Noch ist die Übernahme der NVL-Marine-Werften durch Rheinmetall nicht ganz in trockenen Tüchern. Doch bis zum Jahresende wird von den Kartellbehörden grünes Licht erwartet. Vorab hat Rheinmetall angekündigt, die Hamburger Werft Blohm+Voss zu einer zentralen Marine-Werft auszubauen. Es sind Milliarden-Investitionen geplant.
Deutschlands größter Rüstungskonzern will mit der Übernahme der Marine-Werften von NVL, zu denen auch die Hamburger Großwerft Blohm+Voss gehört, sein Marine-Geschäft deutlich ausbauen. Am Wochenende nutzte Rheinmetall-Chef Armin Papperger den Wirtschaftsabend in Hamburg-Heimfeld, um die Pläne zu bekräftigen. Nach der in wenigen Wochen erwarteten Freigabe der Kartellbehörden soll die traditionsreiche Werft deutlich vergrößert werden.
Rheinmetall – vor wenigen Jahren noch vor allem auf Land- und Luft-Systeme sowie Munition fokussiert – weitet sein Geschäft nun massiv auf den maritimen Sektor aus. Papperger stellte der Branche einen bevorstehenden Aufschwung in Aussicht. Die Übernahme von Blohm+Voss soll als Kapazitäts-Turbo dienen, um den wachsenden Auftragsbestand des Konzerns abzuarbeiten.
Der Rüstungskonzern plant, die Werft in die Lage zu versetzen, einen Teil der steigenden Nachfrage nach Kriegsschiffen, U-Booten und spezialisierten Systemen zu decken. Die Vergrößerung der Werft ist somit ein industriepolitisches Bekenntnis zum Standort Deutschland und zur schnellen Wiederherstellung der Verteidigungsfähigkeit auf See.
Milliarden-Investments der Bundeswehr
Nach Einschätzung von Papperger müsse die deutsche Marine in den kommenden zehn Jahren rund 82 Milliarden Euro in neue Schiffe investieren, um NATO-Vorgaben zu erfüllen. Ein möglichst großer Teil der Wertschöpfung solle dabei in Deutschland bleiben.
Der Rheinmetall-Chef kündigte an, dass Blohm+Voss nach dem geplanten Einstieg der Düsseldorfer nicht mehr nur Schiffshüllen bauen soll, sondern auch eigene Komponenten, Waffensysteme und weitere Ausrüstung. Das sichere Arbeitsplätze und erhöhe die wirtschaftliche Rendite des Standorts.
Bundeskanzler Friedrich Merz hatte vor ein paar Wochen angekündigt, die Bundeswehr zur stärksten Armee Europas auszubauen. Die Rüstungsausgaben Deutschlands sollen bis zum Jahr 2030 auf rund 180 Milliarden Euro klettern. Dabei sei Rheinmetall ist „in der Pole-Position für das NATO-Wachstum“, so der Rheinmetall-Chef mit Hinweis auf den künftigen Ausbau der Rüstungsausgaben auf fünf Prozent des BIPs. Allein aus dem Marine-Geschäft erwartet Rheinmetall bis zum Start des nächsten Jahrzehnts rund fünf Milliarden Euro Umsatz.
Aktie vorübergehend unter Druck
Noch sind das alles Planzahlen, die Milliarden-Aufträge werden in den kommenden Monaten erwartet. Papperger geht davon aus, dass der Auftragsbestand Mitte nächsten Jahres auf rund 120 Milliarden Euro steigt.
Der jüngste Anlauf zur Beendigung des fast vier Jahre andauernden Ukraine-Kriegs – DER AKTIONÄR berichtete – drückte zuletzt auf das Kursniveau der Rheinmetall-Aktie, aber auch anderer Werte der Branche. Der Rheinmetall-Kurs rutschte sogar unter den gleitenden 200-Tage-Durchschnitt.
Die US-Bank JPMorgan hat Rheinmetall am Montag-Morgen mit einem Kursziel von 2.250 Euro auf "Overweight" bestätigt. Nach dem Kapitalmarkttag habe er seine Schätzungen für den Rüstungskonzern angehoben, schrieb David Perry in einer aktuellen Einschätzung. Der Kursrutsch der Aktie wegen eines möglichen Abkommens zwischen Russland und der Ukraine biete eine attraktive Einstiegsmöglichkeit. Perry geht nicht davon aus, dass Deutschland wegen der jüngsten Entwicklungen in diesem Konflikt seine geplanten Rüstungs-Investitionen zurückfahren wird. Der Gewinnausblick für die kommenden Jahre sei gut untermauert.
Die Rheinmetall-Aktie bleibt längerfristig ein Investment wert. Auch wenn ein möglicher (und wünschenswerter) Frieden das Geschäft vorübergehend belasten dürfte, bleibt der Konzern im Zentrum des Ausbaus der europäischen Verteidigungsfähigkeit. Der Ausbau des Marine-Geschäfts wird dabei eine tragende Säule sein. Anleger bleiben engagiert, kaufen auf gedrücktem Niveau sogar vorsichtig nach.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Aktien der Rheinmetall befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.
24.11.2025, 07:15