Erst am vergangenen Freitag sorgten gute Quartalsergebnisse von Hensoldt für neuen Aktienauftrieb. Doch der Kapitalmarkttag am heutigen Dienstag sorgte für Enttäuschungen. Die Hensoldt-Aktie sackte ab, die Branchen-Nachbarn Rheinmetall und Renk Group konnten sich dem Druck nicht entziehen. Wie nachhaltig ist die neue Korrektur?
Deutsche Rüstungswerte sind nach den neuen Zielen von Hensoldt auf Talfahrt gegangen. "Die mittelfristigen Aussichten des Radar-Spezialisten kommen am Markt nicht gut an", kommentierte Aktienexperte Frederik Altmann von Alpha Wertpapierhandel. "Das drückt heute auf die Aktien, auch wenn die langfristigen Aussichten intakt erscheinen."
Das Hensoldt-Papier verlor während des Kapitalmarkttags zeitweise mehr als neun Prozent. Zum Xetra-Schluss stand ein Minus von 8,4 Prozent auf 87,05 Euro zu Buche, womit im bisherigen Jahresverlauf aber immer noch ein Plus von etwas mehr als 150 Prozent übrig bleibt. Im MDAX nimmt die Aktie damit nach Renk und Thyssenkrupp den dritten Platz ein.
Rheinmetall gaben im DAX zum Xetra-Schluss um 3,1 Prozent auf 1.731,50 Euro nach und Papiere von Renk verloren ebenfalls 3,1 Prozent auf nun 63,86 Euro. Beide blieben so aber weiterhin innerhalb ihrer jüngsten Handelsspanne. Das Kursplus von Rheinmetall seit Anfang 2025 beträgt zudem immer noch 180 Prozent. Renk ist im selben Zeitraum um fast 250 Prozent gestiegen und Thyssenkrupp um etwas mehr als 200 Prozent. Allesamt profitieren sie vom fortgesetzten Rüstungsboom.
"Die Investoren sind in ihrem Aufrüstungsrausch von wesentlich größeren Wachstumszahlen ausgegangen", erklärte Aktienexperte Andreas Lipkow. "Das hatte auch bereits bei den Aktien der Unternehmen Rheinmetall und Renk für Kursverluste in den vergangenen Handelswochen gesorgt." Was den Radar-Spezialisten betreffe, hätten Marktteilnehmer eine höhere Skalierbarkeit der Produkte und Dienstleistungen erwartet. "Nun werden diese Annahmen korrigiert."
Das für 2026/27 von Hensoldt angestrebte operative Ergebnis (EBITDA) liege rund sieben Prozent unter der durchschnittlichen Analystenprognose, rechnete Analyst David Perry von JPMorgan vor. Er erwartet nun sinkende Konsensschätzungen. Am Freitag hatte er die Einstufung für Hensoldt nach den Q3-Zahlen mit einem Kursziel von 110 Euro auf "Overweight" belassen.
Für Analystin Chloe Lemarie von Jefferies liegen die Prognosen von Hensoldt für das Jahr 2030 zwar im Rahmen der Erwartungen, das Wachstum sei allerdings "auf die späteren Phasen konzentriert. Und das wirke sich negativ auf die Ziele für 2026 aus. Die Prognose von Hensoldt für 2026 gehe von einem Wachstum von etwa zehn Prozent und einer Verbesserung der Ebitda-Marge um etwa 50 Basispunkte aus – das bedeute, dass diese Ziele jeweils unter der Konsensprognose lägen, hob auch sie als Belastungsfaktor für die Aktie hervor.
Die mageren Aussichten für die kommenden beiden Jahre sind zwar enttäuschend, kommen aber nicht gänzlich überraschend. Experten hatten bereits Zweifel, dass das zuletzt boomende Geschäft von Hensoldt im gleichen Maße weitergeht. Der aktuelle Kursrückgang setzt eine Bereinigung in Gang, danach dürften Investoren die Aktien neu betrachten. DER AKTIONÄR sieht langfristig weiterhin ordentliches Potenzial für den Rüstungswert.
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Enthält Material von dpa-AFX
11.11.2025, 19:39