Wells Fargo wagt den Bruch mit Jahren der Skepsis und sieht bei Nike plötzlich eine echte Trendwende. Die Aktie reagiert sofort, weitere Analysten schließen sich an. Warum jetzt Bewegung in den gesamten Sportartikelmarkt kommt – und welche Chancen sich daraus ergeben könnten.
Nike arbeitet sich nach schwierigen Jahren spürbar aus dem Tief. Der Kurs legte am Donnerstag über zwei Prozent zu und verzeichnete den dritten Gewinntag in Folge. Auslöser war eine klare Richtungsentscheidung von Wells Fargo: Analyst Ike Boruchow stufte den Wert von „Gleichgewichten“ auf „Übergewichten“ hoch und hob das Kursziel von 60 auf 75 Dollar an. Das entspricht einem Potenzial von rund 17 Prozent.
Der Branchenkenner sieht nach über drei Jahren negativer Revisionsschleifen nun einen Wendepunkt. Er schreibt, der Konzern könne in sechs bis neun Monaten in einen stabilen Wachstumsmodus zurückfinden. Seine Prognose für die Geschäftsjahre 2026 und 2027 hebt er an. Die Marge soll durch mehrere Hebel steigen. Er erwartet für das Geschäftsjahr 2026 ein Umsatzplus von drei bis vier Prozent und eine Verbesserung der Bruttomargen um 200 Basispunkte. Auslöser seien sinkende Gegenwinde im Kerngeschäft und eine spürbare Belebung jenseits der Klassiker-Reihen.
Die Analyse verweist auf stark verbesserte Frühindikatoren. Die Schuhmodelle Vomero und Peg sorgen laut Boruchow für höhere Volumina und stützen die Glaubwürdigkeit des Turnaround-Programms. Auch die Daten aus dem Großhandel stabilisieren sich. Die Abschwächung im Segment der Klassiker soll sich über die kommenden Quartale deutlich verringern. Historische Sneaker-Zyklen mit Laufzeiten von 40 bis 70 Monaten hätten ihren Tiefpunkt erreicht. Besonders die beliebten Modelle Air Force 1 und Air Jordan 1, die seit 63 respektive 54 Monaten im Abwärtstrend lagen, zeigen laut Wells Fargo erstmals klare Stabilisierungssignale.
Rückenwind kommt auch von anderer Seite. Die Bank of America erklärte am Dienstag, der jüngste Rücksetzer eröffne eine attraktive Einstiegsgelegenheit. Die Wall Street zeigt sich überwiegend positiv: Acht Analysten raten zum Kauf, 13 zum Halten, zwei zum Verkaufen. Das durchschnittliche Kursziel lautet auf 84,47 Dollar und impliziert rund 28 Prozent Potenzial.
Strategisch wichtig bleibt die Frauenlinie. Die Kooperation mit SKIMS gewinnt an Dynamik. Die Marke, zuletzt mit rund fünf Milliarden Dollar bewertet, plant eine deutliche internationale Expansion. Frisches Kapital und steigende Ambitionen in neuen Kategorien sorgen für Schwung. Für Nike ist das Projekt zentral, um im umkämpften Segment verlorenen Boden zurückzuholen. Der Erfolg der Kampagne Bodies at Work und die breite Athletenpräsenz zeigen erste Wirkung.
Charttechnisch verbessert sich das Bild. Die Aktie tastet sich an die 200-Tage-Linie bei 68,68 Dollar heran. Ein Ausbruch darüber wäre ein technisches Kaufsignal und würde die Einschätzungen der optimistischen Analysten stützen.
Signal für die Branche
Die Erholung stützt zudem das gesamte Sportsegment. Adidas und Puma hatten in diesem Jahr unter Zollpolitik, Konsumflaute und Marktanteilsverlusten gelitten. Dreht Nike tatsächlich, könnten die deutschen Werte überproportional profitieren. Puma notiert rund fünfundachtzig Prozent unter All-Time-High, Adidas hat ebenfalls deutlich Federn gelassen. Die Branche wartet auf einen stabilen globalen Nachfrageimpuls.
Die nächste Nagelprobe folgt am 18. Dezember mit den Zahlen zum zweiten Quartal. Zeigen sich erste Effekte der SKIMS-Partnerschaft und eine Fortsetzung der Margenerholung, könnte Nike den Turnaround weiter beleben.
Die Weichen stehen auf Erholung. Nike sendet stabile Signale, und die Branche könnte davon mitgezogen werden. Welche Werte jetzt ins Blickfeld rücken und wo das Chance-Risiko-Profil überzeugt, vertieft DER AKTIONÄR in der neuen Ausgabe.
14.11.2025, 11:05