustimmen müssen.
Der Einstieg in den Marinesektor wäre ein logischer und strategisch brillanter Schritt, um die Abhängigkeit vom Landgeschäft zu reduzieren und von den steigenden Marine-Etats zu profitieren. Anleger bleiben an Bord.
27.08.2025, 13:50