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07.01.2021 Leon Müller

Trotz BioNTech und Moderna: Antizipiertes Chaos

Deutschland bleibt im Lockdown, auch über den 10. Januar hinaus. Das überrascht nicht, niemanden. Die Maßnahmen sind jedoch tiefgreifender als befürchtet. Ausgangssperren, weitergehende Kontaktbeschränkungen, größere Sicherheitsabstände. Was bisher in milderer Form wenig bis nichts genützt hat, soll jetzt helfen. Die Begleiterscheinungen dieser Maßnahmen-Kakophonie sind vielseitig und längst nicht vollumfänglich greifbar.

Noch sind in Umfragen zur Ermittlung der Zustimmung zu den Maßnahmen die jüngsten Entwicklungen wie das klägliche Versagen der Bundesregierung sowie der Europäischen Union bei der Beschaffung von ausreichend Impfstoff für die Menschen hierzulande und auch in der EU nicht ausreichend enthalten. Noch wirken die neuen, verschärften Maßnahmen nicht. All das in Summe kann aber mittelfristig einen toxischen Cocktail ergeben. Denn wenn wir dankbar sein dürfen und müssen, dass es nach so kurzer Zeit überhaupt Impfstoffe gibt, so dürfen und müssen wir auch anmerken können, dass der Impfstart fehlgeschlagen ist. Wenn jeder Tag zählt, wie uns Virologen und Regierende seit Wochen Glauben lassen, warum hat man dann Monate ungenutzt verstreichen lassen? Diese Widersprüche aufzuklären liegt jetzt in der Verantwortung des Parlaments. Mit FDP-Generalsekretär Volker Wissing fordert jetzt der erste Parlamentarier einen Untersuchungsausschuss, derweil Vizekanzler Olaf Scholz von der SPD Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mit einem Fragenkatalog traktiert, der eine solide Grundlage für einen ebensolchen bilden könnte. Der Wahlkampf ist eröffnet.

Die Börse hat unterdessen einmal mehr bewiesen, wie schnell und zielsicher sie Entwicklungen antizipiert. Trotz vorheriger Rallye auf ein neues Allzeithoch brach der DAX am Tag der Verkündung des härteren und längeren Lockdowns nicht ein, er zuckte nicht einmal merklich. Wer weiß schon, was die Marktteilnehmer in ihrer Gesamtheit wirklich umtreibt? Im besten Fall blicken sie weit voraus auf eine Zeit, in der nicht nur die Gesundung der Bevölkerung einkehrt, sondern auch jene der Wirtschaft. Dann wäre das heute eine solide Grundlage für weitere Höchststände. Schließlich haben, wenn nicht alle, so doch viele Unternehmen eine Menge aufzuholen, sobald die Normalität zurückkehrt. Und das wird sie.

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Dieses Editorial ist in DER AKTIONÄR Nr. 02/21 erschienen, welches Sie hier als PDF gesamt herunterladen können.

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