Die Leerverkäufer bei Palantir scheinen endgültig die Nerven zu verlieren. Angesichts einer scheinbar unaufhaltsamen Rally, die durch geopolitische Krisen und euphorische Kleinanleger befeuert wird, ziehen Shortseller die reihenweise Reißleine. DER AKTIONÄR beleuchtet wie hoch die Verluste der Leerverkäufer ausfallen.
Wie Daten von S3 Partners zeigen, sind aktuell nur noch zwei Prozent aller frei handelbaren Palantir-Aktien leerverkauft. Damit hat sich der Anteil der Shortpositionen gegenüber dem vergangen Oktober mehr als halbiert – damals waren es noch fünf Prozent.
Grund für den deutlichen Rückgang der Shortpositionen ist die enorme Kursrally: In den vergangenen Monaten hat sich der Aktienkurs beinahe vervierfacht. Dadurch erlitten Shortseller Verluste in Höhe von rund sieben Milliarden Dollar, wie Bloomberg berichtet.
Trump-Effekt und KI-Boom als Kurstreiber
Palantir, bekannt für seine Software zur Analyse riesiger Datenmengen für Regierungen und Großunternehmen, ist in diesem Jahr der absolute Überflieger im S&P 500. Die Fantasie der Anleger wird dabei gleich von mehreren Faktoren beflügelt: die allgemeine Euphorie um Produkte im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) und deutliche Anzeichen dafür, dass das Unternehmen vermehrt Aufträge von der neuen US-Administration an Land zieht. Allerdings hat dieser Erfolg seinen Preis: Palantir ist auch die teuerste Aktie im Leitindex. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) liegt bei 76. Zum Vergleich: Der KI-Gigant Nvidia kommt hier „nur“ auf einen Wert von 17.
Das enorme Momentum hinter Palantir, das die Aktie am Mittwoch auf ein neues Intraday-Rekordhoch von 147,67 Dollar katapultierte, mache es brandgefährlich, gegen den Wert zu wetten, selbst wenn die Bewertung schwer zu rechtfertigen sei, so Thomas George, Präsident bei Grizzle Investment Management. „Der Hype kann länger anhalten, als es den Bären oder Shortsellern lieb ist, und wir haben zu viele Leute gesehen, die sich die Finger verbrannt haben, als sie versuchten, etwas zu shorten“, erklärte George.
Wachstum beeindruckend, Bewertung bleibt Knackpunkt
Das in Denver ansässige Unternehmen soll laut Bloomberg in diesem Jahr einen Umsatzsprung von 36 Prozent erzielen, gefolgt von einem weiteren Zuwachs von 29 Prozent im Jahr 2026. Damit zählt Palantir zu den wachstumsstärksten Unternehmen im Nasdaq 100.
Die Bewertung bleibt jedoch der große Streitpunkt an der Wall Street. Weniger als ein Drittel der von Bloomberg befragten Analysten empfiehlt die Aktie zum Kauf – eine ungewöhnlich niedrige Quote für ein Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von über 300 Milliarden Dollar. Basierend auf dem durchschnittlichen Kursziel sehen die Analysten sogar ein Abwärtspotenzial von 25 Prozent für das kommende Jahr – die schwächste implizite Renditeerwartung im gesamten Nasdaq 100 Index, der jüngst ein Rekordhoch markierte.
Die institutionelle Zurückhaltung wird jedoch durch das massive Interesse der Privatanleger mehr als kompensiert. Gemessen an den Kundenaufträgen gehört Palantir laut Daten von Interactive Brokers konstant zu den aktivsten Wertpapieren auf der Plattform. Vanda Research, ein Analysehaus für den Retail-Handel, stuft Palantir bei den Netto-Käufen von Privatanlegern sogar auf Rang drei ein – hinter den Branchenriesen Tesla und Nvidia, die beide eine deutlich höhere Marktkapitalisierung aufweisen.
Die Palantir-Story bleibt hochspannend. Das Momentum und die KI-Fantasie, gepaart mit den potenziellen Impulsen durch die Trump-Administration, sprechen für die Aktie. Anleger bleiben daher weiter an Bord. Seit der jüngsten Neuempfehlung im AKTIONÄR in Ausgabe 19/25 Ende April steht ein Plus von rund einem Viertel zu Buche.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Palantir Technologies.
26.06.2025, 15:48