Nahezu alle Experten waren sich im Vorfeld einig: Aufgrund des sehr schwierigen Marktumfelds mit niedrigen Frachtraten und globalen Handelskonflikten dürfte die DHL Group im dritten Quartal des laufenden Jahres einen Rückgang des operativen Gewinns verbucht haben. Doch sie hatten sich getäuscht. Der Bonner Logistikriese hat alle überrascht.
Zwar verringerte sich der Umsatz im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr leicht auf 20,1 Milliarden Euro, was der DAX-Konzern auf Währungseffekte und Volumenrückgänge zurückführte. Doch das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) stieg um 7,6 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Diese erfreuliche Entwicklung sei das Resultat aktiven Kapazitätsmanagements sowie struktureller Kostenverbesserungen, sagte Konzernchef Tobias Meyer. Zudem halfen Preisanpassungen. Meyer bestätigte den Jahresausblick und sieht den Konzern für das wichtige Jahresschlussgeschäft gut gerüstet.
DHL hatte Anfang März ein Sparprogramm mit zahlreichen Maßnahmen in allen Konzernbereichen verkündet, das seine volle Wirkung 2027 entfalten soll. So will der Vorstand die Kosten um mehr als eine Milliarde Euro senken. Im dritten Quartal halfen etwa reduzierte Luftfahrtkosten im margenstarken Express-Geschäft mit zeitkritischen Sendungen.
Die Sparmaßnahmen wirkten sich auch sehr positiv auf den freien Barmittelzufluss aus, der um 80 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro anschwoll. Der auf die Aktionäre entfallene Gewinn stieg um rund zwölf Prozent auf 840 Millionen Euro. Auch diese Kennziffern fielen stärker aus, als Analysten laut den vom Unternehmen bereitgestellten Daten erwartet hatten.
Mit der bestätigten Jahresprognose überraschte DHL ebenfalls positiv. Der Konzern erwartet 2025 weiterhin einen operativen Gewinn von mindestens 6 Milliarden Euro. Vom Unternehmen befragte Analysten gehen bislang hingegen nicht davon aus, dass die runde Marke geknackt werden kann.
Nach dem unerwartet starken dritten Quartal ist nun das wichtige Schlussquartal entscheidend für ein gutes Abschneiden im Gesamtjahr. Es ist wegen des Weihnachtsgeschäfts, aber auch dank vieler Rabattaktionen von Online-Händlern wie "Black Friday" und "Singles' Day" Jahr für Jahr von großer Bedeutung und bringt enorme Mengen von versendeten Waren. Für diese Zeit des sogenannten Starkverkehrs rechnet DHL trotz Wirtschaftsflaute und zurückhaltender Verbraucherstimmung mit einem "typischen saisonalen Anstieg der E-Commerce-Lieferungen an Konsumenten". DHL-Chef Meyer sieht den Konzern darauf gut vorbereitet.
Im vorbörslichen Handel legen die Anteilscheine der DHL Group deutlich zu. Womöglich könnte die überraschend positive Entwicklung im dritten Quartal nun zum nachhaltigen Wendepunkt beim seit Monaten lediglich seitwärts pendelnden Aktienkurs werden. Die günstig bewertete Dividendenperle bleibt eine solide Halteposition (Stoppkurs: 30,50 Euro).
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: DHL Group.
Enthält Material von dpa-AFX
06.11.2025, 07:42